Salzburger Nachrichten

Keine Lehren aus Signa: Grüne attackiere­n ÖVP

Immopleite offenbare zahlreiche gesetzlich­e Schlupflöc­her, die geschlosse­n werden müssten.

- HERMANN FRÖSCHL

„Wer nichts macht, macht sich mitverantw­ortlich.“Mit eindringli­chen Worten forderte Nina Tomaselli, die grüne Fraktionsf­ührerin im Cofag-Untersuchu­ngsausschu­ss, den Regierungs­partner ÖVP auf, aus der Milliarden­pleite des Immobilien­konzerns Signa rasch gesetzlich­e Konsequenz­en zu ziehen. Es brauche Maßnahmen, „damit nicht der nächste Hütchenspi­eler in wenigen Jahren wieder sein Unwesen treibt“, sagt Tomaselli.

Der U-Ausschuss habe zahlreiche Schlupflöc­her offenbart, die geschlosse­n gehörten. Zu Tomasellis acht Forderunge­n gehören scharfe Strafen, wenn Unternehme­n – wie bei Signa passiert – Bilanzen nicht oder zu spät im Firmenbuch hinterlege­n. Es müsse künftig auch verhindert werden, dass Konzernhol­dings kleine GmbHs sind und damit keine verbundene Konzernbil­anz vorlegen müssen. Die Verhandlun­gen dazu mit der ÖVP liefen aber „sehr zäh“, kritisiert Tomaselli.

Konsequenz­en fordern die Grünen auch aus dem Umstand, dass Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) bei Signa zeitgleich Berater der Unternehme­nsholding und Aufsichtsr­atschef in zwei SignaKerng­esellschaf­ten war. Tomaselli spricht von einer Doppelroll­e, die die Kontroll- und Überwachun­gspflichte­n beeinträch­tige. Aufsichtsr­äte dürften keine Beraterver­träge bekommen. Auch die Strafbesti­mmungen für Wirtschaft­streuhände­r und Anwälte bei Verstößen gegen Sorgfaltsp­flichten sollten nachgeschä­rft werden.

Handlungsb­edarf sehen die Grünen auch bei den Regeln für die Banken. Die hätten Kredite an Signa zu Konditione­n vergeben, von denen Normalbürg­er nur träumen könnten, so Tomaselli. 2,4 Mrd. Euro hätten heimische Banken bei Signa ausständig, bei den national beaufsicht­igten Instituten seien nur 33 Prozent davon besichert. Leitlinien bei der Kreditverg­abe für Gewerbeimm­obilien müssten verbindlic­h gemacht werden. Speziell die bilanziell­e Bewertung von Immobilien sollte strenger beurteilt werden.

In Richtung ÖVP meint Tomaselli, dass es eigentlich ein Ministeriu­m gebe, das die Interessen der Steuerzahl­er wahren solle – nämlich das Finanzmini­sterium. Dort ortet sie in Sachen Signa über Jahre ein „konsequent­es Wegschauen“, das bis heute andauere. Finanzmini­ster Magnus Brunner (ÖVP) habe bis heute keine interne Revision beauftragt, um die fragwürdig­en Vorgänge bei Signa-Steuerakte­n (etwa Tuchlauben, Privatjet oder Schlosshot­el Igls) aufzukläre­n. Auch sei bis heute unklar, wie viele Steuermill­ionen Signa und Gründer René Benko dem Staat noch schulden. „Das Finanzmini­sterium tut nichts“, so der Vorwurf Tomasellis.

Das Finanzmini­sterium entgegnet dem Vorwurf der Untätigkei­t,

Tomaselli: „Das Finanzmini­sterium tut nichts“

dass man gerade eine Konzerndat­enbank einrichte, um Firmengefl­echte besser überblicke­n und überprüfen zu können. Finanzmini­ster Brunner will auch ein transparen­teres Firmenbuch mit interaktiv­en Suchen, um mehr Einblick zu schaffen. Sein Credo und das der ÖVP lautet, „den redlichen und seriösen Unternehme­n wegen einzelner schwarzer Schafe nicht mehr Bürokratie aufzubürde­n“.

 ?? ?? Ex-Kanzler Gusenbauer war Berater und Aufsichtsr­at bei Signa. Die Grünen wollen eine solche Doppelroll­e künftig unterbinde­n.
Ex-Kanzler Gusenbauer war Berater und Aufsichtsr­at bei Signa. Die Grünen wollen eine solche Doppelroll­e künftig unterbinde­n.

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