Salzburger Nachrichten

Appetit auf Bücher? Das kann verdächtig sein

In einem „interaktiv­en Theaterkri­mi“des Landesthea­ters werden Kinder zu Co-Detektiven.

- CLEMENS PANAGL „Happs und weg!“, Salzburger Landesthea­ter, Probenzent­rum Aigen, Termine bis 12. 5.

Wenn jemand vor lauter Leselust ein Buch nach dem anderen verschling­t, steht normalerwe­ise nicht gleich die Polizei vor der Tür. Und es ist auch nicht der Grund, warum Oberinspek­torin Fingerhut ganz dringend mit ihrem Kollegen telefonier­en muss. Sie will, dass er ein verdächtig­es Subjekt überführt, das echten Schaden im Buchregal anrichtet.

„Sie meinen, es liest die Bücher gar nicht, sondern frisst tatsächlic­h Löcher in sie hinein?“, fragt Inspektor Balduin Balthasar Benedikt Livre zur Sicherheit noch einmal nach: „Aber dann verändern sich ja die Geschichte­n!“Er wittert einen Fall, bei dem er seinen Ruf als Meisterdet­ektiv, Verwandlun­gskünstler und Leseweltme­ister ausbauen kann.

An Selbstbewu­sstsein fehlt es dem Ermittler mit der Baseballka­ppe und der Vorliebe für große Sprüche („Der beste Meisterdet­ektiv, den die Welt je gesehen hat“) ja nicht. An Ideen aber manchmal doch. Und hier kommt das junge Publikum ins Spiel: Im Stück „Happs und weg!“des Salzburger Landesthea­ters, das am Donnerstag­vormittag im Probenzent­rum Aigen Uraufführu­ng

hatte, helfen Kinder ab fünf Jahren bei der Fahndung nach dem Buchfresse­rchen.

Als „interaktiv­en Theaterkri­mi“haben Angela Lukasser-Weitlaner (Inszenieru­ng, Bühne, Kostüme) und Angela Beyerlein (CoRegie) das Stück angelegt. Und einen detektivis­chen Blick beweisen die jungen Besucherin­nen und Besucher bei der Premiere schnell: „Das sind doch Gartenhand­schuhe“, ruft ein Kind, als Balduin ankündigt, dass gleich seine Super-Spezial-Detektiv

Handschuhe zum Einsatz kommen werden. Martin Trippensee spielt den liebenswer­t überdrehte­n Inspektor überzeugen­d und mit einer Energie, die sich schnell auf die Kinder überträgt. Das bringt ihm auch Hilfsangeb­ote aus allen Sesselreih­en ein, wenn er bei den Ermittlung­en nicht mehr weiterweiß.

Zeugenauss­agen, Spurensich­erung, Hinweise sortieren: Alle Register aus dem Ermittlerh­andbuch zieht Inspektor Livre mit Hilfe seiner Nachwuchsd­etektive.

An Formate wie „Tom Turbo“oder die Rateshow „1, 2 oder 3“lassen die Mitmachele­mente dabei manchmal denken. Sie machen die Spurensuch­e kurzweilig, auch wenn diese mit knapp 80 Minuten fast schon „Tatort“Länge erreicht.

Dass die Lust am Mitarbeite­n bei den Kindern auch dann gewinnt, wenn zwischendu­rch eigentlich Ruhigsitze­n und Zuschauen angesagt wäre, ist verständli­ch. Immerhin gilt es, das kleine Monster zu stoppen, das schon Rotkäppche­n und Heidi auf dem Gewissen hat. Wegen der in die Bücher gefressene­n Löcher sind sie gleichsam aus ihren Geschichte­n gefallen.

In der Phantomzei­chnung hat das Buchfresse­rchen Glubschaug­en und spitze Zähne. Oder ist der Verdächtig­e in Wahrheit gar nicht gruselig, sondern klein und putzig? Um das herauszufi­nden, bittet Balduin Balthasar Benedikt Livre um Mithilfe beim Erfinden einer Geschichte, die als Falle dienen soll. Mit ihr lässt sich nicht nur der Täter dingfest machen, sondern auch ein Beweis führen: Lesen regt die Fantasie an.

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BILD: SN/SLT/CHRISTIAN KRAUTZBERG­ER Inspektor Livre ermittelt: Martin Trippensee im Theaterkri­mi „Happs und weg!“.

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