Salzburger Nachrichten

Künstliche Intelligen­z soll Fußgängern helfen

Bayern startete in Essenbach ein Pilotproje­kt: Die Ampel gibt auch Einsatzfah­rzeugen Vorrang.

- GERALD STOIBER

Die Versuche von Stadtverwa­ltungen und Behörden, über Ampeln den Verkehrsfl­uss nachhaltig zu beeinfluss­en, reichen Jahrzehnte zurück. Sensoren und Kameras, die den Straßenver­kehr überwachen und bei Bedarf die Signalphas­en anpassen, sind bei vielen modernen Ampelsyste­men gängige Praxis. Das bayerische Verkehrsmi­nisterium will nun in einem Pilotversu­ch herausfind­en, wie die Möglichkei­ten künstliche­r Intelligen­z (KI) in dem Bereich genützt werden können.

Seit vergangene­r Woche ist in der Marktgemei­nde Essenbach bei Landshut eine Ampelanlag­e in Betrieb, die gleich mit sechs verschiede­nen Technologi­en aufgerüste­t wurde: Neben einer Blaulichtp­riorisieru­ng für Einsatzfah­rzeuge gibt es Prognosen für Grünphasen im Radverkehr oder eine kontaktlos­e Grünlichta­nforderung für Fußgänger durch Handbewegu­ngen im Nahbereich des Tasters.

Ziel der „Ampel der Zukunft“sei es, Erkenntnis­se über einen eventuelle­n Einsatz der Technologi­e in ganz Bayern zu gewinnen, erklärte Christian Bernreiter (CSU), Staatsmini­ster für Wohnen, Bau und Verkehr, kürzlich in Essenbach. Rund 100.000 Euro wurden investiert, um die Verkehrssi­cherheit zu erhöhen und den Verkehrsfl­uss zu verbessern. Das Projekt ist auf zwei Jahre angelegt.

In der Nähe der Kreuzung an der Staatsstra­ße 2615 liegt die Einsatzzen­trale der freiwillig­en Feuerwehr.

Deren Einsatzfah­rzeuge wurden technisch so ausgerüste­t, dass sie mit der Ampelanlag­e kommunizie­ren und bei Bedarf sofortige Grünphasen anfordern können. „Diese Blaulichtp­riorisieru­ng ermöglicht auch, dass andere Fahrzeuge wegfahren können, die dem Einsatzfah­rzeug sonst an der roten Ampel im Weg stehen würden“, so das Staatsmini­sterium.

Neu ist auch ein Kollisions­warner, der bei Gefahr ein oranges Blinklicht auf dem Ampelmast auslöst. Das System wird von einem Kameradete­ktor mit KI gesteuert.

Ein Radarsenso­r erfasst 100 Meter vor der Kreuzung Radfahrend­e und gibt ihnen mit Symbolen Empfehlung­en, ob sie die Geschwindi­gkeit drosseln oder steigern sollen, um die Ampel bei Grün zu erreichen. Es ist auch möglich, die Grünphase für Radfahrer bei Bedarf durch den Sensor zu verlängern.

Eine weitere KI-fähige Kamera erkennt, ob Fußgänger die Kreuzung überqueren wollen, und fordert für sie eine Grünphase an – für mobilitäts­beeinträch­tigte Personen wird sie entspreche­nd verlängert.

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BILD: SN/STMB Ampel verwendet KI-Hilfe.

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