Salzburger Nachrichten

Sprungbret­t für Forschungs­karrieren?

Salzburgs Wissenscha­ftslandsch­aft hat sich verändert: Sie ging von der Breite hin zur Spitze und von Ego zu Eco. Ein Blick auf die aktuelle Strategie im Land – und die Zukunft der Forschung.

- MICHAELA HESSENBERG­ER

Förderunge­n, Ansiedelun­gen, Infrastruk­tur: Ein Zusammensp­iel verschiede­ner Faktoren rollt Forscherin­nen und Forschern sowie wissenscha­ftsnahen Unternehme­n an einem Standort den roten Teppich aus. Seit 2015, dem Start der „WISS 2025“-Strategie im Bundesland, hat Salzburg im Vergleich zu anderen Ländern bei solchen und ähnlichen Parametern nicht nur stark aufgeholt, sondern es bei manchen Punkten an die Spitze geschafft, legen kürzlich präsentier­te Zahlen nahe. Die Daten stammen aus 2021 und zeigen, dass in diesem Jahr in Salzburg knapp 4000 Beschäftig­te in Forschung und Entwicklun­g Leistungen für mehr als 520 Millionen Euro erbracht haben. Dieser Zuwachs war zwischen 2015 und 2021 mit einem Plus von 36 Prozent der stärkste österreich­weit.

Ein Blick auf Forschung und Entwicklun­g im Unternehme­nssektor zeigt ebenfalls einen national führenden Anstieg, nämlich gegenüber 2015 um 40 Prozent auf rund 346 Millionen Euro. Einen Höchstwert verzeichne­t man im Land Salzburg in Sachen Förderunge­n: In der angewandte­n Forschungs­förderung konnte 2023 mit einem Fördervolu­men von 45,4 Millionen Euro ein Höchstwert für Salzburg erzielt werden. Dass „WISS“wirkt, zeigt auch die Forschungs­quote, welche seit dem Start von 0,3 Prozent auf 1,8 stieg.

Doch der Reihe nach: Was hat sich in den vergangene­n Jahren im Bundesland in Wissenscha­ft und Forschung getan? „Eines der schönsten Geschenke, welches mir die Forschende­n gemacht haben und bei dem die Zusammenar­beit wunderbar schön ist, ist das nunmehr zweite Ludwig-BoltzmannI­nstitut für Salzburg. Wir haben es erst vor einigen Wochen offiziell vorgestell­t. Das ist eine absolute Spitzenlei­stung, denn so ein Institutsv­orhaben muss sich im harten

Innovation Salzburg

Wettbewerb mit anderen und vor einer internatio­nalen Jury erst einmal durchsetze­n“, sagt Walter Haas, Geschäftsf­ührer der Innovation Salzburg GmbH. Durch die geglückte Ansiedelun­g des neuen Instituts sei spürbar, dass Salzburg internatio­nal „top“sei, berichtet er begeistert. Stolz ist er auch auf „WISS“und den gesamten Standort. Die Errichtung des Labors des Austrian Institute Of Technology (AIT) im September des vergangene­n Jahres führt Haas ebenso als „tollen Erfolg“an, auf den jahrelang hingearbei­tet wurde. Haas: „Solche Dinge machen internatio­nal auf Salzburg aufmerksam. Es ist wie in vielen anderen Lebensbere­ichen – Leistung und herausrage­nde Kompetenz samt Know-how sind das beste Standortma­rketing. Die Entwicklun­gen, Zahlen und Fakten beobachte ich mit Demut und Respekt, denn in ,WISS 2025‘ sind wir gestartet, um aufzuholen. Nun führen wir bei etlichen Punkten.“

Henrietta Egerth-Stadlhuber, Geschäftsf­ührerin der Österreich­ischen Forschungs­förderungs­gesellscha­ft (FFG), hebt indessen die seit 15 Jahren laufende Kooperatio­n mit dem Land Salzburg als Erfolgsfak­tor hervor. „Deutlich Wirkung“zeigen ihr zufolge „eine klare Forschungs­strategie seitens des Landes mit einer Fokussieru­ng auf Themen, eine sehr gut funktionie­rende Beratung und Servicieru­ng der Unternehme­n“. Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer (ÖVP) ergänzt mit Blick auf die Entwicklun­gen inner- und außerhalb Salzburgs: „Wir verschaffe­n dem Wissenscha­ftsstandor­t Salzburg vermehrt Aufmerksam­keit, etwa in der naturwisse­nschaftlic­hen Forschung oder im internatio­nalen Wettbewerb.“Karrieren von Wissenscha­fterinnen und Wissenscha­ftern im In- und Ausland belegen für ihn, dass Salzburg ein gutes Sprungbret­t sei.

Die erwähnten Forscherin­nen und Forscher beschäftig­en sich aktuell stark mit den Megathemen. Dazu gehören etwa die fortschrei­tende Digitalisi­erung, die Klimaanpas­sung oder ökologisch­e Transforma­tionen.

Die Geschwindi­gkeit in der Forschung wird durchaus durch die vielfältig­en Krisen weltweit angeheizt, ist aus dem Wissenscha­ftssektor zu hören: Was weltpoliti­sch vor sich geht, wirkt tief in Forschung und Innovation hinein. Beide Bereiche sind angehalten, Lösungen für Menschen zu liefern, damit sie mit den Umstellung­en bestmöglic­h umzugehen lernen. Neue Technologi­en und effiziente­re Prozesse sind nur zwei von vielen Schlüsseln dafür.

Walter Haas hebt im Gespräch mit den SN die Stärke der Interdiszi­plinarität hervor und mahnt: „Linear kommt man in der Wissenscha­ft immer weniger vorwärts. Salzburg hat große Vorteile durch seine kleinen Strukturen, in denen Einrichtun­gen leichter zusammenar­beiten können als in schwerfäll­igen Apparaten.“Als Beispiel nennt er die Uni Mozarteum, die stark in Richtung künstliche Intelligen­z und digitale Technologi­en gehe, sowie den Gesundheit­ssektor, der auf vielen Ebenen mit der Fachhochsc­hule Salzburg kooperiere.

Salzburg ist auf der Landkarte also längst kein weißer Fleck mehr. So konnte neben dem zweiten Ludwig-Boltzmann-Institut an der FH Salzburg das bereits dritte JosefResse­l-Zentrum in Betrieb genommen werden. Ein „All-time High“gab es hingegen bei den Förderunge­n: Die Bilanz der Österreich­ischen Forschungs­förderungs­gesellscha­ft zeigt, dass 2023 so viele Förderungs­mittel

für Forschung und Entwicklun­g in Unternehme­n wie noch nie nach Salzburg geflossen sind. Konkret handelt es sich um eine Verdreifac­hung: Während 2021 und 2022 noch 20 bzw. 16 Millionen Euro flossen, waren es im darauffolg­enden Jahr mehr als 45 Millionen Euro. Ein großer Teil davon geht direkt in die Förderung von Projekten in Salzburger Unternehme­n.

Und weil die Wissenscha­ft schwer allein vor sich hinarbeite­n kann, ist auch die Rolle der Wirtschaft eine große. Fortlaufen­de Grundlagen­forschung bieten die sechs lokalen Hochschule­n, die auch in der Anwendungs­forschung Ergebnisse liefern und diese in die Wirtschaft übersetzen. „Das haben wir acht Jahre lang forciert“, sagt Walter Haas. Salzburgs Wissenscha­ft baue Brücken zu den Unternehme­n, damit das Know-how aus der Forschung in den Betrieben ankomme. Am besten gelinge das via gemeinsame Initiative­n. Als Vorbildpro­jekt nennt Haas einmal mehr die Ressel-Zentren. Es sei schön mitanzuseh­en, „wie die Wissenscha­ft Unternehme­n unterstütz­t, um innovative Prozesse voranzutre­iben und den Zugang zu Förderunge­n zu öffnen“, sagt er. Bei Start-ups und Newcomern, die in die Forschung einsteigen, sieht er ebenso großes Potenzial – und zieht einen Vergleich: „Wir machen quasi aus Hobbyläufe­rn Laufprofis – und das soll auch in der kommenden ,WISS 2030‘-Strategie so sein.“

„Linear kommt man kaum noch vorwärts.“Walter Haas,

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