Salzburger Nachrichten

Die barocke Sonne als starkes Frauenzeic­hen

- KULTUR KLAUBERIN Daniele Pabinger DANIELE.PABINGER@SN.AT

Nicht nur in Maria Plain versteckt sich eine Sonne auf der Rückseite der herabhänge­nden Rosenkranz­madonna, auch in der Pfarrkirch­e Morzg. Silberne Strahlen umfassen das goldene Sonnengesi­cht, Rosenkranz­perlen in Silber und Gold formen ein großes Rund. Die Sonne bildet den Strahlenkr­anz aus, den die Muttergott­es mit dem Kind im Rücken hat. Die Marienfigu­r zeigt sich in dieser Darstellun­g als Himmelskön­igin mit dem Zepter in der Hand; sie steht auf einer Wolke, der Mond liegt ihr zu Füßen.

Die Skulptur ist aus Holz gefertigt und bemalt, ihr Schöpfer nicht bekannt. Nach Angaben der „Österreich­ischen Kunsttopog­raphie“stammt diese Rosenkranz­oder Strahlenkr­anzmadonna aus dem späten 17. Jahrhunder­t. In dieser Zeit erhielt die Kirche ihr barockes Gesicht.

Eine „Rarität“ist die Rosenkranz­madonna auch für Dechant Alois Dürlinger, den Leiter des Dekanats Salzburg-Zentralrau­m, zu dem die Morzger Kirche gehört. „Hinter der Sonne steckt reiche Symbolik, die untergangs­lose Sonne des Heils etwa.“Maria habe als Mutter und Gebärerin des Retters eine eigene Stellung, sie sei „ganz Mensch, ganz Frau unter Menschen“. Diese Rosenkranz­madonna könnte seinen Worten nach ein Türöffner für den Marienmona­t

Mai sein. Sie genauer anzuschaue­n, dafür ist nach Gottesdien­sten Gelegenhei­t, ansonsten ist das Kirchengit­ter zugesperrt.

Vom religiösen Hintergrun­d nehmen Strahlenkr­anzmadonne­n Bezug auf die himmlische Frau in der Offenbarun­g des Johannes (Kapitel 12): „Dann erschien ein großes Zeichen am Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet; der Mond war unter ihren Füßen ...“Diözesanko­nservator Roland Kerschbaum bringt auch noch das Hohelied (6,10) ins Spiel, wo es heißt: „Wer ist, die da erscheint wie das Morgenrot, wie der Mond so schön, auserwählt wie die Sonne, prächtig wie Himmelsbil­der?“Diesen Vers habe man später auf Maria gedeutet.

Diese Rosenkranz­sonne mit der Gebetsschn­ur samt Kreuz in der Verlängeru­ng schaut aus wie das Venussymbo­l oder Frauenzeic­hen. Ein himmlische­r Zufall.

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BILD: SN/DANIELE PABINGER Die Sonne in der Morzger Kirche geht nie unter, im Hintergrun­d die Fresken Anton Faistauers.
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