Urlaub in Österreich ist teuer geworden
Österreich ist zu einem der teuersten Urlaubsländer Europas geworden. Das fordert Gäste und Betriebe.
Wer in Österreich schön Urlaub machen oder ein Restaurant besuchen will, braucht Geld. In den vergangenen Jahren sind die Preise im Tourismus drastisch gestiegen – in den Jahren 2022 und 2023 waren es im Schnitt jeweils zehn Prozent, heuer dürften es nochmals bis zu fünf Prozent werden, wie Tourismusstaatssekretärin Susanne Kraus-Winkler Mitte März als Schätzung angab. Ihr zuletzt vager Ausblick für die kommenden Monate: Österreich sei im Sommer immer eine günstige Destination gewesen, „da wird man sehen“. Tatsache ist: Im März lag die Österreich-Inflation mit 4,2 Prozent immer noch fast doppelt so hoch wie im Euroraum mit durchschnittlich 2,4 Prozent. In Deutschland sank die Teuerungsrate zuletzt auf 2,2 Prozent.
In der Tourismusbranche wird betont, dass 60 Prozent der Betriebe den Preisauftrieb bisher nicht im vollen Umfang weitergegeben hätten. „Aus Angst, dass man Gäste verlieren könnte“, sagt der Spartenobmann in der Wirtschaftskammer Österreich, Robert Seeber. Wobei höhere Preise von Gästen in der Stadt eher angenommen würden als auf dem Land.
Dass Urlaub in Österreich immer teurer wird, zeigt sich schon länger. Von Dezember 2019 bis Dezember 2023 verteuerten sich laut aktueller Wifo-Analyse die Bereiche Gastronomie und Hotellerie um jeweils rund 33 Prozent, im EU-Durchschnitt dagegen nur um 22,2 Prozent (Gastronomie) beziehungsweise 23,5 Prozent (Beherbergung).
Doch auch schon vor der Coronapandemie legten die Preise im Tourismus überdurchschnittlich zu. Klammert man die traditionell hochpreisigen skandinavischen Länder sowie die Schweiz aus, belegt Österreich im Vergleich mit Frankreich, Italien, Kroatien, Griechenland und Spanien beinahe den Spitzenplatz. „Beim Preisniveau ist Österreich seit 2008 zum zweitteuersten Haupturlaubsland in Europa aufgestiegen, wir sind sehr viel teurer geworden als andere“, sagt Wifo-Tourismusexperte Oliver Fritz.
Österreich lag 2008 um 6,4 Prozent über dem EU-Durchschnitt, bis 2020 erhöhte sich die Differenz auf 13,5 Prozent. Nur in Frankreich hat das Preisniveau stärker angezogen (plus 21,5 Prozent).
Freilich habe auch die gestiegene Nachfrage nach Urlaub in Österreich die Preise angeheizt, erklärt Wirtschaftsforscher Fritz. „Und die Qualität dürfte hierzulande hoch genug sein“, betont er, denn es habe auch eine Nächtigungssteigerung gegeben. „Es scheint so zu sein, dass die Preisdurchsetzungskraft vorhanden ist.“Der Wifo-Experte aber warnt davor, es mit teuren und exklusiven Angeboten zu übertreiben: „In Qualität zu investieren ist schon gut, trotzdem müssen sich die Leute das noch leisten können.“Man müsse aufpassen, nicht zu sehr in Richtung Wellness, Vier- und Fünfsternehotels zu gehen. „Als großes Urlaubsland können wir nicht nur auf den Luxusgast setzen.“Es brauche ein vielfältiges Angebot und gute, leistbare Qualität für Familien.
Einige Faktoren würden künftig ohnehin zu Verteuerungen führen, sagt Fritz. So werde es im Winter mehr Beschneiung brauchen. „Das kostet Geld und wird ziemlich sicher auf die Konsumenten runtergewälzt.“Deshalb dürfe man es bei anderen Sachen nicht übertreiben.
Das haben aktuell wohl nur wenige vor. Für die Beherbergungsbetriebe bleibt die Lage laut Thomas Reisenzahn von der Prodinger Tourismusberatung herausfordernd. Die Preiserhöhungen hätten sich auf das operative Betriebsergebnis nicht ausgewirkt, „da haben auch die Spitzenbetriebe einen geringeren Prozentsatz als vor der Pandemie“. Und die zum Großteil variablen statt fixen Zinsen bei den Krediten würden in den nächsten Jahren noch deutlich zu spüren sein.
Auch bei den Gesamtausgaben im Urlaub stehen die Gäste derzeit noch auf der Bremse. „Wenn man eine Realrechnung macht, ist man noch nicht auf dem Niveau von 2019, sondern deutlich darunter“, sagt Wirtschaftsforscher Fritz. Die Mengenentwicklung sei gut, die Umsatzentwicklung aber nicht. Die Richtung aber dürfte stimmen: Im Coronajahr 2021 war die Wertschöpfung im Tourismus auf zehn Milliarden Euro abgestürzt, 2022 hatte sie sich auf 19,9 Mrd. Euro bereits wieder verdoppelt. 2019 hatte sie 21,9 Milliarden Euro erreicht.
Die Spartenvertreter in der Wirtschaftskammer zeigen sich mit der aktuellen Entwicklung der Nächtigungszahlen derzeit zufrieden. „Die Buchungslage für den Sommer ist nicht so schlecht“, heißt es dort.
Wifo-Tourismusexperte