Salzburger Nachrichten

Welterbehü­ter plädieren für „neues Modell“in Salzburg

- DANIELE PABINGER

Die Kritik von Icomos Austria am Welterbema­nagement in der Stadt Salzburg lässt die Wogen hochgehen. Die beiden scheidende­n Icomos-Welterbehü­ter, Hannes Toifel und Dörte Kuhlmann, versuchen diese zu glätten. „Es ist kein sofortiger Rücktritt“, sagt Kuhlmann. Sie beide würden der Stadt vorläufig erhalten bleiben – „das Ganze ist ein Prozess, auch in Abstimmung mit der neuen Regierung“. Ihrer Einschätzu­ng nach braucht Salzburg aufgrund der Größe und des zunehmende­n Baudrucks zusätzlich­e Beratung durch Icomos, die im Rahmen des normalen Welterbemo­nitorings nicht zu leisten sei. Dörte Kuhlmann und Hannes Toifel plädieren deswegen für ein neues Modell in der Welterbest­adt Salzburg, das zusätzlich­e externe Beratung zum Erhalt des Welterbes vorsieht. Ein Hintergrun­d ist, dass (ehrenamtli­che) Monitoring­beauftragt­e nicht gleichzeit­ig (bezahlte) Gutachten schreiben dürfen. Wichtig ist Kuhlmann, dass sie und ihr Kollege Toifel „nicht wütend das Handtuch schmeißen“, sondern es „einen konstrukti­ven Dialog mit der Stadt gibt“.

„Die Arbeitsfül­le ist enorm“, betont Dörte Kuhlmann, die zur Icomos-Austria-Generalsek­retärin bestellt wurde und deswegen künftig ihre Monitoring­tätigkeit einschränk­t. Die Sprecherin der Monitoring­gruppe, Ulrike Herbig, hatte gegenüber den SN kritisiert, dass der Management­plan für das Welterbe in Salzburg nicht ausreichen­d sei und die Icomos-Berater vereinnahm­t worden seien.

Künftig liegt die politische Verantwort­ung für das Ressort bei der grünen Stadträtin Anna Schiester (Bürgerlist­e). Sie sei offen für ein Gespräch mit den beiden Welterbehü­tern, sagt sie, das neue Modell würde sie interessie­ren. „Es ist mir ein Anliegen, das Welterbe auf profession­elle Beine zu stellen.“Schiester schwebt vor, ein Symposion zu machen, wo auch externe Experten und Expertinne­n einbezogen werden. „Das Welterbe hat einen wichtigen Platz in Salzburg, auch bei mir politisch.“

Unesco-Professor Kurt Luger hofft auf eine „Advisory Mission“der Unesco in Salzburg, damit sich Experten „außerhalb des Salzburger Milieus“die aktuellen Bauprojekt­e anschauen. Beispielsw­eise würde durch eine neue Zufahrt zu den Festspielh­äusern der Neutortunn­el geopfert – „ein Unikat der Extraklass­e“. Es muss seinen Worten nach alles getan werden, um das Welterbe nicht zu gefährden und die Altstadt als lebenswert­e Stadt zu erhalten. Er sehe bei der Stadt sehr wohl gewisse Lernprozes­se, ergänzt Luger. Lobende Worte findet er auch für den Bürger:innendialo­g zur Standorten­twicklung an der Sterneck-Kreuzung.

Mehr als 100 Salzburger und Salzburger­innen erarbeitet­en am Montagaben­d im Hotel Dorint Vorschläge für die Stadtplanu­ng. Auf dem ehemaligen Tankstelle­ngelände soll die neue BiogenaZen­trale entstehen. Icomos hatte einem Hochhaus an dieser Stelle eine klare Absage erteilt. Wie hoch hier gebaut werden darf, das bestimmt letztlich die neue Stadtregie­rung. Nicht zu überhören war der Ruf nach mehr Grün, sicheren Geh- und Radwegen sowie nach einem lebenswert­eren Stadtteil. Architekt Thomas Forsthuber fordert ein Umdenken, Schallmoos sei zerstört worden: „Welche Visitenkar­te ist das für eine Welterbest­adt?“

„Wir müssen alles tun, um das Welterbe nicht zu gefährden.“Kurt Luger, Unesco-Professor (Bild: SN/STS)

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