Die Lücke im Wohnbau wird noch größer
Gemeinnütziger Wohnbau 2023 zehn Prozent unter dem Zehnjahresschnitt, 2024 wird nicht besser.
Der Wohnbau in Österreich erodiere und ohne zusätzliche öffentliche Mittel sei eine Trendwende nicht zu erreichen, warnt Klaus Baringer, Obmann des Verbands Gemeinnütziger Bauträger (GBV). „Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache“, sagte Baringer. 2023 haben die 182 gemeinnützigen Bauvereinigungen in Österreich 14.900 Wohnungen fertiggestellt, das liegt um zehn Prozent unter dem Zehnjahresdurchschnitt von 16.500 Wohnungen. Heuer erwarte man 14.100 Fertigstellungen, in den nächsten Jahren sei ein Rückgang der Bauleistung auf nur mehr zwischen 10.000 und 11.000 Einheiten zu erwarten. Zugleich liege die Zahl der in Bau befindlichen Wohnungen Anfang 2024 mit 24.400 um ein Viertel unter dem Zehnjahresdurchschnitt. Die Schätzung sei wegen der teuerungsbedingten Bauverzögerungen und Planungsstopps mit Unsicherheiten behaftet. Hohe Zinssätze und hohe Baupreise bremsten aber die Investitionen.
Das von der türkis-grünen Regierung beschlossene Wohnbaupaket sehen die Interessenvertreter zwar als ersten wichtigen Schritt zur Entspannung, fordern allerdings, dass das keine „Eintagsfliege“bleiben dürfe. „Wir lösen das Thema nicht mit ausschließlich kurzfristigen Maßnahmen“, betonte Baringer. „Wir müssen im System, in der Struktur wieder fit werden.“Der Verband fordert daher etwa die
Zweckbindung der Wohnbauförderung. Die Wohnbauförderung sei von bis zu 3 Mrd. Euro nach der Jahrtausendwende auf unter 1,9 Mrd. Euro im Jahr 2022 gefallen. Gleichzeitig seien die Einnahmen der Länder aus Darlehensrückflüssen und dem Wohnbauförderungsbeitrag 2022 mit etwa 2,7 Mrd. Euro um 850 Mill. Euro über den Ausgaben der Wohnbauförderung gelegen. Mit der Zweckbindung der Wohnbauförderung und der Rückflüsse könnten die Bauträger wieder vermehrt zinsgünstige Wohnbaufördermittel vergeben statt hoch verzinste Kapitalmarktdarlehen in Anspruch zu nehmen.
Handlungsbedarf bestehe auch bei den Themen Grundstücke und
Verfahrensdauer. Länder und Gemeinden sollten aus Verbandssicht die Instrumente der Raumordnung intensiver nutzen, um Grundstücke für den leistbaren Wohnbau verfügbar zu machen. „Baulandmobilisierende Instrumente wie Baulandfonds, Flächenwidmungen für geförderten Wohnbau, Raumordnungsverträge bis hin zum existierenden, aber niemals angewendeten Bodenbeschaffungsgesetz müssen konsequent umgesetzt werden“, so Baringer.
Mit Ausnahme des Burgenlandes, wo fast so viele Einheiten wie 2022 errichtet wurden, ging die Bauleistung in allen Bundesländern zurück.