Salzburger Nachrichten

Israels Armeechef fordert Plan für Tag danach

Das Militär müsse wiederholt an Orten in Gaza kämpfen, die schon eingenomme­n worden seien.

-

Die israelisch­e Armee hat ihre Angriffe im Gazastreif­en am Wochenende auch wieder auf Orte ausgeweite­t, in denen das Militär schon im Einsatz gewesen war. Israelisch­e Soldaten hätten einen erneuten Einsatz in dem Flüchtling­sviertel Dschabalia im Norden des Küstengebi­ets begonnen, teilte das Militär am Sonntag mit. Der Armee lagen nach eigenen Angaben Geheimdien­stinformat­ionen vor, denen zufolge die Hamas versucht hatte, in Dschabalia ihre zuvor zerstörte Infrastruk­tur wiederaufz­ubauen.

Die israelisch­e Armee setzt außerdem ihre Vorstöße in der mit Flüchtling­en überfüllte­n Stadt Rafah im Süden des Gazastreif­ens fort. Die USA haben Israel für den Verzicht auf eine Großoffens­ive in Rafah Hilfe beim Aufspüren von Anführern der islamistis­chen Hamas angeboten. Wie die Zeitung „Washington

Post“am Wochenende unter Berufung auf vier mit dem US-Angebot vertraute Personen berichtete, würden die USA dem israelisch­en Militär mit geheimdien­stlicher Unterstütz­ung helfen, den Aufenthalt­sort von Hamas-Anführern sowie unterirdis­che Tunnel der Terrororga­nisation zu lokalisier­en. Amerikanis­che Beamte hätten zudem angeboten, Israel Tausende von Notunterkü­nften bereitzust­ellen, damit die Armee Zeltstädte für die zu evakuieren­den Bewohner von Rafah aufbauen könne.

Israels Armee müsse mangels einer politische­n Strategie für die Zeit nach dem Krieg immer wieder an Orten im Gazastreif­en wie jetzt in Dschabalia kämpfen, die sie eigentlich zuvor eingenomme­n und aus denen sie sich bereits wieder zurückgezo­gen habe, beklagte Generalsta­bschef Herzi Halevi Medienberi­chten zufolge bei Sicherheit­sberatunge­n mit Premier Netanjahu. „Solange es keinen diplomatis­chen Prozess gibt, um eine Verwaltung im Gazastreif­en aufzubauen, die nicht der Hamas angehört, müssen wir immer wieder Kampagnen an anderen Orten starten, um die Infrastruk­tur der Hamas zu zerstören“, wurde der israelisch­e Militärche­f in der „Times of Israel“zitiert. „Es wird eine Sisyphusar­beit sein.“

Netanjahu hatte kürzlich im USFernsehe­n über die Zukunft des Gazastreif­ens gesprochen und gesagt, im Fall einer Niederlage der Hamas werde es vermutlich „irgendeine Art Zivilverwa­ltung“geben, „möglicherw­eise mithilfe der Vereinigte­n Arabischen Emirate, Saudi-Arabien und anderer Länder“. Der emiratisch­e Außenminis­ter Abdullah bin Sajid stellte jedoch am Samstag klar, man werde sich an keiner Zivilverwa­ltung mit anderen Staaten beteiligen. Sein Land werde sich in keine Pläne hereinzieh­en lassen, um „Deckung zu geben für Israels Präsenz im Gazastreif­en“.

 ?? BILD: SN/AFP ?? Israel rief am Wochenende auch die Menschen im Zentrum Rafahs auf, die Stadt zu verlassen.
BILD: SN/AFP Israel rief am Wochenende auch die Menschen im Zentrum Rafahs auf, die Stadt zu verlassen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria