Mehr Bürgermeisterinnen als je zuvor
Salzburg hat die Nase in Sachen Frauenpower vorn.
Kurz nach der Stichwahl im März ist eine Schlagzeile aufgetaucht: „Neue Rekordzahl bei den Bürgermeisterinnen“, hat es geheißen. Und dass es im Land Salzburg mehr seien als sonst wo in Österreich. Während zuerst elf Ortschefinnen gewählt worden waren, konnten sich durch die Stichwahl noch drei weitere Frauen das Bürgermeisterinnenamt sichern: in Puch, Schleedorf und St. Johann. Jubel, Trubel, Heiterkeit und eine neue Zeit, die anbricht? Na ja.
Der Schnitt der Stadtchefinnen liegt jetzt im Land Salzburg bei 11,8 Prozent. Das sind schwache 1,3 Prozentpunkte mehr als der allgemeine Bürgermeisterinnenanteil in Gesamtösterreich. Da muss man, wenn wir ehrlich sind, weiterhin die Lupe auspacken, um die Gemeindevorsteherinnen zu finden – oder ist ganz einfach mit dem Zählen sehr schnell fertig: Von unseren 119 Gemeinden werden gerade mal 14 von einer Frau angeführt. Besser als nix und mehr als früher, ich weiß.
Aber was mir am meisten zeigt, dass wir noch nicht wirklich weitergekommen sind in unserem Bestreben nach Gleichberechtigung, ist die Tatsache, dass das überhaupt ein Thema ist. Ich beteilige mich ja selbst daran, den Frauenanteil zu betonen, zu exponieren, als das Ungewöhnliche, das Abweichende, indem ich hier darüber schreibe.
Es ist wie in der Buchbranche: Dass zurzeit so viele Bücher von Frauen „wiederentdeckt“werden, ist wichtig und gut und schön. Es ist aber auch problematisch, denn erstens werden weiße hetero cis Autoren nie vergessen, sondern kanonisiert. Zweitens ist das Hervorheben dieses Umstands Teil des Problems – es gibt dafür den englischen Begriff Othering, den etwa auch Simone de Beauvoir verwendet hat, um auszudrücken, dass Männer den Standard darstellen und Frauen „das Andere“. Die Bürgermeisterinnen im Land Salzburg sind eine Schlagzeile wert, weil sie nicht die Norm sind. Auf ihnen lastet nun zusätzlich die Bürde, ihren Job doppelt so gut zu machen – um den Weg zu ebnen für die Ortschefinnen der Zukunft.