Mit Sigmund Freud dem Unheimlichen auf der Spur
Bis heute ist vielen Menschen Sigmund Freud und damit auch seine Lehre vor allem eines: unheimlich. Da sich der Vater der Psychoanalyse selbst zentral mit dem Unheimlichen befasste, widmet sich das Freud-Museum in seiner neuen Sonderschau eben genau diesem Begriff. Schlicht „Das Unheimliche“lautet der Titel einer Ausstellung, in der man Kunstwerke präsentiert, die unter diesem etwas diffusen Begriff zu subsumieren sind.
Freuds Abhandlung „Das Unheimliche“aus dem Jahr 1919, die sich primär mit der Literatur beschäftigt, stellt dabei so etwas wie den Leitfaden dar, um Arbeiten von Größen wie Louise Bourgeois, Birgit Jürgenssen, Helmut Newton oder Markus Schinwald unter einem Dach zu versammeln.
Gregory Crewdsons düstere Inszenierung eines Familienessens – im einstigen Freud'schen Esszimmer hängend – wirkt in der Ausstellung subkutan. Und Martin Schinwalds „Misfits“, bewegliche Puppen in Kindergröße, evozieren ebenso Unbehagen wie Cindy Shermans an der Brust aufgerissene Figurine. Stets schwingen Begriffe der Psychoanalyse wie Trauma, Doppelgängertum oder das Verdrängte mit, zeigen sich die beiden Assoziationskreise des Wortes „unheimlich“, die „heimlich“im Sinne von Verdrängung ebenso wie „heimelig“im Sinne von „vertraut“meinen.
Die Schau „Das Unheimliche“ist eine Kooperation mit der Kunsthalle Tübingen. Deren Direktorin Nicole Fritz meinte, das Thema liege in der Luft: „Das Unheimliche ist die Signatur der Zeit.“„Das Unheimliche ist eine Empfindung, die diesem Ort eingeschrieben ist“, erinnerte Freud-Museumsdirektorin Monika Pessler bei der Präsentation der Ausstellung am Mittwoch an die Geschichte der einstigen Freud-Praxis, die nach der Emigration des Psychoanalytikers von den Nazis als Juden-Sammelwohnung genutzt wurde. Das Haus sei einfach kein White Cube, sondern nehme bei Ausstellungen immer Einfluss auf die Kunstwerke.