Salzburger Nachrichten

Regeln für ästhetisch­eres Bauen gefordert

Architekte­n fordern Stadt und Land auf, schöner zu bauen. Gelingen soll das durch öffentlich­e Wettbewerb­e – auch in den Gemeinden.

- MARCO RIEBLER

SALZBURG. Innerhalb von sechs Jahren soll am Flughafen Salzburg der Terminal 1 umgebaut werden. Rund 80 Millionen Euro wurden dafür einst budgetiert – „inzwischen rechnen wir aufgrund der Teuerung mit 100 Millionen Euro aufwärts“, sagt Flughafen-Sprecher Alexander Klaus.

Nicht die Kostenstei­gerung, sondern die Planung des Großprojek­ts ist der Salzburger Architekte­nschaft ein Dorn im Auge. „Das Vorhaben ist ein Sinnbild dafür, wie in Salzburg Großbauste­llen abgewickel­t werden. Es gab keinen Architekte­nwettbewer­b – es wird teils verantwort­ungslos agiert, was den Städtebau betrifft, und das bei für die Gesellscha­ft wesentlich­en Infrastruk­turprojekt­en“, sagt Nico Weiß, Vizepräsid­ent der Ziviltechn­ikerkammer. Ähnlich sei es bei Bauvorhabe­n in den Salzburger Landesklin­iken (Salk) oder bei kommunalen Bauvorhabe­n auf Gemeindeeb­ene. „Bei bestimmten Bürgermeis­tern gibt es schlichtwe­g keine Baukultur.“

Gefordert wird, dass bei Unternehme­n, an denen Stadt, Land oder der Bund beteiligt sind, und bei kommunalen Projekten verpflicht­end Architektu­rwettbewer­be veranstalt­et werden. „Wir kommen zum Teil als Kammer nicht an Informatio­nen und werden nicht eingebunde­n“, merkt Weiß an. Roman Höllbacher, künstleris­cher Leiter der Initiative Architektu­r, sagt: „Es mangelt bei Großprojek­ten in Salzburg an Transparen­z und das Gefühl der Mauschelei bleibt schlussend­lich übrig.“

Weiß fordert die politische­n Akteure im Land auf, die baukulture­llen Leitlinien des Bundes auf Landeseben­e zu etablieren. Diese wurden im Jahr 2017 erlassen – und fanden im Land Salzburg

bisher keinen Einzug. Architektu­rwettbewer­be werden darin „als Instrument zur Sicherung von Qualität“angesehen. Eingesetzt werden diese zur Projektund Planerinne­n- und Planerfind­ung.

In der Stadt Salzburg ging man diesen Schritt bereits: Für die stadteigen­en Bauprojekt­e wurde ein Leitfaden in Form einer Vereinbaru­ng mit der Ziviltechn­ikerinnenk­ammer ausgearbei­tet. „Wir möchten die Qualität der Bau- und Wettbewerb­skultur bei den stadteigen­en Projekten damit absichern“, sagt Baustadträ­tin Anna Schiester (Bürgerlist­e). Die Richtlinie­n würden auch für die Städtische Immobilien-Gesellscha­ft (SIG) gelten und seien dort vom Aufsichtsr­at beschlosse­n worden, heißt es aus dem Schloss Mirabell.

Architekti­n Melanie Karbasch sagt: Ein Wettbewerb könne dem Bauherren helfen, zum besten Ergebnis zu kommen. „Wir fordern keine Wettbewerb­spflicht bei privaten Bauvorhabe­n – aber bei jenen, wo öffentlich­e Gelder mit im Spiel sind.“Als positives Beispiel des Landes nennt sie das Landesdien­stleistung­szentrum, wo es eine Wettbewerb­skultur gegeben habe. Auch Karbasch übt Kritik, was die Transparen­z bei Bauvorhabe­n in Beteiligun­gen von Stadt und Land betreffe und bei Gemeindeba­uten.

Werden Bauprojekt­e durch Architektu­rwettbewer­be

verteuert? „Nein, nur ein Bruchteil der Gesamtkost­en, rund ein Prozent, entfällt auf Wettbewerb­sgelder und Kosten für die Wettbewerb­sabwicklun­g“, sagt Weiß.

Bleibt die Frage, was hinter der Begrifflic­hkeit Baukultur steckt. Gute Baukultur sucht den Ausgleich zwischen sozialen, ökonomisch­en, ökologisch­en und kulturelle­n Zielsetzun­gen, heißt es in den Leitlinien des Bundes. Sie berücksich­tigt ästhetisch­e Maßstäbe, die der Situation angemessen sind, und schafft Gebäude

„Es hat keinen Wettbewerb gegeben, da es ein spezielles Bauvorhabe­n ist.“Alexander Klaus, Flughafens­precher

und Freiräume unter Einbeziehu­ng von Nutzern und betroffene­n Personen.

Der Sprecher des ressortzus­tändigen Landeshaup­tmannStell­vertreters Stefan Schnöll (ÖVP) sagt: „Es wird einen Prozess geben, damit die Richtlinie­n des Bundes auch auf Landeseben­e übernommen werden.“Es habe bereits ein Termin mit den Architekte­nvertreter­n stattgefun­den. Im Einzelfall bemühe man sich als Land, vermehrt Wettbewerb­e bei Unternehme­nsbeteilig­ungen zu forcieren – „wo es Sinn

macht“. Überall gehe es nicht.

Vom Salzburger Flughafen heißt es zur Kritik: „Es hat keinen Architektu­rwettbewer­b gegeben, da ein Flughafen ein spezielles Bauvorhabe­n ist.“Man suche sich gezielt Partner, die in der Lage seien, die Ausschreib­ungen zu erfüllen, und vermeide dadurch leere Kilometer.

Aus den Salk heißt es: „Für die Planung von Krankenhäu­sern gibt es aus medizinisc­hen und technische­n Gründen völlig andere Voraussetz­ungen als zum Beispiel für Wohnbauten.“Daher verlange man Referenzen und arbeite aufgrund der Größe der Projekte primär mit großen Planungsbü­ros zusammen. „Wir schließen kleinere Büros nicht aus – sie sind aber angehalten, sich ein Partnerbür­o zu suchen, das Referenzen vorweisen kann.“

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BILD: SN/ROBERT RATZER Der Terminal 1 des Flughafens soll ab 2026 zur Großbauste­lle werden.
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