Mehr Tempo bei Anerkennung
Ein neues Onlineportal soll die Nostrifikation ausländischer Bildungsabschlüsse in der Pflege beschleunigen. Die Wirtschaft wirbt unterdessen in Indonesien um Facharbeiter.
Es ist das erklärte Ziel der heimischen Politik und es gilt keine Zeit zu verlieren: Das Nostrifizieren, also das Anerkennen von Bildungsabschlüssen ausländischer Fachkräfte, soll beschleunigt werden. Vor allem im Pflegebereich, wo bis 2030 mindestens 50.000 neue Pflegekräfte gebraucht werden. Gesucht wird längst weltweit: In Südamerika, auf den Philippinen, in Indien. Jedes Bundesland, ja jeder Träger von Pflege- oder Gesundheitseinrichtungen geht dabei seine eigenen Wege. Was alle verbindet: die Klage über die teils hohen bürokratischen Hürden, inklusive der langen Dauer der Nostrifizierungen.
Am Sonntag ist nun jene vom Sozialministerium im Zuge des Pflegepakets angekündigte Datenbank online gegangen, auf der Pflegekräfte aus dem Ausland, allen voran aus Drittstaaten, umfassende Information für den Berufseinstieg in Österreich finden. Sie erfahren, wohin sie sich wenden müssen und welche Voraussetzungen für die Anerkennung des eigenen Abschlusses nötig sind. Die Website www.nursinginaustria.at beinhaltet zudem eine Datenbank, die Fachhochschulen und Länder bei der Nostrifizierung unterstützt. Und zwar mit online gestellten allgemeinen Mustergutachten, die für Verfahren aus allen Drittstaaten anwendbar sind, aber auch Individualgutachten für diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegekräfte, die aus Bosnien und Herzegowina, Serbien, der Ukraine, Kolumbien, Indien, den Philippinen und Tunesien kommen. Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) ist überzeugt, dass es dies ermöglicht, „dass Pflegekräfte aus Drittstaaten schneller in Österreich arbeiten können, ohne dass unser hoher Standard in der Pflege leidet“.
Die Zuständigkeit für die Nostrifizierung in Österreich ist zersplittert: Während die Länder für die Anerkennung von Ausbildungen von Pflegeassistenten zuständig sind, sind es bei diplomierten Fachkräften die Hochschulen. „Die Verfahren dauern teilweise zu lange. Derselbe Abschluss wird je nach Bundesland oder Fachhochschule zumeist auch unterschiedlich be
handelt. Das gehen wir jetzt an“, betonte Minister Rauch am Sonntag.
Nostrifizierungen „nach „Schablone“hat Ende März auch Bildungsminister Martin Polaschek versprochen, der bereits im März einen Nostrifizierungsgipfel angekündigt hat, um Hürden für Fachkräfte, die in Österreich arbeiten wollen, aus dem Weg zu räumen. Dafür zuständig ist neben dem Bildungsministerium das Wirtschaftsministerium, das für die Ausstellung der Rot-Weiß-Rot-Karten zuständig ist. Nachdem der Fokus bei den Nostrifizierungen im Gesundheits- und Pflegebereich liegt, kommt auch das Sozial- und Gesundheitsministerium ins Spiel.
Der Grund für den immer größer werdenden Bedarf an Pflegekräften ist einerseits die allgemeine Pensionierungswelle, andererseits die immer größer werdende Zahl an Pflegebedürftigen, weil die Lebenserwartung steigt. Im März haben in Österreich laut Daten des Sozialministeriums knapp 478.000 Menschen Pflegegeld bezogen, überwiegend Frauen (295.000). Im Jahresvergleich ist das ein Anstieg um 2,8 Prozent, wie die APA am Sonntag, dem „Tag der Pflege“, berichtete.
Die Suche nach Facharbeitern beschränkt sich dabei nicht nur auf den Pflege- und Gesundheitsbereich. Am Montag werden Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler und Wirtschaftskammer-Generalsekretär Karlheinz Kopf (beide ÖVP) mit Indonesien ein Memorandum of Understanding unterzeichnen, um die Zusammenarbeit in dieser Hinsicht auszubauen, wie das Wirtschaftsministerium am Sonntag mitteilte. Allen voran geht es um eine vertiefte Zusammenarbeit im Bereich der dualen Lehrlingsausbildung.
„Das dauert teilweise zu lange.“Johannes Rauch,