Wieder griff Braunbär in der Slowakei Menschen an
Zwei Wanderer mussten ins Krankenhaus gebracht werden. Nach einer Häufung von Zwischenfällen mit Verletzten in den vergangenen Wochen werden die Rufe nach Abschüssen lauter.
Ein Braunbär hat am Sonntag in der Slowakei zwei Wanderer angegriffen und verletzt. Die beiden Männer hätten sich im Landschaftsschutzgebiet Poľana in der Mittelslowakei außerhalb bewohnten Gebiets von einem markierten Wanderweg entfernt, sagte eine Sprecherin der staatlichen Naturschutzorganisation SOPSR der Nachrichtenagentur TASR. „Sie wurden mit Verletzungen im Gesicht sowie an Armen und Beinen per Hubschrauber ins Krankenhaus Banská Bystrica geflogen“, teilte die Sprecherin mit.
Der Rettungsdienst konkretisierte auf Facebook, dass die beiden Verletzten (39 und 49 Jahre) während des Hubschraubertransports bei vollem Bewusstsein gewesen seien. Das Spital teilte TASR später mit, der ältere habe ein Polytrauma erlitten, also mehrere schwere Verletzungen. Er müsse vor allem im Gesichtsbereich operiert werden. Der jüngere sei mit einer weniger schweren Schulterverletzung davongekommen.
Nach offizieller Zählung gibt es in der Slowakei rund 1100 bis 1200 frei lebende Bären. In den vergangenen Wochen hatten sich Zwischenfälle gehäuft, bei denen Menschen verletzt wurden. Dabei wurden die Rufe lauter, die Zahl der Tiere durch gezielte Abschüsse zu reduzieren. Das Umweltministerium hatte vor rund zwei Wochen einen Gesetzesentwurf vorgelegt, der es Jägern und lokalen Behörden einfacher machen soll, Bären zu erlegen, die sich menschlichen Siedlungen in einer Distanz von weniger als 500 Metern nähern. Abgestimmt werden soll darüber am Dienstag.
Am 4. April endete die Begegnung mit einem Braunbären für einen Waldarbeiter mit schweren Verletzungen. Der Vorfall ereignete sich in einem dicht bewachsenen Waldstück der Gemeinde Kvačany, fern von bewohntem Gebiet. Das sagte eine Sprecherin der staatlichen Naturschutz-NGO SOPSR am 4. April der Nachrichtenagentur TASR. „Der Bär ist auf einem engen
Waldweg in steilem Gelände laufend gegen den Waldarbeiter gestoßen.“Der 35-Jährige sei einen Hang hinabgestürzt und habe Rippenbrüche und Prellungen erlitten. Der Sozialdemokrat Peter Pellegrini, der wenige Tage nach dem Vorfall zum neuen Präsidenten der Slowakei gewählt wurde, sagte damals: „Der Staat muss in erster Linie das Leben und die Gesundheit der Menschen schützen und erst dann jenes der Raubtiere.“
Am letzten Wochenende im März wurden ein Schwammerlsucher und ein Wanderer von Braunbären verletzt. TASR zufolge musste der Wanderer in einem Krankenhaus ambulant behandelt werden. Beide Vorfälle ereigneten sich in der am Fuße des Tatra-Gebirges gelegenen Region Liptov. Der Wanderer war am späten Sonntagnachmittag mit seiner Frau und seinem Hund auf einem Weg nahe dem Dorf Pribylina unterwegs, als der Bär überraschend angriff und den Mann an den Beinen verletzte. Das Paar flüchtete in eine nahe Berghütte und wartete auf das zum SOPSR gehörende „Einsatzteam Braunbär“.
Der Schwammerlsucher stieß einen Tag zuvor in einem Wald oberhalb des Dorfes Stráňavy im dichten Unterholz auf einen Bären, der ihn daraufhin angriff. Der Mann schoss mit einer Pistole auf das Tier und verletzte es. Er blieb unverletzt. Das auch in diesem Fall alarmierte „Einsatzteam Braunbär“befürchtete, der angeschossene Bär könnte für Menschen gefährlich werden. Das Team und Jäger durchsuchten das Waldgebiet. Dabei griff der Bär auch einen der Jäger an. Als auch dieser einen Schuss abgab, flüchtete das Tier in den dichten Wald, wo sich seine Spur verlor. Die Behörden veröffentlichten eine Aufforderung, das Waldgebiet zu meiden.
Mitte März verirrte sich ein Bär in die Kleinstadt Liptovský Mikuláš und verletzte fünf Menschen. Das Tier wurde später offiziellen Angaben nach erschossen. Auf der Flucht vor einem Braunbären kam Mitte März in der Niederen Tatra eine Wanderin (31) aus Weißrussland ums Leben. Die Frau war aus großer Höhe einen Abhang hinuntergestürzt. Sie erlitt dabei tödliche Kopfverletzungen.
In der Slowakei gibt es 1100 bis 1200 Bären