Magie von Spiel sieben
Highlight für Sportfreunde, Albtraum für wahre Fans von KAC und Salzburg: Eine ganze Meisterschaft wird in einem Spiel entschieden.
367 Spiele (312 im Grunddurchgang und 55 in den Play-offs) wurden bisher ausgetragen, doch erst Spiel Nummer 368 entscheidet am heutigen Freitag in der Heidi-Horten-Arena von Klagenfurt (ab 19.30 Uhr, live Puls 24) über eine ganze Meisterschaft: Rekordmeister KAC und der amtierende Meister Red Bull Salzburg treffen dann in einem ganz besonderen Spiel aufeinander: Es ist Spiel sieben in der Finalserie, jene magische Nacht also, die nur der Eishockeysport zu bieten hat.
Zum dritten Mal stehen einander der KAC und Salzburg in einem Finale gegenüber, zum dritten Mal geht es in Spiel sieben: 2009 gewann der KAC Spiel sieben daheim gegen Salzburg dank eines Treffers von Christoph Harand 2:1. 2011 ging die an Dramatik nicht zu überbietende Finalserie in Klagenfurt sogar in die Verlängerung, Thomas Koch fälschte da zum 3:2-Siegtor für Salzburg ab – es war seine letzte Puckberührung für Salzburg, ehe er mit Fünfjahresvertrag zum KAC wechselte. Ungewöhnliches Detail am Rande: Die beiden aktuellen Kapitäne Thomas Hundertpfund (KAC) und Thomas Raffl waren damals auch schon dabei.
Auf dem Weg zu Spiel sieben in diesem Jahr kippte die Serie gleich mehrfach. Den Auftakt holte sich Salzburg in Klagenfurt (1:0), nach zwei letztlich klaren Siegen (5:2, 4:2) schien das viel gepriesene Momentum auf Klagenfurter Seite – doch Salzburg gewann Spiel vier auf eigenem Eis nach 0:2-Rückstand noch 6:5 und legte in Klagenfurt nach – 3:2, wieder nach Verlängerung. Die Meisterparty am Dienstag crashte der KAC mit einem 4:1-Sieg im Salzburger Volksgarten – bleibt die Frage: Bei wem liegt nun das Momentum? „Es ist ein Spiel, das keinen Favoriten hat“, meinte im Vorfeld KAC-Coach Kirk Furey, der mit seinen Jungs auf eine überragende Saison zurückblicken kann.
Überragend wurde es für Salzburg nach einem wackeligen Grunddurchgang erst in den Playoffs, da wurde aus einer Mannschaft ein echtes Team inklusive Teamspirit, das endlich über sich hinauswachsen konnte – etwa in Semifinale sieben gegen Bozen. „Wir können Spiel sieben“, meinte Salzburgs Stürmer Paul Huber mit Verweis auf das Vorjahr – auch da gewann Salzburg den Titel im magischen siebten Spiel in Bozen.
Vermutlich geht es um die lapidare Frage, wer früher und besser ins Spiel kommt. „Einfach nur von Shift zu Shift (Einsatz, Anm.) denken und gar nicht weiter“, sagt Huber. Alle anderen Theorien wurden im Finale längst widerlegt: Das scheinbar so wichtige erste Tor hatte kaum Bedeutung (nur zwei Mal ging dann auch diese Mannschaft als Sieger vom
Eis), der oft beschworene Heimvorteil war nur ein laues Lüftchen – vier von sechs Partien gewann das Auswärtsteam.
Salzburg-Coach Oliver David wollte sein Team Donnerstag im Abschlusstraining nur bewegen. „Wir hatten einen Tag frei, jetzt wollten wir wieder aktiv werden.“Die Abschlussbesprechung samt Videos gibt es Freitag vor dem Match – und eine Hoffnung obendrauf: dass die KAC-Fans nicht in der Nacht vor dem Spiel das Salzburger Teamhotel wie zuletzt mit Böllern und Raketen heimsuchen.
PS: Die Topspieler beider Mannschaften sehen einander ab Montag wieder, dann geht es in das Teamcamp nach Zell am See – KAC und Salzburg stellen die Hälfte des Nationalteams bei der WM in Prag.
PPS: Spiel sieben ist auch das Ende des Vertrags mit TV-Partner Puls 24. Erst ganz am Ende wurde Liebe daraus, 236.000 Zuseher beim Dienstag-Spiel Salzburg – KAC haben dem Sender den höchsten Marktanteil seit Bestehen beschert. Aber vielleicht heißt ja der Nachfolger von Puls 24 auch Puls 24 – im Eishockey ist alles möglich.