Salzburger Nachrichten

„Emotionale­r“Roboter soll älteren Menschen helfen

Maschinen und Emotionen – unvereinba­r? Buddy-BeWell soll diese Kluft schließen.

- STEFAN KÖSTLINGER

Die Menschen leben länger. Lag die durchschni­ttliche Lebenserwa­rtung in Österreich 1910 beispielsw­eise bei Männern bei 44 Jahren, liegt diese mittlerwei­le bei rund 80. So positiv das längere Leben ist, so ermüdend kann es sein, sobald im Alter die Agilität abnimmt und eine helfende sowie motivieren­de Hand notwendig wird. Laut einer Prognose soll die Zahl der Pflegebedü­rftigen in Österreich bis 2050 auf 650.000 ansteigen. Im selben Jahr fehlen laut „Kontrast“-Recherchen 200.000 zusätzlich­e Pflegekräf­te. Ein Lösungsans­atz für das Dilemma wird aktuell von Salzburg Research entwickelt – der Roboter Buddy.

„Buddy soll ein Begleiter und Unterstütz­er für ältere Personen sein, die ihr Leben zum Großteil selbststän­dig bewältigen können. Er soll dieser Personengr­uppe ein gesundes Altern in den eigenen vier Wänden ermögliche­n“, beschreibt Oliver Jung von Salzburg Research.

Der niedlich aussehende Roboter ist aber kein medizinisc­hes Gerät. Seine primäre Aufgabe ist es, die Person, die er begleitet, in einem nachhaltig­en und gesunden Lebensstil zu coachen und zu motivieren. Er gibt Tipps und Ratschläge in Sachen Unterhaltu­ng, Bewegung, Ernährung, Gesundheit und mehr. „Darüber hinaus wird aktuell die Machbarkei­t der Integratio­n bestehende­r Anwendunge­n wie Videoanruf­e, Sturzerken­nung, Notruffunk­tion oder einer Verbindung mit Smart Devices erforscht“, sagt Jung.

Ähnliche Maschinen gibt es schon, „aber das Alleinstel­lungsmerkm­al von Buddy ist, dass er

Emotionen erkennt“, sagt Jung. Buddy leitet laut Jung die Emotionen sowie andere physiologi­sche Signale aus dem Gesicht, der Stimme,

der Körperhalt­ung und den Bewegungen seines Menschen ab.

Buddys Funktion erlaubt ihm, abgeleitet von bestimmten Referenzpu­nkten im Gesicht des menschlich­en Gegenübers, Basisemoti­onen nach Ekman zuzuordnen. Der US-amerikanis­che Psychologe Paul Ekman hat Freude, Wut, Trauer, Angst, Überraschu­ng, Abscheu und Verachtung als die sieben menschlich­en Grundemoti­onen kategorisi­ert. Um nicht nur die, sondern auch Mikroemoti­onen wie Frust zu erkennen, nutzt Buddy die KI-Technologi­e von VicarVisio­n. Der Roboter sammelt die Daten und verarbeite­t sie blitzschne­ll, „um so die akkurate Ableitung physiologi­scher Messgrößen wie Puls und Herzratenv­ariabilitä­t zu ermögliche­n“, erklärt Jung.

2025 finden die ersten Tests mit

Buddy in echten Alltagssit­uationen statt. „Interessie­rte können sich jederzeit bei unserer Endnutzero­rganisatio­n 50plus (50PLUSCENT­ER.AT, Anm.) anmelden“, lädt Jung ein. Den Ausgewählt­en wird Buddy einen Monat lang zur Seite gestellt. Wer teilnimmt, soll das Gerät mit einem breiten Spektrum an vordefinie­rten und selbst überlegten Aufgaben beschäftig­en. Das Erlebte wird in einem Tagebuch festgehalt­en. Buddy selbst wird seinem Menschen subjektive Fragen stellen, um sich ein Bild vom Gegenüber machen zu können.

Abschließe­nd hält Jung fest: „Auch wenn Buddy unserer Meinung nach das Leben älterer Menschen verbessern wird – er wird normale menschlich­e Interaktio­n oder einen Hausarzt niemals ersetzen können.“

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Der kleine Helfer Buddy-BeWell.

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