Warum, um Himmels willen, werden Kriege geführt?
Russlands Angriff auf die Ukraine zeigt wieder einmal, wie sinnlos Kriege sind.
Irgendein kluger Kopf hat einmal gesagt, Kriegserklärungen seien deshalb notwendig, weil das Phänomen Krieg eigentlich völlig unerklärlich ist. So ist es. Warum, um Himmels willen, werden Kriege geführt?
Angriffskriege wohlgemerkt. Dass sich ein Angegriffener wehrt, ist logisch. Aber wozu greift ein Staat einen anderen an? Nehmen wir den russischen Angriff auf die Ukraine. Wladimir Putin verfolgt damit eigenen Angaben zufolge zwei Ziele: die Wiederherstellung der großen, alten Sowjetunion, die auch die Ukraine umfasste, und mehr Sicherheit für Russland vor der Nato. – Haben ihn zwei Jahre Krieg und zigtausend Tote und Verstümmelte diesen beiden Zielen näher gebracht?
Ganz im Gegenteil: Die Gebiete, die Russland in der Ukraine erobert hat, sind heute Mondlandschaften – völlig zerstört und zurückgebombt ins Mittelalter. Es wird Jahrzehnte und ungeheure Summen brauchen, um diese Städte und Gebiete wiederaufzubauen. Ein Gewinn für Russland sind sie sicher nicht.
Und was das zweite Ziel Putins – Sicherheit vor der Nato – betrifft, ist sein Schuss nach hinten losgegangen. Denn er macht die Nato mit seinem Krieg in der Ukraine nur stärker: Die Nato hat neue Mitglieder an der Grenze zu Russland gewonnen, sie hat ihre Friedensträume beendet und ein massives Aufrüstungsprogramm gestartet. Putin hat sogar das Kunststück zu Wege gebracht, dass Österreich aus seinem militärischen Dämmerschlaf erwacht ist (auch wenn das seine Helferlein hierzulande nach Kräften zu verhindern versuchen).
Kurzum: Der Krieg Russlands ist nüchtern betrachtet völlig sinnlos. Wie alle Angriffskriege der Geschichte völlig sinnlos waren. Wozu ist Alexander der Große bis nach Indien marschiert? Sein Reich zerfiel, sobald er starb. Wozu hat Napoleon den ganzen Kontinent mit Krieg überzogen? Er beendete sein Leben nicht als Herrscher Europas, sondern als Gefangener auf St. Helena. Und, und, und. Die Weltgeschichte ist eine endlose Aneinanderreihung sinnloser Angriffskriege.
Ist der Krieg wirklich der Naturzustand der Menschen, wie Thomas Hobbes schrieb? An allen Ecken und Enden der Welt agieren derzeit aggressive Gruppierungen und Regime, die mithilfe aberwitziger Rüstungsausgaben nach regionaler Dominanz oder gar nach der Weltherrschaft streben. Womit sie alle anderen Staaten – auch Österreich – dazu zwingen, ebenfalls aberwitzige Summen in die Rüstung zu stecken, um nicht zu wehrlosen Opfern der Aggressoren zu werden.
Und wozu das alles? Wozu diese sinnlosen Ausgaben, dieses sinnlose Leid und diese sinnlosen Opfer? Man könnte verzweifeln, wenn man darüber nachdenkt.