Regeln für ästhetischeres Bauen gefordert
Architekten fordern Stadt und Land auf, schöner zu bauen. Gelingen soll das durch öffentliche Wettbewerbe – auch in den Gemeinden.
SALZBURG. Innerhalb von sechs Jahren soll am Flughafen Salzburg der Terminal 1 umgebaut werden. Rund 80 Millionen Euro wurden dafür einst budgetiert – „inzwischen rechnen wir aufgrund der Teuerung mit 100 Millionen Euro aufwärts“, sagt Flughafen-Sprecher Alexander Klaus.
Nicht die Kostensteigerung, sondern die Planung des Großprojekts ist der Salzburger Architektenschaft ein Dorn im Auge. „Das Vorhaben ist ein Sinnbild dafür, wie in Salzburg Großbaustellen abgewickelt werden. Es gab keinen Architektenwettbewerb – es wird teils verantwortungslos agiert, was den Städtebau betrifft, und das bei für die Gesellschaft wesentlichen Infrastrukturprojekten“, sagt Nico Weiß, Vizepräsident der Ziviltechnikerkammer. Ähnlich sei es bei Bauvorhaben in den Salzburger Landeskliniken (Salk) oder bei kommunalen Bauvorhaben auf Gemeindeebene. „Bei bestimmten Bürgermeistern gibt es schlichtweg keine Baukultur.“
Gefordert wird, dass bei Unternehmen, an denen Stadt, Land oder der Bund beteiligt sind, und bei kommunalen Projekten verpflichtend Architekturwettbewerbe veranstaltet werden. „Wir kommen zum Teil als Kammer nicht an Informationen und werden nicht eingebunden“, merkt Weiß an. Roman Höllbacher, künstlerischer Leiter der Initiative Architektur, sagt: „Es mangelt bei Großprojekten in Salzburg an Transparenz und das Gefühl der Mauschelei bleibt schlussendlich übrig.“
Weiß fordert die politischen Akteure im Land auf, die baukulturellen Leitlinien des Bundes auf Landesebene zu etablieren. Diese wurden im Jahr 2017 erlassen – und fanden im Land Salzburg
bisher keinen Einzug. Architekturwettbewerbe werden darin „als Instrument zur Sicherung von Qualität“angesehen. Eingesetzt werden diese zur Projektund Planerinnen- und Planerfindung.
In der Stadt Salzburg ging man diesen Schritt bereits: Für die stadteigenen Bauprojekte wurde ein Leitfaden in Form einer Vereinbarung mit der Ziviltechnikerinnenkammer ausgearbeitet. „Wir möchten die Qualität der Bau- und Wettbewerbskultur bei den stadteigenen Projekten damit absichern“, sagt Baustadträtin Anna Schiester (Bürgerliste). Die Richtlinien würden auch für die Städtische Immobilien-Gesellschaft (SIG) gelten und seien dort vom Aufsichtsrat beschlossen worden, heißt es aus dem Schloss Mirabell.
Architektin Melanie Karbasch sagt: Ein Wettbewerb könne dem Bauherren helfen, zum besten Ergebnis zu kommen. „Wir fordern keine Wettbewerbspflicht bei privaten Bauvorhaben – aber bei jenen, wo öffentliche Gelder mit im Spiel sind.“Als positives Beispiel des Landes nennt sie das Landesdienstleistungszentrum, wo es eine Wettbewerbskultur gegeben habe. Auch Karbasch übt Kritik, was die Transparenz bei Bauvorhaben in Beteiligungen von Stadt und Land betreffe und bei Gemeindebauten.
Werden Bauprojekte durch Architekturwettbewerbe
verteuert? „Nein, nur ein Bruchteil der Gesamtkosten, rund ein Prozent, entfällt auf Wettbewerbsgelder und Kosten für die Wettbewerbsabwicklung“, sagt Weiß.
Bleibt die Frage, was hinter der Begrifflichkeit Baukultur steckt. Gute Baukultur sucht den Ausgleich zwischen sozialen, ökonomischen, ökologischen und kulturellen Zielsetzungen, heißt es in den Leitlinien des Bundes. Sie berücksichtigt ästhetische Maßstäbe, die der Situation angemessen sind, und schafft Gebäude
„Es hat keinen Wettbewerb gegeben, da es ein spezielles Bauvorhaben ist.“Alexander Klaus, Flughafensprecher
und Freiräume unter Einbeziehung von Nutzern und betroffenen Personen.
Der Sprecher des ressortzuständigen LandeshauptmannStellvertreters Stefan Schnöll (ÖVP) sagt: „Es wird einen Prozess geben, damit die Richtlinien des Bundes auch auf Landesebene übernommen werden.“Es habe bereits ein Termin mit den Architektenvertretern stattgefunden. Im Einzelfall bemühe man sich als Land, vermehrt Wettbewerbe bei Unternehmensbeteiligungen zu forcieren – „wo es Sinn
macht“. Überall gehe es nicht.
Vom Salzburger Flughafen heißt es zur Kritik: „Es hat keinen Architekturwettbewerb gegeben, da ein Flughafen ein spezielles Bauvorhaben ist.“Man suche sich gezielt Partner, die in der Lage seien, die Ausschreibungen zu erfüllen, und vermeide dadurch leere Kilometer.
Aus den Salk heißt es: „Für die Planung von Krankenhäusern gibt es aus medizinischen und technischen Gründen völlig andere Voraussetzungen als zum Beispiel für Wohnbauten.“Daher verlange man Referenzen und arbeite aufgrund der Größe der Projekte primär mit großen Planungsbüros zusammen. „Wir schließen kleinere Büros nicht aus – sie sind aber angehalten, sich ein Partnerbüro zu suchen, das Referenzen vorweisen kann.“