Die schwierige Suche nach den Geschworenen
Trump musste vor Gericht erste Niederlage hinnehmen. In der Anhörung schien er einzuschlafen.
In einem Prozess für die Geschichtsbücher muss sich Donald Trump in New York wegen Vertuschung einer Schweigegeldzahlung an eine frühere Pornodarstellerin verantworten. Es ist der erste Strafprozess gegen einen Ex-Präsidenten der USA. Gleich zu Beginn erlitt der 77-Jährige eine Niederlage, als Richter Juan Merchan einen Antrag der Verteidigung abwies, Merchan solle sich wegen Befangenheit aus dem Verfahren zurückziehen. Der Republikaner wirft dem Richter Befangenheit vor, weil dessen Tochter für eine Beratungsfirma mit Verbindungen zu den Demokraten gearbeitet hatte. Merchan wies dies zurück: „Wir wollen, dass Gerechtigkeit geschieht, das ist alles, was wir wollen“, sagte er.
„Wir werden keinen fairen Prozess
bekommen“, hatte Trump vor dem Gerichtssaal gesagt, nachdem die Auswahl der Geschworenen für den Tag beendet war. In der ersten Prozessphase sollen die zwölf Geschworenen ausgewählt werden. Dies ist ein komplizierter Vorgang, der sich bis zu zwei Wochen hinziehen kann. Rund 96 von mehreren Hundert potenziellen Geschworenen wurden bereits am ersten Tag in den Gerichtssaal gebracht. Als Trump vorgestellt wurde, drehte er sich von der Anklagebank zu den potenziellen Geschworenen hin. Rund die Hälfte der Männer und Frauen wurde direkt wieder entlassen, nachdem sie angegeben hatten, sich nicht in der Lage zu sehen, in dem Prozess zu einem fairen Urteil zu kommen. Insgesamt soll der Prozess zwei Monate dauern. Trump
wird beschuldigt, Geschäftspapiere gefälscht zu haben, um eine Zahlung an Stormy Daniels vor der Wahl 2016 zu vertuschen.
Merchan ermahnte Trump, er solle das Verfahren nicht wie in der Vergangenheit mit aggressiven Onlinebotschaften stören. Der Angeklagte
verfolgte das Prozedere mit meist finsterer Miene. Laut einem Reporter der „New York Times“, der nahe dem Ex-Präsidenten saß, schien dieser zeitweise einzuschlafen. Zum Auftakt ging es darum, welches Beweismaterial zugelassen werden sollte. Die Anklage will ein breiteres Bild von Trumps Umgang mit Frauen zeichnen, das über den Fall hinausgeht. Vor dem Richter wurde deshalb jene Aufzeichnung abgespielt, in der sich Trump damit rühmte, Frauen jederzeit ungestraft in den Schritt fassen zu können. Der Richter entschied, dass der Inhalt im Prozess thematisiert werden darf. Zu Beginn wurde auch eine andere Aufzeichnung vorgespielt, in der sich Trump eines guten Umgangs mit Frauen rühmt. „Das ist wahr“, murmelte er.