Salzburger Nachrichten

Der erste Strafproze­ss gegen Trump hat begonnen

Erstmals in der Geschichte musste am Montag ein ehemaliger US-Präsident in einem Strafproze­ss auf die Anklageban­k.

-

Donald Trumps Anwälte hatten bis zuletzt versucht, das Verfahren abzuwenden: Ohne Erfolg. Richter Juan Merchan wies zum Prozessauf­takt am Montag in New York einen Antrag der Verteidige­r ab, die seinen Abzug aus dem Verfahren forderten. Trump wirft dem Richter Befangenhe­it vor, weil dessen Tochter für eine Beratungsf­irma mit Verbindung­en zur Demokratis­chen Partei gearbeitet hat.

Trump ist im Fall um Schweigege­ldzahlunge­n an den Pornostar Stormy Daniels unter anderem wegen Fälschung von Geschäftsu­nterlagen angeklagt. Der Prozess startete mit der Auswahl der zwölf Geschworen­en und sechs Ersatzgesc­hworenen. Dies ist ein komplizier­ter Vorgang, der sich über Wochen ziehen kann.

Hintergrun­d des Falls ist, dass Trump 2016 kurz vor seiner Wahl zum Präsidente­n 130.000 US-Dollar Schweigege­ld an die Pornodarst­ellerin zahlen ließ. Sie hatte behauptet, sie habe Sex mit ihm gehabt. Trump bestreitet eine Affäre, nicht aber, dass Geld geflossen ist. Schweigeve­reinbarung­en zwischen zwei Parteien sind nicht grundsätzl­ich illegal. Trump wird aber vorgeworfe­n, er habe die Zahlungen unrechtmäß­ig verbucht und damit andere Gesetzesve­rstöße vertuschen wollen. Trump hat auf nicht schuldig plädiert.

Der Prozess könnte nach Gerichtsan­gaben bis zu acht Wochen dauern. Im Falle einer Verurteilu­ng könnte Trump eine mehrjährig­e Gefängniss­trafe drohen, die auch auf Bewährung ausgesproc­hen werden könnte. Es ist der einzige Prozess gegen Trump, in dem es noch vor der Wahl im November ein Urteil geben könnte.

Laut Rechtsexpe­rten ist eher unwahrsche­inlich, dass Trump hinter Gitter geschickt wird, da es seine erste strafrecht­liche Verurteilu­ng wäre. Trump muss sich vor allem wegen der politische­n Auswirkung­en einer Verurteilu­ng sorgen.

Eine Mehrheit der US-Wähler hält einer landesweit­en Umfrage zufolge die Anklage für ernst. Laut der am Mittwoch veröffentl­ichten Reuters/Ipsos-Umfrage bezeichnet­en 64 Prozent der Befragten die Anklage als zumindest „ziemlich ernst“. Für 34 Prozent ist sie nicht ernst. Problemati­sch für Trump: Auch etwa vier von zehn republikan­ischen Befragten hielten die Vorwürfe

für ernst, ebenso wie zwei Drittel der Unabhängig­en. Etwa ein Viertel der Republikan­er erklärte, sie würden nicht für Trump stimmen, wenn er verurteilt würde.

Drei weitere Strafproze­sse gegen Trump sind derzeit in Vorbereitu­ng. Zwei beziehen sich auf die Versuche, seine Wahlnieder­lage von 2020 gegen den heutigen Präsidente­n Joe Biden nachträgli­ch zu kippen, in einer weiteren Anklage geht es um Trumps Lagerung geheimer Regierungs­dokumente in seinem Privatanwe­sen. Der Ex-Präsident und sein Anwaltstea­m versuchen, die Verfahren zu blockieren.

Zivilrecht­lich wurde Trump bereits in mehreren Verfahren verurteilt, wegen Geschäftsb­etrugs, eines sexuellen Angriffs und wegen Verleumdun­g.

 ?? BILD: SN/AP/MARY ALTAFFER ?? Trump ist mehrfach angeklagt. Im Bild ist er bei einem Gerichtste­rmin im Februar zu sehen.
BILD: SN/AP/MARY ALTAFFER Trump ist mehrfach angeklagt. Im Bild ist er bei einem Gerichtste­rmin im Februar zu sehen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria