Sprungbrett für Forschungskarrieren?
Salzburgs Wissenschaftslandschaft hat sich verändert: Sie ging von der Breite hin zur Spitze und von Ego zu Eco. Ein Blick auf die aktuelle Strategie im Land – und die Zukunft der Forschung.
Förderungen, Ansiedelungen, Infrastruktur: Ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren rollt Forscherinnen und Forschern sowie wissenschaftsnahen Unternehmen an einem Standort den roten Teppich aus. Seit 2015, dem Start der „WISS 2025“-Strategie im Bundesland, hat Salzburg im Vergleich zu anderen Ländern bei solchen und ähnlichen Parametern nicht nur stark aufgeholt, sondern es bei manchen Punkten an die Spitze geschafft, legen kürzlich präsentierte Zahlen nahe. Die Daten stammen aus 2021 und zeigen, dass in diesem Jahr in Salzburg knapp 4000 Beschäftigte in Forschung und Entwicklung Leistungen für mehr als 520 Millionen Euro erbracht haben. Dieser Zuwachs war zwischen 2015 und 2021 mit einem Plus von 36 Prozent der stärkste österreichweit.
Ein Blick auf Forschung und Entwicklung im Unternehmenssektor zeigt ebenfalls einen national führenden Anstieg, nämlich gegenüber 2015 um 40 Prozent auf rund 346 Millionen Euro. Einen Höchstwert verzeichnet man im Land Salzburg in Sachen Förderungen: In der angewandten Forschungsförderung konnte 2023 mit einem Fördervolumen von 45,4 Millionen Euro ein Höchstwert für Salzburg erzielt werden. Dass „WISS“wirkt, zeigt auch die Forschungsquote, welche seit dem Start von 0,3 Prozent auf 1,8 stieg.
Doch der Reihe nach: Was hat sich in den vergangenen Jahren im Bundesland in Wissenschaft und Forschung getan? „Eines der schönsten Geschenke, welches mir die Forschenden gemacht haben und bei dem die Zusammenarbeit wunderbar schön ist, ist das nunmehr zweite Ludwig-BoltzmannInstitut für Salzburg. Wir haben es erst vor einigen Wochen offiziell vorgestellt. Das ist eine absolute Spitzenleistung, denn so ein Institutsvorhaben muss sich im harten
Innovation Salzburg
Wettbewerb mit anderen und vor einer internationalen Jury erst einmal durchsetzen“, sagt Walter Haas, Geschäftsführer der Innovation Salzburg GmbH. Durch die geglückte Ansiedelung des neuen Instituts sei spürbar, dass Salzburg international „top“sei, berichtet er begeistert. Stolz ist er auch auf „WISS“und den gesamten Standort. Die Errichtung des Labors des Austrian Institute Of Technology (AIT) im September des vergangenen Jahres führt Haas ebenso als „tollen Erfolg“an, auf den jahrelang hingearbeitet wurde. Haas: „Solche Dinge machen international auf Salzburg aufmerksam. Es ist wie in vielen anderen Lebensbereichen – Leistung und herausragende Kompetenz samt Know-how sind das beste Standortmarketing. Die Entwicklungen, Zahlen und Fakten beobachte ich mit Demut und Respekt, denn in ,WISS 2025‘ sind wir gestartet, um aufzuholen. Nun führen wir bei etlichen Punkten.“
Henrietta Egerth-Stadlhuber, Geschäftsführerin der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), hebt indessen die seit 15 Jahren laufende Kooperation mit dem Land Salzburg als Erfolgsfaktor hervor. „Deutlich Wirkung“zeigen ihr zufolge „eine klare Forschungsstrategie seitens des Landes mit einer Fokussierung auf Themen, eine sehr gut funktionierende Beratung und Servicierung der Unternehmen“. Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) ergänzt mit Blick auf die Entwicklungen inner- und außerhalb Salzburgs: „Wir verschaffen dem Wissenschaftsstandort Salzburg vermehrt Aufmerksamkeit, etwa in der naturwissenschaftlichen Forschung oder im internationalen Wettbewerb.“Karrieren von Wissenschafterinnen und Wissenschaftern im In- und Ausland belegen für ihn, dass Salzburg ein gutes Sprungbrett sei.
Die erwähnten Forscherinnen und Forscher beschäftigen sich aktuell stark mit den Megathemen. Dazu gehören etwa die fortschreitende Digitalisierung, die Klimaanpassung oder ökologische Transformationen.
Die Geschwindigkeit in der Forschung wird durchaus durch die vielfältigen Krisen weltweit angeheizt, ist aus dem Wissenschaftssektor zu hören: Was weltpolitisch vor sich geht, wirkt tief in Forschung und Innovation hinein. Beide Bereiche sind angehalten, Lösungen für Menschen zu liefern, damit sie mit den Umstellungen bestmöglich umzugehen lernen. Neue Technologien und effizientere Prozesse sind nur zwei von vielen Schlüsseln dafür.
Walter Haas hebt im Gespräch mit den SN die Stärke der Interdisziplinarität hervor und mahnt: „Linear kommt man in der Wissenschaft immer weniger vorwärts. Salzburg hat große Vorteile durch seine kleinen Strukturen, in denen Einrichtungen leichter zusammenarbeiten können als in schwerfälligen Apparaten.“Als Beispiel nennt er die Uni Mozarteum, die stark in Richtung künstliche Intelligenz und digitale Technologien gehe, sowie den Gesundheitssektor, der auf vielen Ebenen mit der Fachhochschule Salzburg kooperiere.
Salzburg ist auf der Landkarte also längst kein weißer Fleck mehr. So konnte neben dem zweiten Ludwig-Boltzmann-Institut an der FH Salzburg das bereits dritte JosefRessel-Zentrum in Betrieb genommen werden. Ein „All-time High“gab es hingegen bei den Förderungen: Die Bilanz der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft zeigt, dass 2023 so viele Förderungsmittel
für Forschung und Entwicklung in Unternehmen wie noch nie nach Salzburg geflossen sind. Konkret handelt es sich um eine Verdreifachung: Während 2021 und 2022 noch 20 bzw. 16 Millionen Euro flossen, waren es im darauffolgenden Jahr mehr als 45 Millionen Euro. Ein großer Teil davon geht direkt in die Förderung von Projekten in Salzburger Unternehmen.
Und weil die Wissenschaft schwer allein vor sich hinarbeiten kann, ist auch die Rolle der Wirtschaft eine große. Fortlaufende Grundlagenforschung bieten die sechs lokalen Hochschulen, die auch in der Anwendungsforschung Ergebnisse liefern und diese in die Wirtschaft übersetzen. „Das haben wir acht Jahre lang forciert“, sagt Walter Haas. Salzburgs Wissenschaft baue Brücken zu den Unternehmen, damit das Know-how aus der Forschung in den Betrieben ankomme. Am besten gelinge das via gemeinsame Initiativen. Als Vorbildprojekt nennt Haas einmal mehr die Ressel-Zentren. Es sei schön mitanzusehen, „wie die Wissenschaft Unternehmen unterstützt, um innovative Prozesse voranzutreiben und den Zugang zu Förderungen zu öffnen“, sagt er. Bei Start-ups und Newcomern, die in die Forschung einsteigen, sieht er ebenso großes Potenzial – und zieht einen Vergleich: „Wir machen quasi aus Hobbyläufern Laufprofis – und das soll auch in der kommenden ,WISS 2030‘-Strategie so sein.“
„Linear kommt man kaum noch vorwärts.“Walter Haas,