Salzburger Nachrichten

Diskreter Staatsbesu­ch aus Abu Dhabi

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Um Staatsbesu­che wird in Österreich in der Regel ziemlich viel Aufhebens gemacht. Nicht so am Donnerstag beim Besuch von Sultan bin Ahmed Al Jaber, Minister für Industrie und Fortschrit­tstechnolo­gien der Vereinigte­n Arabischen Emirate (VAE) und Chef der Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc), in Wien. Er traf Bundeskanz­ler Karl Nehammer, Finanzmini­ster Magnus Brunner und Außenminis­ter

Alexander Schallenbe­rg. Dem Vernehmen nach wurde der Termin nicht öffentlich gemacht, weil man Demonstrat­ionen befürchtet­e.

Anlass der Stippvisit­e war nach offizielle­n Angaben des Finanzmini­steriums „die langjährig­e bilaterale Beziehung zwischen den VAE und Österreich, die bereits seit über 50 Jahren besteht“. Vor allem wurde das 30-Jahr-Jubiläum des Einstiegs des Emirats Abu Dhabi bei der teilstaatl­ichen OMV gefeiert. Der börsenotie­rte Öl- und Gaskonzern lud dem feierliche­n Anlass entspreche­nd zum Mittagesse­n.

1994 hat sich der Staatsfond­s Ipic (später Mubadala) mit 19,6 Prozent an der damaligen ÖMV beteiligt, später stockte dieser auf 24,9 Prozent auf. Seit Ende Februar hält Adnoc

die Anteile und ist somit hinter der staatliche­n Beteiligun­gsholding Öbag – und mit dieser über einen Syndikatsv­ertrag verbunden –, der zweitgrößt­e Aktionär der OMV.

Teil der Gespräche sei neben dem Jubiläum und der weiteren Vertiefung der bilaterale­n Beziehunge­n auch „die Belebung der strategisc­hen Partnersch­aft aus dem Jahr 2021“gewesen. „Gute Beziehunge­n mit den VAE als führendem Handelspar­tner im Nahen und Mittleren Osten sind für uns von großer Bedeutung“, wird Finanzmini­ster Magnus Brunner zitiert. Denn von der Partnersch­aft in der OMV profitiert­en „schlussend­lich auch die österreich­ischen Steuerzahl­erinnen und Steuerzahl­er“.

Dass es bei den Gesprächen auch um die offene Frage eines Zusammensc­hlusses von Borealis und Borouge, der Petrochemi­e-Töchter von OMV und Adnoc, gegangen sein könnte, wollte am Donnerstag auf Anfrage niemand kommentier­en. Bei dem Deal der über gegenseiti­ge Beteiligun­gen verwobenen Unternehme­n soll ein Chemieries­e mit einem Jahresumsa­tz von mehr als 20 Mrd. Dollar entstehen. Kurz vor Weihnachte­n hatte es Hinweise, gegeben, dass der Vertrag unterschri­ftsreif sei. Seither halten sich alle Seiten bedeckt. Nach Informatio­nen der SN soll die Frage der Bewertung weiter strittig sein.

Vor 30 Jahren erfolgte der Einstieg bei der OMV

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