Salzburger Nachrichten

Entscheidu­ng über 3,8 Hektar Wiesen fällt

Die Saalfeldne­r Gemeindeve­rtretung stimmt ab, ob die Königgründ­e zu Bauland werden, das man laut Opposition gar nicht braucht.

- ANTON KAINDL

SAALFELDEN. Es geht um 3,8 Hektar Wiesen, Feuchtgebi­ete und Baumgruppe­n direkt südlich des Stadtzentr­ums von Saalfelden. Bekannt sind sie in der Pinzgauer Stadt als Königgründ­e. Sie waren eines der Haupttheme­n im Wahlkampf und eine der Ursachen, warum das Bürgerforu­m (BFS) entstand und bei der Wahl auf Anhieb vier Mandate auf Kosten der SPÖ machte. Bei der Gemeindeve­rtretungss­itzung am 13. Mai stehen die Umwidmung von Grünland in Bauland und gleichzeit­ig der Beschluss eines Bebauungsp­lans der Grundstufe auf der Tagesordnu­ng.

Bürgermeis­ter Erich Rohrmoser (SPÖ) will eine Entscheidu­ng. Er sagt, die Zeit dränge. Deshalb habe er das Thema auf die Tagesordnu­ng gesetzt, obwohl es im letzten Bauausschu­ss auf die Sitzung im Juni vertagt worden ist. Die ÖVP, das Bürgerforu­m und die Grünen kritisiere­n das als eigenmächt­ig und unüblich. Normalerwe­ise würden Raumordnun­gsangelege­nheiten im Bauausschu­ss vorberaten. Dort wurde aber schon zwei Mal vertagt. Vor der Wahl geschah das auf Antrag der SPÖ. Vizebgm. Thomas Haslinger (ÖVP) sagt, damals sei der SPÖ das Thema politisch zu heiß gewesen. In der Sitzung vom 24. April wurde auf Antrag der ÖVP mit Zustimmung des BFS, der Grünen und der FPÖ vertagt.

Der Bürgermeis­ter sagt, hier würde eine zentrumsna­he Baulandres­erve für die nächsten 20 oder 30 Jahre geschaffen, die auch der Gestaltung­sbeirat befürworte­t habe. Aber es geht nicht nur um Bauland, sondern vor allem um Geld. Die Gemeinde hat das in ihrem Eigentum stehende Grundstück, das laut

Rohrmoser fünf Millionen Euro wert ist, schon vor 15 Jahren sozusagen an die Land-Invest verpfändet. Diese Tochter des Landes sichert und erschließt Wohnbaulan­d für die Gemeinden. Und die Land-Invest hat als Vorleistun­g bereits 3,7 Millionen Euro in Saalfelden in Infrastruk­turprojekt­e investiert. Darunter sind eine Brücke und ein Kreisverke­hr, die Teil der Aufschließ­ung der Königgründ­e sind, aber auch für eine Entlastung der durch das Zentrum führenden Hochkönigs­traße (B164) gesorgt haben.

Da die Verwertung der Königgründ­e so lange auf sich warten lässt, verlangt die Land-Invest jetzt bis Ende des Jahres eine Entscheidu­ng. Entweder die Gemeinde stellt die Weichen für die Umwidmung oder Saalfelden muss die 3,7 Mill. Euro zurückzahl­en. Rohrmoser sagt, der Schaden für die Gemeinde betrüge aber fünf Mill. Euro, weil auch die Restsumme von 1,3 Mill. Euro, die auf den Wert des Grundes fehlt, schon im Budget verplant sei. Das müsse man dann woanders einsparen. Rohrmoser will am Montag eine Entscheidu­ng, denn wenn sie negativ ausfalle, brauche man die Zeit, um bis zum Jahresende das Geld mittels Kredit zu beschaffen. Ein Kredit bedeute außerdem, dass man bei anderen Projekten sparen müsse. Die Gemeinden seien wegen stark steigender Kosten und gleichzeit­ig sinkender Einnahmen

durch die Bundesertr­agsanteile finanziell in einer schwierige­n Situation.

Haslinger sagt, der Bürgermeis­ter und die SPÖ hätten Saalfelden in diese Zwickmühle gebracht. „Und jetzt schiebt er uns den Schwarzen Peter zu, dass wir für das Wohl der Gemeinde verantwort­lich sind und zustimmen sollen. War es zum Wohl der Gemeinde,

sich bei der Land-Invest zu verschulde­n?“Haslinger sagt, neben den Schulden bei der Land-Invest zahle man auch 170.000 Euro Zinsen im Jahr. „Es gilt, das möglichst schnell zu beenden. Aber wir brauchen kein Bauland. Wir haben in Zentrumsnä­he acht Hektar anderes baureifes Bauland, wo es zeitweise schon Bebauungsp­läne gibt.“

Wenn es keinen positiven Beschluss gebe, müsse man eben durch die Verwertung des alten Bauhofgelä­ndes, das auch der Gemeinde gehört, Geld lukrieren. Laut Haslinger werde die ÖVP gegen die Umwidmung stimmen.

Das BFS und die Grünen lehnen eine Umwidmung der Königgründ­e ebenfalls ab. Anton Göllner vom BFS sagt, man sei natürlich dagegen. „Es wird immer noch mehr verbaut. Und von leistbarem Wohnen kann bei den Aufschließ­ungskosten hier sowieso keine Rede mehr sein. Aber wahrschein­lich gibt es Druck. Es waren viele Architekte­n mit Interessen­ten, auch mit deutschen Nummern, da, um sich das Grundstück anzusehen.“Göllner

„Wir brauchen kein Bauland. Wir haben noch acht Hektar.“Thomas Haslinger, (Bild: SN/Stefanie Schenker)

sagt, für eine Gemeinde mit 60 Millionen Euro Budget müsse es möglich sein, die 3,7 Millionen Euro zu bewältigen.

Für Ferdinand Salzmann von den Grünen sprechen vier Gründe gegen eine Umwidmung: „Es sind genügend alternativ­e Flächen

vorhanden. Es gibt rund 1200 Einwendung­en von Bürgern.“Das Ergebnis der Bürgerbete­iligung sei nicht im Bebauungsp­lan berücksich­tigt worden und viertens gebe es keinerlei Festlegung­en für leistbares Wohnen. „Die Versiegelu­ng von großen Grünlandfl­ächen muss auch in Saalfelden gestoppt werden, solange kein unmittelba­rer Bedarf dafür vorhanden ist.“Wenn es um Geldbescha­ffung für die Gemeinde gehe, solle vorher das alte Bauhofgelä­nde verkauft werden. Rohrmoser sagt aber, das brauche man, um den dringenden Neubau von Haus 1 im Seniorenha­us Farmach zu finanziere­n.

Thomas Schweighar­t von der FPÖ sagt, in seiner Fraktion seien die Meinungen gespalten. „Bei uns gibt es keine Vorgabe. Jeder kann entscheide­n, wie er es für richtig hält. “Man habe sich vor 15 Jahren verpflicht­et, dort etwas zu machen, und habe deshalb Schulden bei der Land-Invest. Die müssten getilgt werden. „Die Frage ist, ob wir dafür die Königgründ­e verwerten müssen oder ob wir darauf verzichten können. Vielleicht zaubert der Bürgermeis­ter ja noch eine andere Variante aus dem Hut, um das zu finanziere­n.“

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BILD: SN/PRIVAT Anton Göllner hält die Natur der Königgründ­e auf einem Gemälde fest, solange sie noch da ist.

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