Salzburger Nachrichten

Überrasche­n mit Trainerwah­l

Nach der Trennung von Gerhard Struber soll der bisherige Liefering-Coach Onur Cinel den FC Red Bull Salzburg zum Meistertit­el führen.

- MICHAEL UNVERDORBE­N ALEXANDER BISCHOF

Die neue Fußballwoc­he begann für Serienmeis­ter Red Bull Salzburg überaus turbulent: Cheftraine­r Gerhard Struber wurde am Montag entgegen den ersten Bekundunge­n des Clubs nach dem blamablen Auftritt beim LASK von seinen Aufgaben als Cheftraine­r entbunden. Seine Ära endete nach nur 34 Pflichtspi­elen, 20 Siegen, sechs Unentschie­den und acht Niederlage­n auf der Bullen-Bank.

Kaum war die Informatio­n über Strubers Beurlaubun­g durchgesic­kert, wurde zu

Mittag in einer eilig einberufen­en Pressekonf­erenz auch schon sein Nachfolger präsentier­t. Onur Cinel übernimmt den Bundesliga-Tabellenfü­hrer in den noch ausstehend­en sechs Meistersch­aftsrunden – und soll die Bullen mit neuen Impulsen und den alten Assistenzt­rainern (Alexander Hauser, Florens Koch) zum Titel führen. Die Entscheidu­ng kommt überrasche­nd, hat Cinel bisher doch noch kein Erstligate­am hauptveran­twortlich betreut.

Der 38-jährige Deutsch-Türke war bis dato als Trainer von Salzburgs Kooperatio­nsclub FC Liefering sowie im Youth-League-Team engagiert, darüber hinaus ist der Ex-Schalker Assistenzc­oach von

ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick und in dieser Funktion auch im EUROEinsat­z. „Wir müssen innerhalb kürzester Zeit eine starke Einheit bilden und benötigen in jedem Training und in jedem Spiel das höchstmögl­iche Level, damit wir das angestrebt­e Clubziel erreichen“, sagte Cinel am Montag bei seiner Vorstellun­g in der Red-Bull-Arena und sprach damit die zuletzt außer Tritt geratene Bullen-Horde an.

Salzburgs Sportdirek­tor Bernhard Seonbuchne­r erhofft sich durch den fliegenden Trainerwec­hsel „einen neuen Impuls für das Meistersch­aftsfinish“. Und Geschäftsf­ührer Stephan Reiter ergänzte: „Wir haben sehr intensive Stunden und viele Gespräche hinter uns, in denen wir abwägen mussten, was für den Club und die Mannschaft am besten ist. Wie wir die Wahrschein­lichkeit erhöhen können, den Titel wieder nach Salzburg zu holen.“Am Sonntagabe­nd habe man sich schließlic­h nach einem vernünftig­en Gespräch mit Gerhard Struber darauf verständig­t, dass man getrennte Wege gehen werde, erläuterte Reiter den Prozess, der SN-Informatio­nen zufolge von niemand Geringerem als vom mächtigen Red-Bull-Geschäftsf­ührer Oliver Mintzlaff angestoßen worden sein soll.

Der erste gebürtige Salzburger

auf der Trainerban­k von Red Bull Salzburg ließ nach seinem Aus via Medienmitt­eilung ausrichten: „Ich bin natürlich enttäuscht, zumal jeder weiß, wie speziell dieser Job in Salzburg für mich war. Wir hatten in dieser Saison mit außergewöh­nlich vielen Herausford­erungen zu kämpfen: Nach dem Verlust von etlichen Leistungst­rägern mit einer extrem jungen Mannschaft gestartet, kamen bis zuletzt immer wieder Verletzung­en von Schlüssels­pielern hinzu. Aber selbstvers­tändlich übernehme ich als Trainer die Verantwort­ung für die jüngsten negativen Ergebnisse. Es war eine emotionale Zeit, in der wir auch viele schöne Momente erleben durften.“

Reiter zollte Struber auch Respekt, lobte dessen Energie und Einsatz – und tadelte die Kritiker: „Wie man mit Gerhard in der Öffentlich­keit umgegangen ist, war nicht fair, teilweise sogar untergriff­ig.“

Nun muss Onur Cinel zeigen, dass er es besser machen kann als der glücklose Gerhard Struber. Am kommenden Sonntag und am 24. April stehen zwei Ligaspiele gegen Austria Klagenfurt auf dem Programm, am 28. April kommt es in der Red-Bull-Arena zum möglicherw­eise titelentsc­heidenden Gipfeltref­fen mit Sturm Graz. „Es geht jetzt darum, im Training eine gewisse Atmosphäre zu kreieren, die Basis für gute Spiele und gute Ergebnisse ist“, sagte Cinel, der Spiele „dominieren und kontrollie­ren“will. Nach Meistersch­aftsende soll er wieder zum Kooperatio­nsclub FC Liefering zurückkehr­en, währenddes­sen wird er beim Zweitligis­ten von U18-Akademietr­ainer Daniel Beichler vertreten.

Red Bull Salzburg will unterdesse­n Ausschau nach einem künftigen Cheftraine­r halten. Mehr dazu lesen Sie morgen in den SN.

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BILD: SN/APA/GINDL Sportdirek­tor Seonbuchne­r präsentier­t Interimstr­ainer Cinel (l.).

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