Schauspielhaus Salzburg setzt auf sechs Augen
Das größte freie Theater Österreichs bereitet eine Führungsreform vor und sucht einen künstlerischen Leiter. Ziel ist ein „Neuanfang“.
Nach einer gut einjährigen Führungskrise stellt der Trägerverein des Schauspielhauses Salzburg die Weichen für eine österreichweit neuartige Leitung für ein Haus der freien Szene: Ab Herbst 2025 wird das Theater im Petersbrunnhof im Nonntal von einem Dreiergremium geleitet. Statt eines alleinigen Intendanten soll es künftig einen künstlerischen, einen kaufmännischen und einen technischen Direktor geben. Für die Führung dieses Theaters wird also das Sechsaugenprinzip gelten. Dies erläuterten der Präsident und der Vizepräsident des Trägervereins, der Regisseur und Schauspieler Peter Arp sowie der Buchhändler Christoph Steiner. Beide sind, wie die anderen Mitglieder im Vorstand des Trägervereins, ehrenamtlich tätig.
Zugleich mit der Führungsreform wird die künstlerische Leitung für das Schauspielhaus Salzburg ausgeschrieben. Bewerbungen sind bis 5. Juni möglich. Allerdings wird die nun zu suchende Person ab Herbst 2025 eines von drei Mitgliedern im geschäftsführenden Team sein: „Die Macht wird gedrittelt, das ergibt eine gemeinschaftliche und kollektive Führung“, sagt Peter Arp im SN-Gespräch. „Das ist eine große Neuigkeit, auch im Kontext von Theater und von freier Szene.“
Gewünscht sei „ein wirklicher Neuanfang“, wenngleich der Charakter des Schauspielhauses Salzburg als Ensembletheater mit klassischer Theaterliteratur ebenso wie Ur- und Erstaufführungen und neuen Theaterformen sowie mit hauseigener Schauspielschule erhalten bleiben soll. Weiters wird daran erinnert, dass Robert Pienz Mitte nächsten Jahres das Schauspielhaus 22 Jahre lang geleitet haben wird, eine derart lange Intendanz sei weitum in Theatern unüblich.
Hauptsächliche Ursache für den Wunsch nach einem Neuanfang ist die seit rund einem Jahr teils intern schwelende, teils mit der zeitweiligen Suspendierung des Intendanten und Rücktritten von drei Mitgliedern des Trägervereinsvorstandes offen aufgebrochene Krise. Bei der Freistellung des Intendanten hatte der Vereinsvorstand Mitte Jänner als Ursache „zunehmende Differenzen innerhalb des Betriebs“genannt. Auch Robert Pienz hatte Anfang 2024 solche Differenzen, Ängste und Sorgen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Kommunikationsmängel bestätigt und dies mit Folgewirkungen von Pandemie und Kurzarbeit begründet.
Hinzu kamen arge Differenzen zwischen Intendant und Vereinsvorstand, sodass von zerrüttetem Vertrauen die Rede war. In vielen Gesprächen und in einer außerordentlichen Generalsversammlung wurde die Formel gefunden: Akzeptiert Robert Pienz für die letzten eineinhalb Jahre seiner jetzigen Amtszeit eine geteilte (statt bisher alleinige) Geschäftsführung, ein neues Organigramm, eine neue Geschäftsordnung und einen betriebsinternen Verhaltenskodex, kann seine Freistellung enden. Da er dem zugestimmt hat, ist er seit Mitte März wieder im Theater tätig.
In den vielen Gesprächen – auch mit Schauspielern und anderen Mitarbeitern – habe sich herauskristallisiert, dass „die Alleingeschäftsführung als etwas empfunden worden ist, das dringend reformiert gehört“, berichtet Peter Arp. Die „hierarchischen und autokratischen Kulturen“in der Leitung von Theatern „haben das Ende ihrer Lebenszeit erreicht“.
Mit einem kollegialen Leitungsgremium solle eine „Kultur des gemeinschaftlichen Führens und Handelns“gepflegt werden, was ausgehend vom künftigen Dreierdirektorium eine „starke Innenwirkung“entfalten sollte.
Während der jetzige technische Leiter, René Pointner, sowie der Leiter für Personal und Buchhaltung, Christian Rathner, in das geschäftsführende Kollegialorgan aufrücken, wird die Stelle des künstlerischen Leiters ausgeschrieben. Gesucht wird eine „teamorientierte Person mit künstlerischer und organisatorischer Leitungserfahrung“, die „idealerweise“auch zwei Stücke pro Saison im Schauspielhaus Salzburg inszenieren sollte. Zudem werde von Bewerbern verlangt, eine Vision für das Schauspielhaus zu formulieren sowie einen Musterspielplan für eine Saison – Stücke samt Regieteam und Besetzung – vorzulegen, erläutert Peter Arp.
Der Vorstand des Trägervereins wird sechs im Theatermanagement erfahrene Personen als Findungskommission einsetzen. Diese wird die Kandidaten am 6. und am 7. Juli anhören und eine Reihung vornehmen. Die Bestgereihten werden für Ende Juli zum Gespräch mit dem Vorstand des Trägervereins eingeladen; dessen fünf Mitglieder entscheiden dann, wer ab Herbst 2025 das Schauspielhaus Salzburg künstlerisch leiten wird.
Der Vertrag werde auf fünf Jahre befristet und könne nur ein Mal verlängert werden, sagt Christoph Steiner. Und Peter Arp versichert: „Auf 22 Jahre wird das nie wieder jemand machen, solange es den jetzigen Vorstand gibt.“
„Die Macht wird gedrittelt.“ „Nur ein Mal kann verlängert werden.“Christoph Steiner, Vizepräsident