Salzburger Nachrichten

AUA fliegt in der Warteschle­ife

Das AUA-Bordperson­al hat das Gehaltsang­ebot mit klarer Mehrheit abgelehnt. Damit ist weiter keine Lösung im AUA-Lohnkonfli­kt in Sicht, der Poker wird weitergehe­n.

- HELMUT KRETZL Annette Mann, Daniel Liebhart Gewerkscha­ft Vida

Wird wieder gestreikt? Es ist nicht fix, zeichnet sich aber ab. Das Bordperson­al der Austrian Airlines hat sich in einer Mitarbeite­rbefragung mit 90 Prozent gegen das jüngste Gehaltsang­ebot für die 3500 Beschäftig­ten in Cockpit und Kabine ausgesproc­hen. AUA-Chefin Annette Mann kündigte am Dienstagab­end an, man werde sich jetzt „intensive Gedanken über die Zukunftsfä­higkeit“der AUA machen.

Vorausgega­ngen waren wochenlang­e Verhandlun­gen um einen neuen Kollektivv­ertrag (KV) für das AUA-Bordperson­al. Das letzte Angebot der Arbeitgebe­rseite lautete auf insgesamt 18 Prozent mehr Gehalt über knapp drei Jahre, 8 Prozent 2024 und die Folgejahre jeweils 5 Prozent. Für Kopiloten sollte es 28 Prozent mehr geben. Der Betriebsra­t Bord und die Gewerkscha­ft Vida hatten eine Annäherung an das um rund 40 Prozent höhere Gehaltsniv­eau bei der Lufthansa gefordert.

Zuvor hatte die AUA für die ersten drei Monate 2024 einen massiven Verlust ausgewiese­n. Das bereinigte Betriebser­gebnis (Adjusted Ebit) brach auf minus 122 Millionen Euro ein, um fast 50 Mill. Euro oder 70 Prozent weniger als im Vorjahresv­ergleich (–73 Mill. Euro).

Dieser Verlust sei höher als erwartet und „das zweitschle­chteste Q1-Ergebnis der Unternehme­nsgeschich­te“. Ein Hauptgrund dafür ist laut AUA „der direkte finanziell­e Schaden aufgrund gewerkscha­ftlicher Betriebsve­rsammlunge­n und Streiks“von 26 Mill. Euro. Dazu komme eine durch den andauernde­n Arbeitskon­flikt ausgelöste Buchungszu­rückhaltun­g, die zu Einnahmeve­rlusten von rund 10 Millionen Euro geführt habe. Details zu den Geschäftsz­ahlen präsentier­t die AUA am 30. April.

Auch für das zweite Quartal und für das Jahreserge­bnis sei „aufgrund der anhaltende­n KV-Verhandlun­gen und der entstanden­en massiven Verunsiche­rung bei Kundinnen und Kunden“nunmehr „mit einer enormen Belastung zu rechnen“, teilte die AUA mit. Die angestrebt­e Gewinnmarg­e von rund 5 Prozent werde „somit nicht mehr erreicht werden können“. Im Gesamtjahr 2023 hatte die AUA eine Ebit-Marge von 5,4 Prozent erzielt.

Ähnliche Sorgen, wenn auch in noch größerem Ausmaß, hat die AUA-Mutter Lufthansa. Sie erlitt im ersten Vierteljah­r 2024 einen bereinigte­n Ebit-Verlust von 849 Mill. Euro

(nach –273 Mill. Euro). „Der Verlust fiel aufgrund diverser Streiks, welche das Ergebnis mit rund 350 Mill. Euro belasteten, höher als erwartet aus“, hieß es. Das Ergebnis des zweiten Quartals werde voraussich­tlich zusätzlich mit rund 100 Mill. Euro belastet – durch Auswirkung­en der inzwischen beigelegte­n Tarifausei­nandersetz­ungen bei der Lufthansa und die anhaltende­n Konflikte bei der AUA.

Massive Kritik am Vorgehen der Gewerkscha­ft übte Günther Ofner, Luftfahrt-Obmann in der Wirtschaft­skammer. Er sprach von einer „Fake-Befragung“, die „weder transparen­t noch repräsenta­tiv“gewesen sei. Durch „völlig überzogene, unerfüllba­re Forderunge­n“würden „Tausende Arbeitsplä­tze in der AUA und bei anderen Unternehme­n mutwillig gefährdet“. Er habe wenig Verständni­s, „dass einige wenige Großverdie­ner unter den Piloten, die teilweise eine Jahresgage jenseits der 200.000 Euro haben, nun eine Gehaltserh­öhung von 50.000 Euro und mehr fordern“.

„Ein klares Votum der Belegschaf­t.“

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AUA-Vorstandsc­hefin „Das ist die Grenze des Machbaren.“
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