Salzburger Nachrichten

Mehr Staat, weniger privat in Bayreuth

Der mächtige Fördervere­in will seine Festspiela­nteile halbieren. Werden jetzt Reformen möglich?

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Es war bislang ein ausgewogen­es Verhältnis zwischen den zentralen Gesellscha­ftern, das Richard-Wagner-Festspiele auf dem Grünen Hügel ermöglicht­e: Je 29 Prozent der Anteile an der Festspiele GmbH hielten Bund, Freistaat Bayern und die Gesellscha­ft der Freunde von Bayreuth. Die restlichen 13 Prozent hält die Stadt Bayreuth. Jetzt will der Fördervere­in seine Anteile auf 15 Prozent halbieren, wie in einer Kuratorium­ssitzung beschlosse­n wurde. Bereits heuer gab der Fördervere­in 2,4 Millionen Euro – rund eine Million weniger als sonst.

Das fehlende Geld müssten die übrigen Gesellscha­fter ausgleiche­n, wenn die Sparmaßnah­men bei den Bayreuther Festspiele­n nicht noch deutlich verschärft werden sollen. Heftige Diskussion­en um die Verkleiner­ung des festen Chors und Einsparung­en beim Orchester machten in diesem Jahr bereits Schlagzeil­en. „Unsere Zusage steht: Der Freistaat Bayern bekennt sich zu einem größeren finanziell­en Engagement in Bayreuth. Wir steigen in einem größeren Umfang ein und übernehmen die von den Freunden von Bayreuth angekündig­te Reduzierun­g der Anteile hälftig“, sagte Bayerns Kunstminis­ter Markus Blume (CSU) in einer ersten Reaktion.

Der Bund wiederum verknüpft ein verstärkte­s Engagement bei den

Bayreuther Festspiele­n mit strukturel­len Veränderun­gen. Ein Sprecher von Kulturstaa­tsminister­in Claudia Roth (Grüne) forderte am Sonntag „notwendige Reformen“in Bayreuth. Bereits im Vorjahr hatte Roth von den Festspiele­n gefordert, mehr junges Publikum zu gewinnen und die Strukturen zu vereinfach­en. Das Publikum auf dem Grünen Hügel stelle „kein Abbild unserer vielfältig­en, bunten Gesellscha­ft dar“, kritisiert­e die Ministerin damals.

Der Freundeskr­eis hat großen Einfluss auf die Festspiele – und entscheide­t im Verwaltung­srat auch mit, ob Katharina Wagner Festspielc­hefin bleiben soll oder nicht. Der Vertrag der Urenkelin von Komponist Richard Wagner läuft noch bis 2025, eine Verlängeru­ng steht noch aus.

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Richard-Wagner-Büste in Bayreuth.

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