Sie prägte Münzen – und die Geschichte
Auch wenn die Digitalisierung voranschreitet: Das Bargeld ist den Salzburgern hold. Jahrhundertelang wurden in Salzburg eigene Münzen geprägt. An der Spitze der Münzstätte stand aber nur ein Mal eine Frau: Barbara Thenn war die erste und letzte Salzburger Münzmeisterin und behauptete sich gegen viel männlichen Widerstand. Als ihr Ehemann, Münzmeister Marx Thenn, 1552 starb, bewarb sich die dreifache Mutter erfolgreich beim Erzbischof um seine Nachfolge. „Thenn hatte eine erstaunliche Lebensgeschichte. Sie konnte sich zwei Jahrzehnte lang als Münzmeisterin behaupten“, sagt Stadtarchiv-Leiterin Sabine VeitsFalk. Frauen, die es bereits damals schafften, in Männerdomänen vorzudringen, seien oft – wie bei Thenn – Witwen gewesen. „Anders als männliche Nachkommen, die ja eigens ausgebildet wurden, brachte sich Thenn ihr Wissen selbst bei. Sie konnte sich alles nur abschauen.“Dass Thenn Teil der angesehenen Salzburger Patrizierfamilie Alt war, die auch wirtschaftlich sehr potent war, begünstigte ihre gesellschaftliche Stellung. „Dieser familiäre Hintergrund machte es ihr zumindest ein bisschen einfacher, sich zu behaupten.“
Dass eine Frau im 16. Jahrhundert ein derart wichtiges Amt hatte, brachte viele Neider. Versuche, sie aus dem Amt zu drängen, gab es viele. So wurde ihr etwa unterstellt, beim Münzgehalt zu sparen. Die Anschuldigungen erwiesen sich als haltlos. Als die Anfeindungen zu groß wurden, stellte ihr Erzbischof Michael von Kuenburg mit ihrem Schwager einen „männlichen Beistand“zur Seite. Als dieser 1568 starb, war Barbara Thenn wieder allein für die Münze zuständig.
1571 brach in Salzburg die Pest aus. Thenn schloss die Münze vorübergehend und floh nach Mondsee. Das nutzte einer
ihrer Mitarbeiter, Münzgeselle Hans Geizkofler, und verklagte Thenn beim Erzbischof. Er erreichte sein Ziel: Thenn wurde die Münzverwaltung entzogen – wohl auch, weil die protestantische Gesinnung der Familie mittlerweile bekannt war.