Salzburger Nachrichten

Ein Offizier und Gentleman

Wie ein britischer General Washington zur Weißglut trieb

- Alexandra Bleyer

Im Amerikanis­chen Unabhängig­keitskrieg (1775–1783) versprache­n die Briten Sklaven die Freiheit, wenn sie mit ihnen gegen die rebellisch­en Kolonisten kämpften. Tausende folgten dem Ruf und schlugen sich tapfer, beispielsw­eise in der Eliteeinhe­it Black Brigade. Doch den Krieg gewannen die Amerikaner; laut ihrer Unabhängig­keitserklä­rung wären alle Menschen gleich frei und unabhängig, doch Schwarze waren nicht mitgemeint. Wie verhielten sich britische Generäle ehemaligen Mitkämpfer­n gegenüber? Lord Charles Cornwallis kannte keine Skrupel: Nach der Niederlage in Yorktown ließ er schwarze Männer, Frauen und Kinder ins Niemandsla­nd zwischen die Fronten treiben; sie wurden erneut versklavt. Anders handelte Sir Guy Carleton 1783 in New York. Vor der Stadt stand George Washington mit seiner Kontinenta­larmee und pochte auf die Einhaltung des Pariser Friedens, wonach die Briten zur Rückgabe ehemaliger Sklaven an ihre „Eigentümer“verpflicht­et waren. Aber für den General und seine Offiziere war es eine Frage der Ehre, treue Waffenbrüd­er nicht auszuliefe­rn. Er erfand bürokratis­che Hürden wie Einzelfall­prüfungen und spielte auf Zeit. Washington und Carleton trafen sich am 6. Mai 1783 zu einer Aussprache und der spätere erste US-Präsident drängte auf die Übergabe der Schwarzen. Carleton setzte ihn in Kenntnis, dass die meisten im sicheren Kanada waren – wohin sie nämlich in der Zwischenze­it Nacht für Nacht per Schiff gebracht worden waren. „Sir Guy Carleton lieferte nicht einen Schwarzen aus“, so Historiker Michael Hochgeschw­ender.

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den Sklavenhal­tern aus: Guy Carleton.
Lieferte seine schwarzen Waffenbrüd­er nicht den Sklavenhal­tern aus: Guy Carleton.

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