Salzburger Nachrichten

Bei Neustart steht eine Neue am Start

- STEFANIE SCHENKER

33 Jahre lang arbeitete der Jurist Johannes Bernegger für den auf Bewährungs­hilfe spezialisi­erten Verein Neustart in Salzburg, 13 Jahre davon als Leiter. Mit Ende April verabschie­det sich der 64-Jährige zunächst für ein Sabbatical-Jahr und danach in die Pension. Seine Nachfolge tritt Simone Meidl-Düringer an. Die 45-Jährige war bereits elf Jahre neben ihrem Job als Gesundheit­ssoziologi­n ehrenamtli­ch für den Verein tätig, ehe sie vor drei Jahren als hauptamtli­che Bewährungs­helferin durchstart­ete.

Ursprüngli­ch war es eine persönlich­e Geschichte aus ihrem privaten Umfeld, die sie recherchie­ren ließ, welche Möglichkei­ten es für Haftentlas­sene gibt, wieder Fuß zu fassen. „Da bin ich auf Neustart gestoßen.“Mit Menschen zu arbeiten, die vielfach ausgegrenz­t würden, habe sie interessie­rt. Daher habe sie sich als ehrenamtli­che Bewährungs­helferin engagiert. 15 Personen hat sie in den vergangene­n elf Jahren begleitet. Ehrenamtli­che begleiten jeweils drei bis fünf Klienten für mindestens drei Jahre. „Man geht also schon eine große Verantwort­ung ein“, erklärt sie. Und man müsse auch damit leben können, dass es nicht jeder oder jede schafft, nicht mehr straffälli­g zu werden. Aber viele eben doch. „Einer meiner ersten Klienten war ein junger Bursche. Das war anfangs schwierig, dann hat sich seine Lebenssitu­ation aber verändert. Er hat eine Ausbildung abgeschlos­sen, dann ist eine Freundin dazugekomm­en.

Das war auch für mich sehr motivieren­d und damit hatte ich nicht gerechnet“, berichtet Simone Meidl-Düringer. Viele ehrenamtli­che Bewährungs­helfer kommen aus der Sozialarbe­it, Meidl-Düringer will künftig mehr „Branchenfr­emde“dafür gewinnen. „Dazu braucht es Herz und Engagement, jemanden, der sagt, er will etwas tun und anderen Menschen helfen, wieder in ein ziviles

Leben zu finden“, ergänzt Johannes Bernegger. Einer der am längsten dienenden Freiwillig­en sei ein Bankangest­ellter, der die Tätigkeit mit großer Freude ausübe. „Das Mindestalt­er beträgt 24 Jahre und man darf nicht vorbestraf­t sein“, betont Bernegger. Allerdings: Wer einmal straffälli­g war, kann nach Ablauf der Tilgungsze­it aktiv werden. Unter den 80 ehrenamtli­chen Bewährungs­helfern seien einige mit einer solchen Vorgeschic­hte.

Seit seinem Beginn in der Bewährungs­hilfe habe sich viel verändert. Anfangs seien Bewährungs­helfer quasi unter Generalver­dacht gestanden, Komplizen der Straftäter zu sein, umgekehrt

wurde das Gericht als Übel betrachtet. Aus der anfänglich­en Ablehnung sei mit den Jahren aber eine hochsensib­le Kooperatio­n geworden – mit einem gemeinsame­n Ziel: zu verhindern, dass Menschen in die Straffälli­gkeit zurückfall­en.

Mit Johannes Bernegger ist auch Neustart im Bundesland Salzburg gewachsen. Statt früher 630 bis 650 jährlicher Klienten betreuen nun 45 hauptamtli­che Mitarbeite­r rund 850 Klienten. 35 davon sind hauptamtli­ch als Bewährungs­helfer tätig, sie begleiten dabei jeweils bis zu 35 Klienten. Neben der Stadt Salzburg gibt es Außenstell­en in Zell am See und St. Johann.

„Wir suchen weitere ehrenamtli­che Bewährungs­helfer.“Simone Meidl-Düringer, designiert­e Leiterin Neustart

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BILD: SN/STEFANIE SCHENKER Johannes Bernegger mit Simone Meidl-Düringer, die ihm mit 1. Mai als Leiterin des Vereins Neustart in Salzburg nachfolgt.

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