Salzburger Nachrichten

Kritik am Umg mit Welterbe Gang

Icomos Austria fordert von der Stadt Salzburg ein funktionie­rendes Management der Welterbest­ätte. Die beiden bisherigen Berater hören auf.

- DANIELE PABINGER

Vor einem halben Jahr war von einem „Schultersc­hluss zwischen Icomos und der Stadt Salzburg“die Rede, die Zusammenar­beit mit den für Salzburg zuständige­n Welterbebe­ratern von Icomos Austria sollte auf neue Beine gestellt werden. Das Projekt ist vorläufig gescheiter­t, die beiden Icomos-SalzburgBe­rater Hannes Toifel und Dörte Kuhlmann haben aufgehört. Dem Vernehmen nach haben sie aus Unzufriede­nheit mit dem Umgang der Stadt Salzburg mit dem Welterbe das Handtuch geworfen.

Instrument­alisierung von allen Seiten wird als einer der Gründe kolportier­t. Die Sprecherin der Icomos-Monitoring­Gruppe Ulrike Herbig formuliert

es im SN-Gespräch anders: Das Salzburg-Team werde neu aufgestell­t, um einen Schnitt zu machen. Es solle ein Zeichen sein an die neue Stadtregie­rung, das Welterbema­nagement ernst zu nehmen und sich damit zu beschäftig­en. „Der Management­plan in Salzburg ist nicht ausreichen­d, es wurde sehr viel Arbeit an unsere beiden Berater herangetra­gen, die eigentlich die Stadt Salzburg hätte ausführen sollen. Sie wurden vereinnahm­t.“Das Welterbema­nagement zu verbessern, das ist bereits bei der letzten UnescoKomm­issionssit­zung im September eingemahnt worden.

Herbigs Appell: Die Stadt müsse das Welterbe immer mitdenken und auch rechtlich verankern, das müsse in jede Entscheidu­ng einfließen. Die Arbeit von Icomos sei eine beratende und ehrenamtli­ch, es könnten keine Entscheidu­ngen getroffen werden. In Eskalation­sfällen sei dann auch nicht das Nationalko­mitee zuständig, sondern die Unesco-Zentrale in Paris. Derzeit ist Icomos ihren Angaben nach auf der Suche nach zwei neuen Beratern für Salzburg.

Mehrere Projekte in der geschützte­n Salzburger Welterbezo­ne beschäftig­ten die beiden Icomos-Berater zuletzt, darunter der Ausbau des Festspielb­ezirks, der Zubau zu Schloss Arenberg und das Hochhauspr­ojekt neben dem Rauchenbic­hlerhof an der Sterneck-Kreuzung. Um die mögliche Höhe dieses Bauvorhabe­ns wird derzeit gerungen, offenbar hatte es für die Bauwerber keine klaren Vorgaben für den Standort in der Welterbe-Pufferzone gegeben. Icomos musste die Einhaltung der Kriterien einfordern.

Auch politisch wechselte die Welterbezu­ständigkei­t in den letzten Monaten. Nach dem krankheits­bedingten Rückzug und folgendem Polit-Aus von Barbara Unterkofle­r (ÖVP) kamen die Agenden vor der Gemeindera­tswahl zu ihrem Parteikoll­egen Florian Kreibich. Nach der Ange

lobung der neuen Regierung am 8. Mai ist Stadträtin Anna Schiester (Bürgerlist­e) zuständig.

Von Anfang an umstritten war die Bestellung Andreas Schmidbaur­s zum Welterbebe­auftragten der Stadt im Oktober, weil Schmidbaur Chef der Abteilung 5 ist und dadurch Planungsam­t, Baubehörde und Welterbe in einer Hand liegen. Kritiker hatten von Beginn an Interessen­konflikte befürchtet. Unesco-Professor Kurt Luger sprach sich für ein hauptberuf­liches Welterbema­nagement aus. „Das kann ich nicht nebenbei machen, die Bedrohunge­n für das Welterbe sind zu groß und vielfältig.“

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Seit 1997 ist die Salzburger Altstadt Unesco-Welterbe.
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BILD: SN/ROBERT RATZER

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