Überraschen mit Trainerwahl
Nach der Trennung von Gerhard Struber soll der bisherige Liefering-Coach Onur Cinel den FC Red Bull Salzburg zum Meistertitel führen.
Die neue Fußballwoche begann für Serienmeister Red Bull Salzburg überaus turbulent: Cheftrainer Gerhard Struber wurde am Montag entgegen den ersten Bekundungen des Clubs nach dem blamablen Auftritt beim LASK von seinen Aufgaben als Cheftrainer entbunden. Seine Ära endete nach nur 34 Pflichtspielen, 20 Siegen, sechs Unentschieden und acht Niederlagen auf der Bullen-Bank.
Kaum war die Information über Strubers Beurlaubung durchgesickert, wurde zu
Mittag in einer eilig einberufenen Pressekonferenz auch schon sein Nachfolger präsentiert. Onur Cinel übernimmt den Bundesliga-Tabellenführer in den noch ausstehenden sechs Meisterschaftsrunden – und soll die Bullen mit neuen Impulsen und den alten Assistenztrainern (Alexander Hauser, Florens Koch) zum Titel führen. Die Entscheidung kommt überraschend, hat Cinel bisher doch noch kein Erstligateam hauptverantwortlich betreut.
Der 38-jährige Deutsch-Türke war bis dato als Trainer von Salzburgs Kooperationsclub FC Liefering sowie im Youth-League-Team engagiert, darüber hinaus ist der Ex-Schalker Assistenzcoach von
ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick und in dieser Funktion auch im EUROEinsatz. „Wir müssen innerhalb kürzester Zeit eine starke Einheit bilden und benötigen in jedem Training und in jedem Spiel das höchstmögliche Level, damit wir das angestrebte Clubziel erreichen“, sagte Cinel am Montag bei seiner Vorstellung in der Red-Bull-Arena und sprach damit die zuletzt außer Tritt geratene Bullen-Horde an.
Salzburgs Sportdirektor Bernhard Seonbuchner erhofft sich durch den fliegenden Trainerwechsel „einen neuen Impuls für das Meisterschaftsfinish“. Und Geschäftsführer Stephan Reiter ergänzte: „Wir haben sehr intensive Stunden und viele Gespräche hinter uns, in denen wir abwägen mussten, was für den Club und die Mannschaft am besten ist. Wie wir die Wahrscheinlichkeit erhöhen können, den Titel wieder nach Salzburg zu holen.“Am Sonntagabend habe man sich schließlich nach einem vernünftigen Gespräch mit Gerhard Struber darauf verständigt, dass man getrennte Wege gehen werde, erläuterte Reiter den Prozess, der SN-Informationen zufolge von niemand Geringerem als vom mächtigen Red-Bull-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff angestoßen worden sein soll.
Der erste gebürtige Salzburger
auf der Trainerbank von Red Bull Salzburg ließ nach seinem Aus via Medienmitteilung ausrichten: „Ich bin natürlich enttäuscht, zumal jeder weiß, wie speziell dieser Job in Salzburg für mich war. Wir hatten in dieser Saison mit außergewöhnlich vielen Herausforderungen zu kämpfen: Nach dem Verlust von etlichen Leistungsträgern mit einer extrem jungen Mannschaft gestartet, kamen bis zuletzt immer wieder Verletzungen von Schlüsselspielern hinzu. Aber selbstverständlich übernehme ich als Trainer die Verantwortung für die jüngsten negativen Ergebnisse. Es war eine emotionale Zeit, in der wir auch viele schöne Momente erleben durften.“
Reiter zollte Struber auch Respekt, lobte dessen Energie und Einsatz – und tadelte die Kritiker: „Wie man mit Gerhard in der Öffentlichkeit umgegangen ist, war nicht fair, teilweise sogar untergriffig.“
Nun muss Onur Cinel zeigen, dass er es besser machen kann als der glücklose Gerhard Struber. Am kommenden Sonntag und am 24. April stehen zwei Ligaspiele gegen Austria Klagenfurt auf dem Programm, am 28. April kommt es in der Red-Bull-Arena zum möglicherweise titelentscheidenden Gipfeltreffen mit Sturm Graz. „Es geht jetzt darum, im Training eine gewisse Atmosphäre zu kreieren, die Basis für gute Spiele und gute Ergebnisse ist“, sagte Cinel, der Spiele „dominieren und kontrollieren“will. Nach Meisterschaftsende soll er wieder zum Kooperationsclub FC Liefering zurückkehren, währenddessen wird er beim Zweitligisten von U18-Akademietrainer Daniel Beichler vertreten.
Red Bull Salzburg will unterdessen Ausschau nach einem künftigen Cheftrainer halten. Mehr dazu lesen Sie morgen in den SN.