Bei Neustart steht eine Neue am Start
33 Jahre lang arbeitete der Jurist Johannes Bernegger für den auf Bewährungshilfe spezialisierten Verein Neustart in Salzburg, 13 Jahre davon als Leiter. Mit Ende April verabschiedet sich der 64-Jährige zunächst für ein Sabbatical-Jahr und danach in die Pension. Seine Nachfolge tritt Simone Meidl-Düringer an. Die 45-Jährige war bereits elf Jahre neben ihrem Job als Gesundheitssoziologin ehrenamtlich für den Verein tätig, ehe sie vor drei Jahren als hauptamtliche Bewährungshelferin durchstartete.
Ursprünglich war es eine persönliche Geschichte aus ihrem privaten Umfeld, die sie recherchieren ließ, welche Möglichkeiten es für Haftentlassene gibt, wieder Fuß zu fassen. „Da bin ich auf Neustart gestoßen.“Mit Menschen zu arbeiten, die vielfach ausgegrenzt würden, habe sie interessiert. Daher habe sie sich als ehrenamtliche Bewährungshelferin engagiert. 15 Personen hat sie in den vergangenen elf Jahren begleitet. Ehrenamtliche begleiten jeweils drei bis fünf Klienten für mindestens drei Jahre. „Man geht also schon eine große Verantwortung ein“, erklärt sie. Und man müsse auch damit leben können, dass es nicht jeder oder jede schafft, nicht mehr straffällig zu werden. Aber viele eben doch. „Einer meiner ersten Klienten war ein junger Bursche. Das war anfangs schwierig, dann hat sich seine Lebenssituation aber verändert. Er hat eine Ausbildung abgeschlossen, dann ist eine Freundin dazugekommen.
Das war auch für mich sehr motivierend und damit hatte ich nicht gerechnet“, berichtet Simone Meidl-Düringer. Viele ehrenamtliche Bewährungshelfer kommen aus der Sozialarbeit, Meidl-Düringer will künftig mehr „Branchenfremde“dafür gewinnen. „Dazu braucht es Herz und Engagement, jemanden, der sagt, er will etwas tun und anderen Menschen helfen, wieder in ein ziviles
Leben zu finden“, ergänzt Johannes Bernegger. Einer der am längsten dienenden Freiwilligen sei ein Bankangestellter, der die Tätigkeit mit großer Freude ausübe. „Das Mindestalter beträgt 24 Jahre und man darf nicht vorbestraft sein“, betont Bernegger. Allerdings: Wer einmal straffällig war, kann nach Ablauf der Tilgungszeit aktiv werden. Unter den 80 ehrenamtlichen Bewährungshelfern seien einige mit einer solchen Vorgeschichte.
Seit seinem Beginn in der Bewährungshilfe habe sich viel verändert. Anfangs seien Bewährungshelfer quasi unter Generalverdacht gestanden, Komplizen der Straftäter zu sein, umgekehrt
wurde das Gericht als Übel betrachtet. Aus der anfänglichen Ablehnung sei mit den Jahren aber eine hochsensible Kooperation geworden – mit einem gemeinsamen Ziel: zu verhindern, dass Menschen in die Straffälligkeit zurückfallen.
Mit Johannes Bernegger ist auch Neustart im Bundesland Salzburg gewachsen. Statt früher 630 bis 650 jährlicher Klienten betreuen nun 45 hauptamtliche Mitarbeiter rund 850 Klienten. 35 davon sind hauptamtlich als Bewährungshelfer tätig, sie begleiten dabei jeweils bis zu 35 Klienten. Neben der Stadt Salzburg gibt es Außenstellen in Zell am See und St. Johann.
„Wir suchen weitere ehrenamtliche Bewährungshelfer.“Simone Meidl-Düringer, designierte Leiterin Neustart