Bauernaufstand gegen das Schnitzel aus dem Reagenzglas
In den USA ist Laborfleisch bereits zugelassen, in der EU ist es beantragt. Die heimischen Landwirte fürchten um ihre Existenz und fordern ein Verbot.
Der Widerstand gegen Laborfleisch wächst. In Kärnten haben die Landwirte eine Onlinepetition „Laborfleisch – Nein danke!“ins Leben gerufen. In dieser wird die nächste Bundesregierung aufgefordert, in Österreich das künstliche Fleisch, das derzeit noch nicht verkauft wird, zu verbieten und sich auch für ein EU-weites Verbot einzusetzen. Die Petition wird neben der Landwirtschaftskammer auch vom Land Kärnten unterstützt – und etlichen Prominenten wie Olympiasieger Fritz Strobl, dem Mediziner und Bergbauer Georg Lexer und der Fotobloggerin Cooking Catrin.
Laborfleisch wird aus Stammzellen hergestellt. Dabei werden Stammzellen oder Muskelzellen von lebenden Tieren (in der Regel von Rindern, Hühnern und Schweinen) entnommen. In einem Bioreaktor werden den Zellen dann die erforderlichen Nährstoffe für ihr Wachstum zugeführt. Das Nährmedium besteht zum Teil aus fötalem Kälberserum. Und das ist nicht unumstritten. Denn um dieses zu gewinnen, muss ein trächtiges Rind geschlachtet werden. Das Serum kommt aus dem noch schlagenden Herzen des Fötus. Sowohl Kuh als auch Fötus sterben dabei. Wobei an Alternativen zu diesem Vorgangsweise gearbeitet wird. Sobald die Zellen sich vermehrt haben und Muskelgewebe entstanden ist, kann dieses verarbeitet werden, etwa zu Hamburgern oder Faschiertem. Vor allem Umweltschützer sehen das Laborfleisch positiv. Dieses könnte eine Alternative zur industriellen Viehzucht sein, für die große Flächen verbraucht werden und bei der viel CO2 entsteht. In den USA ist
Laborfleisch bereits zugelassen, auch in Singapur darf es verkauft werden. In der EU gibt es bereits einen Antrag eines deutschen Unternehmens auf Zulassung des künstlichen Fleischs. Anders die Entwicklung in Italien. Dort ist das Laborfleisch verboten worden.
Fritz Strobl, Olympiasieger
Warum auch in Österreich das künstliche Fleisch untersagt werden soll, argumentieren die Landwirte folgendermaßen: Bei der Produktion von Laborfleisch entstehe mehr als 20 Mal so viel Kohlendioxid (CO2) wie bei natürlichem Fleisch. Studien, die zeigten, dass mit Laborfleisch weniger Treibhausgase emittiert werden als in
der natürlichen Tierhaltung, gingen allesamt davon aus, dass der Produktionsprozess ausschließlich mit erneuerbaren Energiequellen vor sich gehe. Das sei aber nur eine theoretische Annahme, um den CO2-Fußabdruck von Laborfleisch niedrig darzustellen. Demgegenüber zeige eine Studie der Universität Davis in den USA aus dem Jahr 2023, dass bei der Produktion von Laborfleisch bis zu 25 Mal mehr CO2 verursacht werde als bei natürlichem Fleisch, da die Produktion extrem energieintensiv sei.
Außerdem liege die Produktion zu 100 Prozent in der Hand von Konzernen, dadurch werde die heimische Landwirtschaft zerstört, argumentieren die Bauern. Zudem wisse man nicht, wie sich Laborfleisch langfristig auf die Gesundheit der Bevölkerung auswirke.
Eine kürzlich veröffentlichte Umfrage zeigt, dass die Bevölkerung Laborfleisch nicht prinzipiell negativ gegenübersteht. Das Meinungsforschungsinstitut YouGov hat im Auftrag des Thinktanks Good Food Institute Europe, das Laborfleisch entwickelt, 1000 Personen dazu befragt. 59 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher sagten dabei, dass sie über im Labor produziertes Fleisch informiert seien, 63 Prozent können sich eine Zulassung vorstellen, wenn das Produkt auf seine Sicherheit untersucht worden sei, und 42 Prozent würden es probieren. Wobei: Die Vertreter der Landwirtschaft kritisierten, dass die Studie „nicht repräsentativ“gewesen sei.