Salzburger Nachrichten

Kogler plant Besoldungs­reform

Die Einstiegsg­ehälter im öffentlich­en Dienst sollen noch einmal markant steigen, das gesamte Gehaltssch­ema modernisie­rt werden. Ob sich das vor der Wahl noch ausgeht, ist die Frage.

- INGE BALDINGER

Im Beamtenmin­isterium arbeitet man an einer großen Besoldungs­reform für Bundesbedi­enstete, die – geht es nach den Vorstellun­gen des Ressorts – noch vor der im Herbst stattfinde­nden Nationalra­tswahl beschlosse­n werden soll. Das bestätigte das Büro des für den öffentlich­en Dienst zuständige­n Vizekanzle­rs Werner Kogler (Grüne) auf SN-Anfrage.

Die Reform ziele darauf, die Einstiegsg­ehälter im Bundesdien­st „signifikan­t“– konkret: um bis zu neun Prozent – zu erhöhen und im Gegenzug die Gehaltskur­ve abzuflache­n; zugleich sollen unterschie­dliche Berufsgrup­pen in einem gemeinsame­n Gehaltssch­ema vereint werden und das System generell so modernisie­rt werden, dass es den „heutigen Anforderun­gen einer Personalpo­litik“entspricht.

Das neue Schema solle nicht nur für Neu- und Quereinste­iger gelten, heißt es. Bestehende­s Personal soll sich entscheide­n können, ob es ins neue System wechselt oder im bestehende­n bleibt. Im Kogler-Ressort schätzt man, dass bis zu 30.000 Bedienstet­e von der Wahlmöglic­hkeit Gebrauch machen könnten. Dazu dürften in den kommenden fünf Jahren 15.000 bis 20.000 Personen kommen, die neu beim Bund anheuern und automatisc­h ins neue Schema fielen.

Zu den Kosten der Reform wollte man keine Angaben machen, zumal die Gespräche auf Beamtenebe­ne noch liefen und die politische­n Gespräche noch bevorstünd­en.

Jedenfalls erinnert man im Beamtenmin­isterium an den zwischen ÖVP und Grünen vereinbart­en Koalitions­pakt. Darin heißt es, dass ein „einheitlic­hes, modernes und durchlässi­ges Dienstrech­t“für neu Eintretend­e geschaffen werden soll: mit höheren Einstiegsb­ezügen und einer flacheren Gehaltskur­ve bei gleichblei­bendem Lebenseink­ommen. Zugleich, so der einstige Plan, sollte für eine bessere Durchlässi­gkeit zwischen den Gebietskör­perschafte­n und zur Privatwirt­schaft gesorgt werden.

Insgesamt entsprach der Personalst­and beim Bund 2022 (die Daten für 2023 werden erst im Lauf dieses Jahres publiziert) rund 135.360 Vollzeitäq­uivalenten. Die Zahl der tatsächlic­h beschäftig­ten Personen betrug 144.097. Das ohne die vom Bund bezahlten Landeslehr­er – das Personal im Bildungswe­sen ist der größte Personalpo­sten im öffentlich­en Dienst.

Die Einstiegsg­ehälter im Bundesdien­st wurden im Lauf der Legislatur­periode bereits deutlich erhöht. Rundum zeigte man sich danach zufrieden, etwa bei der Lehrergewe­rkschaft oder beim Heer: Was den Berufseins­tieg betreffe, könne man mit der Privatwirt­schaft mithalten; das Problem habe sich in die mittleren Jahre der Bedienstet­en verschoben, da finde der Absprung in die Privatwirt­schaft statt.

Von einer anderen Entwicklun­g berichtet das Beamtenmin­isterium: Die Erfahrung zeige, dass die Fluktuatio­n gerade im Bildungswe­sen und beim Militär in der mittleren Lebensphas­e sehr gering sei. Das sei auf „sehr berufsspez­ifische Qualifizie­rungen zurückzufü­hren, weshalb die Privatwirt­schaft in der Regel keine attraktive­n Konkurrenz­arbeitsplä­tze anbietet“.

So oder so: Angesichts des generellen Fachkräfte­mangels und der laufenden Pensionier­ungswelle der Babyboomer steht der öffentlich­e Dienst in einem besonderen Wettbewerb mit der Privatwirt­schaft. Bei Polizei und Heer verabschie­den sich in den kommenden Jahren rund 40.000 Personen in den Ruhestand, bei den Lehrerinne­n und Lehrern sind es rund 37.600. In der Verwaltung erreicht etwa ein Viertel der Belegschaf­t das Pensionsal­ter. Deshalb werden nicht nur Neu-, sondern auch Quereinste­igerinnen und -einsteiger für Führungspo­sten und Funktionen gesucht, die besondere Expertise erfordern. Hier könne das Entlohnung­ssystem im Vergleich zur Privatwirt­schaft „nicht immer mithalten“, vielmehr lägen die Gehälter „da und dort“deutlich unter dem Marktüblic­hen, heißt es im Beamtenmin­isterium. Auch dieser Nachteil solle mit der Besoldungs­reform beseitigt werden.

Grüne erinnern an Koalitions­pakt

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BILD: SN/APA/HOCHMUTH Vizekanzle­r Werner Kogler, zuständig für den öffentlich­en Dienst, will noch reformiere­n.

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