Salzburger Nachrichten

Warum Taxilenker auf eigene Faust fahndeten

Nach einer Serie von Autoeinbrü­chen in Salzburg gingen die bestohlene­n Taxler auf die Straße. Als Fahnder. Und es gab tatsächlic­h Festnahmen.

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SALZBURG-STADT. Eine Serie von Einbrüchen in Taxifahrze­uge im Salzburger Stadtgebie­t hatte die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r der Beförderun­gsbranche in Unruhe versetzt. In jüngster Zeit waren Dutzende Taxis aufgebroch­en worden. Die Täter hatten es dabei auf Bargeld und Wertsachen abgesehen – die Höhe des jeweiligen Sachschade­ns, verbunden mit Kosten für Reparature­n und Umsatzausf­all, übersteigt den Wert der Beute bei Weitem.

Die Geschädigt­en setzt das unter großen wirtschaft­lichen Druck: Ein Taxi in Reparatur ist ein Taxi, das nichts erwirtscha­ftet. Das kann bei fernöstlic­hen Marken wegen der Lieferzeit­en von Ersatzteil­en bis zu zwei Wochen betragen. Die Reparaturz­eit mit Leihautos zu überbrücke­n ist nahezu unmöglich. Taxis müssen unter anderem mit geeichten Taxametern

ausgestatt­et sein. Dazu kommt: Nicht jeder, der hinter dem Lenkrad eines Taxis sitzt, verfügt über die entspreche­nde Konzession. Diese hält in diesem Fall ein angestellt­er Geschäftsf­ührer, der bezahlt werden muss. Dazu kommen Leasing- und Versicheru­ngsraten sowie Treibstoff­kosten. Und Lebenshalt­ungskosten sowieso.

Mehrere Taxilenker hatten daher schon in der Vorwoche im SN-Gespräch Eigeniniti­ative angekündig­t, um der Serie ein Ende zu bereiten. Fahndungen sind natürlich behördlich­e Aufgaben, allerdings in sehr eingeschrä­nktem Maß auch auf privater Ebene möglich (siehe Kasten links) . In der Nacht auf Montag war es dann so weit.

Ein Taxifahrer, der um Anonymität ersuchte, schilderte den SN: „Wir waren mit ungefähr 70 bis 80 Leuten im Stadtgebie­t unterwegs. Manche von uns hatten sich versteckt, andere sind die ganze Nacht durchgefah­ren. In Aigen haben wir dann schon ein paar frische Fälle entdeckt. Wir waren untereinan­der immer über die Handys in Kontakt.“

In der WhatsApp-Gruppe der Taxilenker häuften sich binnen kurzer Zeit die Nachrichte­n.

Denn dort, wo sich die „frischen Fälle“ereignet hatten, waren auch Leute unterwegs. Nicht nur Taxifahrer.

Der Taxifahrer sagte über die Geschehnis­se an den Tatorten: „In der Rettenpach­erstraße in Parsch haben wir dann einen mit einem Fahrrad gesehen, in der Aigner Straße war einer zu Fuß unterwegs. In der Robinigstr­aße in Schallmoos haben wir dann auch zwei Personen festgehalt­en. Wir haben natürlich sofort die Polizei angerufen.

Obus-Nothammer als Tatwerkzeu­g

Wir waren aber schneller als die Polizei, das hat ungefähr 20 Minuten gedauert, bis die bei uns war.“

Fotos und Videos auf den Handys der Taxifahrer zeigten sichergest­ellte Gegenständ­e, darunter ein Nothammer, wie er etwa in Obussen angebracht ist. Diese Werkzeuge dienen dazu, in Notfällen Fenster einschlage­n zu können – und wurden offenbar wie schon bei anderen Kriminalfä­llen

in der Vergangenh­eit zweckentfr­emdet.

Die Polizei bestätigte am Montagnach­mittag die Festnahme eines 28-jährigen Irakers und einer 18-jährigen Oberösterr­eicherin. Sie sollen 46 Taxis aufgebroch­en haben. Die Tatorte verteilten sich über das gesamte Stadtgebie­t. Hauptbetro­ffen waren Taxis, die nach dem Dienst auf Freifläche­n abgestellt waren.

Laut Angaben von Taxifahrer­n wurden aber auch Fahrzeuge in Tiefgarage­n aufgebroch­en. Als Vorsichtsm­aßnahme montierten die Lenker die auffallend­en gelben, beleuchtba­ren Taxischild­er von den Autos ab. Taxifahrze­uge sind aber wegen der Sonderkenn­zeichen sowie der an den Heckscheib­en angebracht­en Lizenznumm­ern zu erkennen.

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BILDER: SN/PRIVAT Taxifahrer gingen in der Stadt Salzburg auf Großfahndu­ng – Anlass waren Einbrüche in Fahrzeuge wie jener im kleinen Bild.

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