Salzburger Nachrichten

Christian Ilzer: „Ich bin ein Beschleuni­ger“

Vor dem Showdown in der Bundesliga sprach der Erfolgstra­iner von Sturm Graz mit den SN.

- MICHAEL UNVERDORBE­N

Jahrelang galt Sturm Graz für Serienmeis­ter Red Bull Salzburg als zuverlässi­ger Punktelief­erant. Doch die Zeiten ändern sich: Zum Spitzenspi­el am Sonntag (17 Uhr) kommt Sturm-Trainer Christian Ilzer mit großer Vorfreude und einem breiten Grinsen. Denn: Sein Team hat Salzburg tatsächlic­h vom Thron der Fußball-Bundesliga gestoßen. Und nun könnte Sturm den Bullen nach einem Sieg im direkten Duell auch noch den Meistertit­el entreißen. Wie Ilzer darüber denkt und warum er von seiner Mission überzeugt ist, erzählte der 46-jährige Oststeirer im Interview mit den „Salzburger Nachrichte­n“.

Sturm ist Tabellenfü­hrer, Salzburg steckt in der Krise: Ist die Ausgangsla­ge so klar im Spitzenspi­el am Sonntag?

SN:

Christian Ilzer: Das ist wahrlich keine schlechte Ausgangssi­tuation (lacht), mit der ehrlich gesagt auch nicht zu rechnen war. Denn nach dem 0:1 im ersten Meistergru­ppenDuell waren wir fünf Punkte hinten. Einen Monat später sind es drei Punkte Vorsprung. Aber wir können das klar einordnen und wissen, dass uns in Salzburg eine richtig schwierige Aufgabe erwartet.

SN: Sie sprechen das große Saisonziel immer wieder klar an. Kann der Druck, unbedingt Meister werden zu wollen, auch zu groß werden?

Nein, ganz im Gegenteil. Jeden bei Sturm Graz motiviert das. Wir wollen uns das ganz bewusst zutrauen.

Das ist unsere große Vision. Visionen können dich inspiriere­n, besondere Kräfte freimachen. Die brauchen wir im Saisonfina­le.

SN: Sturm Graz ist Salzburg in den vergangene­n Jahren kontinuier­lich näher gerückt. Was sind die Gründe dafür?

Wichtig ist mir zu sagen, dass es definitiv nicht daran liegt, weil Salzburg schwächelt, sondern vielmehr, weil Sturm so konstant punktet. Und das sehr souverän, Runde für Runde. Die wichtigste­n Gründe, warum Sturm aktuell an der Tabellensp­itze der Bundesliga steht, würde ich so zusammenfa­ssen: Ein Sportdirek­tor und ein Trainer, die eine große Einigkeit haben. Eine klare Idee, wie wir Fußball spielen wollen. Ein klares Anforderun­gsprofil, welche Spieler wir holen wollen. Ein überragend­es Team von Betreuern und schließlic­h eine Mannschaft, die nicht nur Qualität, sondern auch Charakter hat.

In Salzburg scheint dieser rote Faden momentan zu fehlen. Wie bewerten Sie die Vorgänge beim Meister?

SN:

Ich möchte nur das bewerten, was bei Sturm passiert. Was diese 3:4Niederlag­e der Salzburger gegen Austria Klagenfurt betrifft, so hat das gezeigt, dass es im Fußball nichts gibt, was es nicht gibt. Deswegen bleiben wir ganz bei uns, fokussiere­n uns auf das, was wir einbringen können.

Stichwort Fokus: Sie wenden oft auch sehr viel Energie für Nebenschau­plätze auf – zuletzt

SN: etwa beim Zwist mit RapidTrain­er Robert Klauß.

So etwas hemmt mich keineswegs, das ist für mich vielmehr ein Turbo. Sie kennen ja Spieler, die mit jedem gewonnenen Zweikampf stärker werden. Ich denke, so ähnlich ticke ich als Trainer. Sicher bin ich manchmal sehr emotional und trage das Herz auf der Zunge, aber das gehört zum Gesamtpake­t Christian Ilzer dazu. Ich bin ein Challenger, ich liebe Herausford­erungen.

Sturm hat Rapid als Salzburger Erzrivalen abgelöst, dabei sind die Parallelen zwischen den beiden Vereinen groß. Haben Sie Red Bull Salzburg für den Erfolg kopiert?

SN:

Ich war als Trainer nie im Red-BullFußbal­lkosmos tätig, war auch nie Hospitant in Salzburg. Ich habe meinen komplett eigenen Werdegang, ohne eine Zwischenst­ufe auszulasse­n. Ich habe in dieser Zeit viel gelernt und hatte auch sehr gute

Lehrmeiste­r. Ich mag emotionale­n, leidenscha­ftlichen Fußball. Ich liebe es, Spielphase­n zu beschleuni­gen, effektiv in Richtung Tor zu ziehen, bei Ballverlus­ten nicht zu verlangsam­en. Ich sehe mich als Beschleuni­ger. Das alles ist auch die Grundidee von Salzburg, deshalb gibt es sicher Parallelit­äten, aber Sturm ist definitiv keine Kopie.

SN: Warum wird Sturm Graz heuer Meister?

Reden wir nach dem Spitzenspi­el weiter. In Salzburg werden Kleinigkei­ten entscheide­n, der Ausgang ist in alle denkbaren Richtungen möglich. Obwohl: Das Momentum liegt sicher bei uns.

Zur Person

Christian Ilzer, geboren am 21. Oktober 1977 in Puch bei Weiz, ist seit 2020 Cheftraine­r von Sturm Graz. Zuvor war er u. a. bei Austria Wien, dem WAC und Hartberg engagiert.

 ?? BILD: SN/GEPA PICTURES ?? Christian Ilzer ist mit Sturm Graz auf „Titelmissi­on“.
BILD: SN/GEPA PICTURES Christian Ilzer ist mit Sturm Graz auf „Titelmissi­on“.

Newspapers in German

Newspapers from Austria