Kritik am Umg mit Welterbe Gang
Icomos Austria fordert von der Stadt Salzburg ein funktionierendes Management der Welterbestätte. Die beiden bisherigen Berater hören auf.
Vor einem halben Jahr war von einem „Schulterschluss zwischen Icomos und der Stadt Salzburg“die Rede, die Zusammenarbeit mit den für Salzburg zuständigen Welterbeberatern von Icomos Austria sollte auf neue Beine gestellt werden. Das Projekt ist vorläufig gescheitert, die beiden Icomos-SalzburgBerater Hannes Toifel und Dörte Kuhlmann haben aufgehört. Dem Vernehmen nach haben sie aus Unzufriedenheit mit dem Umgang der Stadt Salzburg mit dem Welterbe das Handtuch geworfen.
Instrumentalisierung von allen Seiten wird als einer der Gründe kolportiert. Die Sprecherin der Icomos-MonitoringGruppe Ulrike Herbig formuliert
es im SN-Gespräch anders: Das Salzburg-Team werde neu aufgestellt, um einen Schnitt zu machen. Es solle ein Zeichen sein an die neue Stadtregierung, das Welterbemanagement ernst zu nehmen und sich damit zu beschäftigen. „Der Managementplan in Salzburg ist nicht ausreichend, es wurde sehr viel Arbeit an unsere beiden Berater herangetragen, die eigentlich die Stadt Salzburg hätte ausführen sollen. Sie wurden vereinnahmt.“Das Welterbemanagement zu verbessern, das ist bereits bei der letzten UnescoKommissionssitzung im September eingemahnt worden.
Herbigs Appell: Die Stadt müsse das Welterbe immer mitdenken und auch rechtlich verankern, das müsse in jede Entscheidung einfließen. Die Arbeit von Icomos sei eine beratende und ehrenamtlich, es könnten keine Entscheidungen getroffen werden. In Eskalationsfällen sei dann auch nicht das Nationalkomitee zuständig, sondern die Unesco-Zentrale in Paris. Derzeit ist Icomos ihren Angaben nach auf der Suche nach zwei neuen Beratern für Salzburg.
Mehrere Projekte in der geschützten Salzburger Welterbezone beschäftigten die beiden Icomos-Berater zuletzt, darunter der Ausbau des Festspielbezirks, der Zubau zu Schloss Arenberg und das Hochhausprojekt neben dem Rauchenbichlerhof an der Sterneck-Kreuzung. Um die mögliche Höhe dieses Bauvorhabens wird derzeit gerungen, offenbar hatte es für die Bauwerber keine klaren Vorgaben für den Standort in der Welterbe-Pufferzone gegeben. Icomos musste die Einhaltung der Kriterien einfordern.
Auch politisch wechselte die Welterbezuständigkeit in den letzten Monaten. Nach dem krankheitsbedingten Rückzug und folgendem Polit-Aus von Barbara Unterkofler (ÖVP) kamen die Agenden vor der Gemeinderatswahl zu ihrem Parteikollegen Florian Kreibich. Nach der Ange
lobung der neuen Regierung am 8. Mai ist Stadträtin Anna Schiester (Bürgerliste) zuständig.
Von Anfang an umstritten war die Bestellung Andreas Schmidbaurs zum Welterbebeauftragten der Stadt im Oktober, weil Schmidbaur Chef der Abteilung 5 ist und dadurch Planungsamt, Baubehörde und Welterbe in einer Hand liegen. Kritiker hatten von Beginn an Interessenkonflikte befürchtet. Unesco-Professor Kurt Luger sprach sich für ein hauptberufliches Welterbemanagement aus. „Das kann ich nicht nebenbei machen, die Bedrohungen für das Welterbe sind zu groß und vielfältig.“