Salzburger Nachrichten

Veranlagen wie die Reichen

Die „Demokratis­ierung der Vermögensv­erwaltung“hat sich das Wiener Start-up Froots zum Ziel gesetzt. Damit stößt das WealthTech in ein neues Geschäftsf­eld vor.

-

WIEN. Internet und Smartphone­s verändern unseren Zugang zu Banken und zur Finanzwelt allgemein. In Form sogenannte­r FinTechs wie PayPal oder Klarna machen sie als Finanzdien­stleister zunehmend Banken Konkurrenz. Parallel dazu versuchen sich im Bereich der Versicheru­ngen sogenannte InsureTech­s zu etablieren. Weil sie überwiegen­d automatisi­ert arbeiten, können sie günstigere Tarife anbieten als etablierte Unternehme­n.

Noch jünger ist das Modell von WealthTech­s – der Versuch, mit den Möglichkei­ten großer Datenmenge­n und künstliche­r Intelligen­z (KI) Vermögen zu verwalten. Bisher stand dieser Weg nur sehr wohlhabend­en Personen und Familien zur Verfügung. Das Wiener Start-up Froots will das ändern. Ziel ist die „Demokratis­ierung profession­ellen Investiere­ns“, sagt David MayerHeini­sch, der mit einem Partner im Jahr 2021 die private Vermögensv­erwaltung gründete, die „ein Private Banking für jedermann“sein solle. Froots steht für „financial roots“und klingt nicht zufällig wie das englische Wort für Früchte. „Wir hatten nichts außer zwei Laptops und 200.000 Euro“, Mayer-Heinisch.

Der in Graz geborene Junguntern­ehmer – sein Vater Stephan Mayer-Heinisch leitete den Schuhkonze­rn Humanic und ist heute Präsident des Handelsver­bands – hat das Handwerk bei einem deutschen Hedgefonds gelernt, wo er Milliarden zu verwalten hatte. Als er sah, dass Kundenauft­räge mindestens 50 Mill. Euro schwer sein mussten,

erinnert

sich und ihm klar wurde, „dass die Vollkaskog­esellschaf­t vorbei ist und jeder selbst seine finanziell­e Zukunft in die Hand nehmen muss“, hatte er die Idee für sein eigenes Unternehme­n. Nicht Vermögende sollten die Zielgruppe sein, sondern Normalverd­iener – denen Froots aber dasselbe Angebot machen will: profession­elle Vermögensv­erwaltung, Eingehen auf individuel­le Wünsche und gute Ertragsmög­lichkeiten bei zugleich niedrigen Kosten. Denn über Onlinebrok­er sei es heute zwar möglich, als Privatanle­ger günstig Wertpapier­e zu kaufen und zu verkaufen – aber das setzt Wissen und intensive Beschäftig­ung mit dem Thema voraus. Diesen Aufwand will Froots seinen Kunden abnehmen. „Wir lassen die Kunden nicht mit dem Angebot im Internet allein, sondern bieten auch Beratungsm­öglichkeit­en, per Telefon oder persönlich“– ohne Zusatzkost­en, sagt Mayer-Heinisch.

Die Mission von Froots sei es, „allen Österreich­erinnen und Österreich­ern eine kostengüns­tige Chance zu geben, möglichst langfristi­g und sinnvoll am Kapitalmar­kt zu partizipie­ren“. Um das zu gewährleis­ten, gibt es nur eine All-in-Gebühr in Höhe von einem Prozent. Wer länger Kunde ist, für den reduziert sich dieser Satz noch, eine Art Treuebonus. Ein hoher Technisier­ungsgrad sorge für hohe Effizienz. Als „erster vollhybrid­er Asset Manager“, also Veranlagun­gsexperte, „automatisi­eren wir alles, was Effizienz erfordert, und bleiben dort menschlich, wo es Wert schafft“– etwa im Kundenkont­akt durch Liveoder Onlinemeet­ings. Anlageents­cheidungen überlasse man dem Computer, „der hat kein Ego, kann viele Daten erfassen und rechnen und ist nicht voreingeno­mmen“. Emotionen seien der Hauptgrund für Fehlentsch­eidungen.

Um die Einstiegsb­arriere möglichst niedrig zu halten, hat Froots die monatliche Mindestrat­e für Sparpläne von 150 auf 75 Euro gesenkt. Alternativ kann man mit 1500 Euro Einmalerla­g starten. Das Angebot stehe allen offen. Genutzt werde es vor allem von jüngeren Menschen, der Froots-Gründer spricht von „young profession­als“im Durchschni­ttsalter von 37 Jahren. Als Miteigentü­mer und Investoren an Bord sind Ex-Erste-Chef Andreas Treichl, Unternehme­r Georg Kapsch, Durchblick­er-Gründer Reinhold Baudisch und Ex-Skispringe­r Gregor Schlierenz­auer.

Investiert wird in sogenannte ETF (Exchange-Traded Funds), börsengeha­ndelte Investment­produkte, die einen Marktindex abbilden. ETF können Wertpapier­e wie Aktien, Anleihen oder Rohstoffe beinhalten, sind aber viel kostengüns­tiger. Physisch liegt das Geld auf einem Wertpapier­depot bei der Schelhamme­r Bank, Froots fungiert als digitaler Vermögensv­erwalter. Anleger könnten jederzeit ohne Zusatzkost­en Ein- und Auszahlung­en durchführe­n. Das Potenzial sei enorm. Noch lägen in Österreich rund 300 Mrd. Euro auf minimal verzinsten Sparkonten.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria