Die barocke Sonne als starkes Frauenzeichen
Nicht nur in Maria Plain versteckt sich eine Sonne auf der Rückseite der herabhängenden Rosenkranzmadonna, auch in der Pfarrkirche Morzg. Silberne Strahlen umfassen das goldene Sonnengesicht, Rosenkranzperlen in Silber und Gold formen ein großes Rund. Die Sonne bildet den Strahlenkranz aus, den die Muttergottes mit dem Kind im Rücken hat. Die Marienfigur zeigt sich in dieser Darstellung als Himmelskönigin mit dem Zepter in der Hand; sie steht auf einer Wolke, der Mond liegt ihr zu Füßen.
Die Skulptur ist aus Holz gefertigt und bemalt, ihr Schöpfer nicht bekannt. Nach Angaben der „Österreichischen Kunsttopographie“stammt diese Rosenkranzoder Strahlenkranzmadonna aus dem späten 17. Jahrhundert. In dieser Zeit erhielt die Kirche ihr barockes Gesicht.
Eine „Rarität“ist die Rosenkranzmadonna auch für Dechant Alois Dürlinger, den Leiter des Dekanats Salzburg-Zentralraum, zu dem die Morzger Kirche gehört. „Hinter der Sonne steckt reiche Symbolik, die untergangslose Sonne des Heils etwa.“Maria habe als Mutter und Gebärerin des Retters eine eigene Stellung, sie sei „ganz Mensch, ganz Frau unter Menschen“. Diese Rosenkranzmadonna könnte seinen Worten nach ein Türöffner für den Marienmonat
Mai sein. Sie genauer anzuschauen, dafür ist nach Gottesdiensten Gelegenheit, ansonsten ist das Kirchengitter zugesperrt.
Vom religiösen Hintergrund nehmen Strahlenkranzmadonnen Bezug auf die himmlische Frau in der Offenbarung des Johannes (Kapitel 12): „Dann erschien ein großes Zeichen am Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet; der Mond war unter ihren Füßen ...“Diözesankonservator Roland Kerschbaum bringt auch noch das Hohelied (6,10) ins Spiel, wo es heißt: „Wer ist, die da erscheint wie das Morgenrot, wie der Mond so schön, auserwählt wie die Sonne, prächtig wie Himmelsbilder?“Diesen Vers habe man später auf Maria gedeutet.
Diese Rosenkranzsonne mit der Gebetsschnur samt Kreuz in der Verlängerung schaut aus wie das Venussymbol oder Frauenzeichen. Ein himmlischer Zufall.