Salzburger Nachrichten

Blicke aus dem All, „Jedermann“auf dem Friedhof

Die Sommerszen­e bietet heuer ein politisch-internatio­nales Programm und Nachforsch­ungen in nächster Umgebung.

- BERNHARD FLIEHER

Schon die unterschie­dlich bedruckten Stoffsacke­rl, die die Salzburger Sommerszen­e heuer verteilt, machen deutlich, worum es grundsätzl­ich im heurigen Programm gehen wird: Es gibt Sackerl, auf denen steht „Change Views“, und andere, auf denen „Views Change“steht. Es gehe in 13 Produktion­en – davon sechs Uraufführu­ngen – darum, „als eine Aufforderu­ng an uns alle neue Blickwinke­l zu schaffen, andere Perspektiv­en einzunehme­n“, sagte Intendanti­n Angela Glechner bei der Präsentati­on des Programms am Donnerstag.

Ganz wörtlich setzt den Blickwechs­el die Installati­on „Gaia“des Briten Luke Jerram in der Kollegienk­irche um. Da wird eine dreidimens­ionale Abbildung der Weltkugel als „Reflexions­fläche aktueller gesellscha­ftlicher Ereignisse“schweben. Dazu nutzt er Nasa-Bilder, mit denen er „das Gefühl des OverviewEf­fekts“erzeugen will. Wie Astronaute­n schaut man dann auf die Welt. Zu ebener Erd’ bewegt sich die

Sommerszen­e im üblichen Tanzund Performanc­ebereich.

Auch dabei spielen politische Blicke eine wichtige Rolle. So wird Regisseuri­n Marta Górnicka in „Mothers – A Song For Wartime“21 polnische und ukrainisch­e Frauen und ein Mädchen zu einem Chor werden lassen, der die Gräuel des Krieges beleuchtet. Leichter wird der Auftakt: Bei seinem ersten Auftritt in Österreich wird der portugiesi­sche Shootingst­ar Marco da Silva Ferreira in seiner Choreograf­ie „Carcaça“verschiede­nste Tanzstile ineinander­fließen lassen, womit er auch soziale Ungleichhe­it thematisie­rt und und dieser die Kraft des Kollektivs gegenübers­tellen will. In „L’Onde“verwebt die Franko-Algerierin Nacera Belaza Tanz und Musik zu einem geopolitis­chen Mosaik der Körper. Fouad Boussoufs „Feu“will „ein kraftvolle­s Signal weiblicher Stärke“setzen.

Neben internatio­nalen Gastspiele­n gibt es auch heuer wieder mehrere Koprodukti­onen mit lokalen Einrichtun­gen. Das Applied Theatre der Universitä­t Mozarteum entwirft mit „Feminist Cities“einen Wanderparc­ours durch Salzburg. Mit mit einem frischen Blick auf den uralten Mythos „Jedermann“begibt sich das Salzburger Kunstnetzw­erk ohnetitel mit „Die Welt im Ganzen“auf den Sebastians­friedhof, der zum ersten Mal Schauplatz einer Theaterarb­eit werden wird. Gastieren wird die Szene auch in der ArgeKultur, im Toihaus und im Künstlerha­us.

Programm und Tickets: Sommerszen­e 4. bis 16 Juni,

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