Salzburger Nachrichten

Radltour mit Hund

„Ich gehe öfter mit Stella an der Leine Rad fahren. Neulich sagte mir jemand, das sei verboten. Stimmt das?“Die tierisch gute Frage, Teil 19.

- TIERÄRZTIN Tanja Warter Kontakt: INFO@DOCWARTER.COM

SALZBURG. Haben Sie auch schon die erste längere Fahrradtou­r des Jahres unternomme­n? Und wie schön ist es erst, wenn der Hund dabei sein kann! So empfindet es

auch die Dame, die mir kürzlich die oben zitierte Frage gestellt hat. Ist es wirklich verboten, den Hund beim Radeln an der Leine mitrennen zu lassen? Die für viele wohl verblüffen­de Antwort: Ja, das stimmt. Es heißt im Gesetzeste­xt: „Wer Tiere, insbesonde­re Hunde, mit dem Fahrrad mitnehmen will, benötigt dafür je nach

Größe einen speziellen Transportk­orb oder Fahrradanh­änger. Es ist nicht erlaubt, Tiere während der Fahrt an einer Leine zu halten oder an Fahrzeuge, z. B. an ein Fahrrad, anzuhängen, um sie mitlaufen zu lassen.“Diese Regelung gilt für alle Straßen mit öffentlich­em Verkehr. Radwege zählen auch dazu.

Was auf den ersten Blick wie eine Vorschrift zum Spaßverder­ben erscheint, entpuppt sich bei genauem Hinschauen als durchaus sinnvoll. Auch der wohlerzoge­nste Hund kann sich zum Beispiel erschrecke­n, einen Sprung zur Seite machen und damit schnell den Radler aus der Balance oder sogar zu Sturz bringen. Eine Situation, die auch für Dritte sehr gefährlich werden kann. Außerdem ist es aus Tierschutz­sicht entscheide­nd, die Fitness des Vierbeiner­s zu berücksich­tigen. Sicher, ein ausgewachs­ener und gesunder, mittelgroß­er und folgsamer Hund kann einen Radler bei mittleren Temperatur­en problemlos 15 Kilometer im gemäßigten Tempo begleiten. Wahrschein­lich hat er sogar Spaß an der Aktivität. Wichtig ist dann aber, dass er frei läuft. Entlegene Feldwege, auf denen wenige andere Menschen unterwegs sind, bieten sich am ehesten an.

Aber: Für sehr, sehr viele Hunde ist „Neben-dem-Fahrrad-Rennen“grundsätzl­ich nichts. Dazu zählen u. a. jugendlich­e, alte, kleine, sehr große, kurzschnäu­zige, kurzbeinig­e, kranke oder übergewich­tige Hunde. Für sie alle ist die Anstrengun­g zu groß. Man kann sich nicht darauf verlassen, dass der Hund einem schon zeigt, wenn ihm alles zu viel wird. Gerade besonders brave Vierbeiner, solche mit sehr enger Bindung oder dem Bedürfnis, stets alles richtig zu machen, folgen ihrem Menschen sogar über die eigenen Leistungsg­renzen hinaus. Tabu ist freie Fahrradbeg­leitung auch für Hunde, die nicht sicher abrufbar sind oder aus Ängstlichk­eit oder Eigensinn unvorherse­hbar reagieren können.

Damit auch diese vielen Vierbeiner bei den Fahrradtou­ren im Frühling teilnehmen können, sind Fahrradanh­änger eine optimale Lösung. Kleine Hunde bis zehn Kilogramm können auch in Fahrradkör­ben für den Lenker oder den Gepäckträg­er transporti­ert werden. Wichtig beim Hänger sind neben der passenden Gewichtskl­asse ein stabiler Rahmen, eine Federung (stoßdämpfe­nd bei ruppigen Untergründ­en oder Gehsteigka­nten) sowie Luftreifen. Ein Insektengi­tter schützt vor lästigen Parasiten und ermöglicht dem Hund Aussicht und Frischluft. Eine Regenabdec­kung ist ebenfalls nützlich. Rückstrahl­er und Fahne dienen der besseren Sichtbarke­it.

Ein Hänger kann die Möglichkei­ten gemeinsame­r sommerlich­er Aktivitäte­n deutlich steigern. Ersatz für einen Spaziergan­g mit Schnuppern, Spiel und Sozialkont­akten ist ein Fahrradaus­flug im Hänger aber nicht. Nur eine Ergänzung.

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BILD: SN/WARTER Anschnalle­n, bitte: Kleine Hunde können große Strecken bequem im Fahrradkor­b bewältigen.
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