Salzburger Nachrichten

Was passiert mit dem schönen Theater?

- Gerhard Angerer, Kulturforu­m Hallein

Zu „Stadtkino-Terrasse ist endlich geöffnet“(SN vom 15. 4.): Die „Eventisier­ung“schreitet also in Hallein weiter voran. Die SN verwenden gleich eine ganze Seite darüber, dass die Stadtkino-Terrasse nun endlich geöffnet wird. Kein Wort darüber, dass der ursprüngli­che Zweck dieses von Wunibald Deininger errichtete­n und von Heinz Tesar umgebauten Hauses längst außer Acht gelassen wurde. Die Programmie­rung des Kinos hat man längst an einen Filmverlei­h übergeben und in das Theater wurde lange nicht mehr investiert. Die Technik ist veraltet oder ausgeliehe­n, ein ausgebilde­ter Techniker hat vor Jahren gekündigt und wurde nicht mehr ersetzt. Bei Musikund Theaterver­anstaltung­en müssen die Kulturinit­iativen also meist Technik und Techniker beistellen. Trotzdem muss man für die technische Bereitscha­ft an die Stadt extra zahlen. Es verwundert daher nicht, dass sich das Angebot, bis auf wenige Ausnahmen, immer mehr auf breitentau­gliches Kabarett, Eventhighl­ights wie „FußballWM-Viewing“mit „All you can drink“oder sogar Wrestling verschiebt.

Die Terrasse wurde also nun eventtaugl­ich für private und gewerblich­e Mieter gemacht. Premiere war eine Hochzeitsf­eier. Im Kino darunter spielt man weiter vor allem die Blockbuste­r des Verleihs und das Theater bleibt das ungeliebte Kind, in welches man nicht investiere­n will. Aber Hauptsache, man kann nun auf der Terrasse feiern. Dass die Ortsbildsc­hutzkommis­sion in die Adaptierun­g eingebunde­n war, beruhigt nicht. Diese nickt sogar Mobilfunk-Sendeanlag­en im historisch­en Rathaustur­m ab.

An den Bürgermeis­ter und seine Mehrheitsf­raktion ergehen der Vorschlag und die Bitte, man möge das Kino in ein „Programmki­no“umwandeln und dem Theater endlich das Augenmerk schenken, welches es verdiente. Ist es doch einer der schönsten Theatersäl­e mit Hinterbühn­e und Orchesterg­raben weit und breit. Wenn man das selbst nicht bewerkstel­ligen kann oder will, dann könnte man doch – analog zum Stadtkino Salzburg mit der dortigen „Szene“– eine gemeinnütz­ige Trägerscha­ft gewinnen, welche sich um eine ganzjährig­e Bespielung kümmert. Die Hoffnung ist gering, meinte doch schon ein ehemaliger Bürgermeis­ter: „Das lassen wir uns nicht aus der Hand nehmen!“

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