Die Unbequemen verlieren ihre Mandate
Grüne entfernen streitbare Ex-Rektorin – SPÖ straft Kritikerin und schützt Umwidmungskaiser.
Die Listenerstellung der Parteien für die Nationalratswahl birgt manche Unwägbarkeit. Die Grünen etwa sind drauf und dran, nicht nur ihre Sprecherin für Kunst und Kultur zu verlieren, sondern auch ihre Sprecherin für Medienangelegenheiten, für den öffentlichen Dienst, für Wissenschaft und Forschung sowie ihre Sprecherin für Rechtsextremismus und Antisemitismus – alles vereint in der Person Eva Blimlingers, die als Nationalratsabgeordnete derzeit all diese Themenfelder abdeckt. Die aber bei der am Wochenende erfolgten Erstellung der Wiener Wahlliste an einen unwählbaren Platz gereiht wurde. Mag sein, dass die streitbare Historikerin und Ex-Rektorin der Kunstuni, die in ihrer Direktheit weder Feind noch (und schon gar nicht) Freund schont, den Grünen zu unbequem war – und zu wenig steuerbar.
Auch die SPÖ ist dabei, sich einer Unbequemen zu entledigen, und zwar der Rechtsanwältin und ExStaatssekretärin Muna Duzdar. Diese müsste eigentlich eine Vorzeigepolitikerin für die SPÖ sein: Kind einer nach Österreich geflüchteten palästinensischen Arbeiterfamilie, Matura, Studium, Rechtsanwaltsprüfung, eigene Kanzlei, Alleinerzieherin,
derzeit Mediensprecherin der SPÖ im Nationalrat. Doch die Wiener Genossen reichten sie bei der Listenerstellung auf den unwählbaren Platz 35 der Landesliste durch. Duzdar, die politisch in der mächtigen SPÖ-Bezirksorganisation Wien-Donaustadt beheimatet ist, hatte sich einst mit den dortigen SPÖ-Granden angelegt, indem sie gegen den Willen der Parteioberen um den Vorsitz in der Bezirkspartei kandidierte. Derlei ist in der SPÖ nicht gern gesehen, weshalb sich
Duzdars Name gar nicht auf dem Wahlzettel fand und die aufmüpfige Politikerin die Unterstützung durch ihren Heimatbezirk verlor. Und jetzt ihr Nationalratsmandat verliert. Dass sich die Juristin bereits früh für die Übernahme des Parteivorsitzes durch Andreas Babler aussprach, hilft ihr nur wenig. Denn auch auf der SPÖ-Bundesliste ist die Juristin eher unwählbar platziert.
Mit dem Ergebnis, dass die in die Donaustädter KleingartenUmwidmungsaffäre verwickelten SPÖ-Granden entweder noch im Amt sind (Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy) oder ihr Mandat behalten werden (Petra Bayr), während die Kritikerin Duzdar aus der Spitzenpolitik entfernt wird.