Vom Landgasthaus zum Seminarhotel
Salzburg verzeichnet nach Wien die meisten Gäste bei Kongressen oder Tagungen. Ein kleines Hotel in Hallein hat sich auf Seminare für Firmen spezialisiert.
HALLEIN. Porsche Informatik, der Spar-Konzern, das Rote Kreuz oder der Magistrat der Stadt Salzburg – sie alle waren bereits im Viersternehotel Kranzbichlhof auf dem Dürrnberg bei Hallein zu Gast, und zwar mit Seminaren, Meetings oder TeambuildingVeranstaltungen. Das sei bei der Eröffnung vor zwölf Jahren gar nicht absehbar gewesen, sagt Hotelchefin Cornelia Salmhofer.
Sie entschied sich damals kurz vor ihrem 60. Geburtstag dafür, eine Karriere in der Gastronomie zu beginnen. Gemeinsam mit ihrem Mann Günter, einem Architekten, kaufte sie das 1968 eröffnete Landgasthaus 2012 aus der Konkursmasse. „Früher hat der halbe Dürrnberg hier geheiratet“, erzählt Cornelia Salmhofer und verweist auf zwei kleine vergitterte Fenster in einem der Seminarräume: „Das war früher die Kellerbar.“Nach den Plänen ihres Mannes wurde im Zuge des Umbaus das Erdreich abgetragen, um lichtdurchflutete Seminarräume einzurichten. Große verglaste Flügeltüren führen nun fast ebenerdig in den 13.000 Quadratmeter großen Garten mit Naturbadeteich. Insgesamt stehen drei Seminarräume von 52 bis 113 Quadratmetern zur Verfügung.
Der Schwerpunkt im Kranzbichlhof liege auf den Firmenseminaren, mit der Zeit seien jedoch auch „Wellnessangebote“dazugekommen: etwa Yoga-Urlaube („Retreats“), Mediationsoder Persönlichkeitsentwicklungsseminare. Besonders geschätzt von den Kundinnen und Kunden würden die Akustikdecken aus Zirbenholz. 25 Zimmer mit 52 Betten stehen zur Verfügung, ab 20 Zimmern kann das Hotel exklusiv gebucht werden.
„Wir hatten im Vorjahr 82 Seminare, 6000 Nächtigungen und eine Auslastung von über 60 Prozent“, schildert Salmhofer. Hallein und Bad Dürrnberg konnten im Vorjahr erstmals die Marke von 100.000 Nächtigungen knacken. Salmhofer leitet das Hotel mittlerweile gemeinsam mit ihrem jüngsten Sohn Jan.
Das Café Salzkristall steht auch den Einheimischen offen (Di.–So., 8–18 Uhr). „Am Sonntag haben wir immer die Frühschopper da“, schildert Salmhofer. Weil so viele Gäste nach dem Rezept für das Birchermüsli vom Frühstücksbuffet fragen, drucken es die Mitarbeiterinnen an der Rezeption auf Wunsch aus.
Dank der Seminare habe man sich zu einem Ganzjahresbetrieb entwickelt, sagt Salmhofer. „Wir haben normalerweise nur zwei Wochen pro Jahr geschlossen. Heuer sind es drei Wochen, weil wir auch die Rezeption umbauen wollen.“Das Stammpersonal stamme zum Großteil vom Dürrnberg und sei dem Betrieb seit vielen Jahren treu.
Der Kongress-, Tagungs- und Seminartourismus sei ein wesentlicher Faktor im Bundesland Salzburg, sagt Gernot Hörwertner, der Sprecher der Salzburger Land Tourismus GmbH (SLTG). „Salzburg hat nach Wien die zweitmeisten Gäste in diesem Bereich.“Das habe der Meeting Industry Report Austria (Mira) für das Jahr 2022 ergeben. Da in der Nächtigungsstatistik der Kongresstourismus nicht gesondert erfasst werde, beruht der Mira auf Meldungen der Veranstalter, der Kongresszentren und eigener Recherche, heißt es im Bericht.
Von den Nächtigungen entfielen demnach rund 388.500 auf Kongresse, Tagungen und Seminare. Gemessen an der Gesamtzahl im Bundesland Salzburg (27 Millionen Nächtigungen im Jahr 2022) wären das 1,4 Prozent.
Einen Gradmesser bietet auch die Plattform „Tagen in Österreich“, auf der viele Betriebe und Dienstleister zusammengefasst sind. Sie vergibt jedes Jahr die „Goldene Flipchart“an die am besten bewerteten Seminarhotels. Vor Kurzem wurde die begehrte Auszeichnung ex aequo an zwei Hotels in der Steiermark verliehen (Gartenhotel Ochsenberger und Retter-Bio-Naturresort). Auf dem dritten Platz landete das Hotel-Restaurant Ammerhauser aus Anthering.
„Wir sind dank der Seminare ein Ganzjahresbetrieb.“Cornelia Salmhofer, Hotelchefin