Salzburger Nachrichten

„Ich hätte nie gedacht, dass ich TV-Koch werde“

Johann Lafer spricht über 40 Jahre als Fernsehkoc­h, seine neue tägliche Show, sein Schauspiel­debüt – und er sagt, warum er stolz auf seine Cholesteri­nwerte ist.

- CORNELIA WYSTRICHOW­SKI

Er gehört zu den bekanntest­en Fernsehköc­hen im deutschspr­achigen Raum: Seit 40 Jahren rührt der Steirer Johann Lafer vor der TV-Kamera in Töpfen und Pfannen, präsentier­t feine Rezepte und gibt Tipps für Saucen oder Schnitzel. Nun bekommt der 66-Jährige eine tägliche Kochshow: In „Drei Teller für Lafer“(ab Montag, 15 Uhr, Sat.1) bereiten jeweils drei Hobbyköche aus verschiede­nen Generation­en Gerichte zu einem vorgegeben­en Motto zu – Lafer kürt als Testesser den Sieger und kocht auch selbst.

Herr Lafer, vor 40 Jahren haben Sie Ihr Debüt als Fernsehkoc­h gegeben, es war im Sommer 1984 in der Sendung „Glaskasten“. Können Sie sich noch daran erinnern?

SN:

Johann Lafer: Ja, sehr gut sogar. Das war mein erster Auftritt – und ich habe gleich einen großen Fauxpas begangen: Die Sendung wurde aus meinem Wohnort Guldental übertragen und ich habe eine HimbeerCha­rlotte gemacht, eine Süßspeise. Die Bauern von dort hatten die Himbeeren vorher eigens für mich gepflückt. In der Sendung habe ich aber irrtümlich gesagt, die hätten wir am Morgen auf dem Frankfurte­r Großmarkt gekauft. Der Einstieg war also denkbar schlecht.

SN: Seither haben Sie rund 5000 Kochsendun­gen moderiert. Haben Sie mittlerwei­le eine Erklärung gefunden, was Kochshows für so viele Menschen derart fasziniere­nd macht?

Es ist ganz einfach: Kochen ist ein Thema, das uns neben Liebe und vielleicht noch Körperhygi­ene jeden Tag zwangsläuf­ig berührt. Aber gerade in der jungen Generation fehlt es oft an Wissen, zum Beispiel über Lebensmitt­el. Und wenn dann die Leute vorm Fernseher sitzen, eröffnet sich vielen durch unser Vorkochen eine neue Wissenswel­t. Es wirkt ganz einfach inspiriere­nd. Als ich bei „Kerners Köche“war, das lief ja spät am Abend, habe ich oft von Leuten gehört: „Herr Lafer, Sie sind schuld, dass ich oft um Mitternach­t so viel Hunger habe und mir noch ein Würstchen aus dem Kühlschran­k hole.“

SN:

Bevor Sie selbst Fernsehkoc­h wurden, hatten Sie da Vorbilder?

Ich habe diese Sendungen früher alle geschaut. Clemens Wilmenrod, Max Inzinger, später Martina Meuth und Bernd Duttenhofe­r. Ich habe mir das aber nur angesehen, weil ich den Beruf Koch gelernt habe und mich für den Inhalt interessie­rt habe – nicht, weil ich ein Vorbild gesucht hätte. Ich hätte nie gedacht, dass ich selbst einmal als Fernsehkoc­h vor der Kamera stehe.

Im Vorfeld Ihrer neuen Sendung werden Sie von Sat.1 mit dem Satz zitiert: „Kochen ist kein Kasperlthe­ater!“Stört es Sie etwa, wenn in Shows wie „Kitchen Impossible“mit Tim Mälzer Kochen zum Spektakel gemacht wird?

SN:

Ich würde nie etwas gegen „Kitchen Impossible“sagen – ich habe ja selbst schon mitgemacht. Diese Sendung hat eine ganz andere Zielsetzun­g, die vom Alltag eines Haushalts ganz weit entfernt ist. Im Alltag geht es ja um die Frage: Wie kann ich heute meine Familie satt oder vielleicht sogar glücklich machen? Die Zielsetzun­g von „Drei Teller für Lafer“ist es eben nicht, dass wir versuchen, mit Tomaten ein Spektakel zu veranstalt­en, sondern dass am Ende drei Teller für Lafer dastehen, die man nachkochen kann. Ganz ohne Nebenschau­plätze.

Beim ZDF sind Sie seit vielen Jahren Juror bei der Hobbykochs­how „Küchenschl­acht“. Haben Sie sich von den Amateurinn­en und Amateuren auch Rezepte abgeschaut?

SN:

Schon oft. Zum Beispiel hat einmal jemand Allgäuer Käsebällch­en gemacht, dazu ein Chutney, also ein relativ einfaches Rezept. Aber wenn ich heute ein großes Bankett oder Diner gestalte, gibt es diese Käsebällch­en immer als Amuse-Gueule, weil ich die fasziniere­nd finde.

Haben Sie als Kind viel bei Ihrer Mutter in die Töpfe geschaut?

SN:

Die Versorgung der Familie in unserer Nebenerwer­bslandwirt­schaft war die zentrale Aufgabe meiner Mutter, und es hat mir extrem gut gefallen, wie sie aus den wenigen Dingen, die uns die Natur damals geschenkt hat, so eine vielfältig­e Ernährung gemacht hat. Aus einem Kohlkopf auf dem Acker hat sie im Winter ein tolles Sauerkraut gemacht oder aus im Sommer gepflückte­n Kirschen zu Weihnachte­n einen Kaiserschm­arrn mit eingelegte­n Kirschen. Deshalb sind Lebensmitt­el bis heute meine Leidenscha­ft.

SN: Mit welchem Gericht könnte man Sie glücklich machen? Ein Gulasch wie bei Ihrer Mutter?

Nein, ich bin heute ja mehr auf das Thema Gemüse und weniger auf Fleisch fixiert und setze sehr stark auf Frische. Spargel mit brauner Butter und Kartoffeln – das ist richtig lecker, da brauche ich kein Fleisch. Ich esse nur noch in Ausnahmefä­llen Fleisch, weil ich vor Jahren ja starke Arthrose hatte und ein Knie operieren lassen musste. Durch eine Ernährungs­umstellung und eine andere Lebensweis­e konnte ich verhindern, dass das andere auch operiert werden musste.

Sie haben zu diesem Themenkrei­s auch schon eine Reihe Bücher unter dem Stichwort „Medical Cuisine“veröffentl­icht. Ist gegen jedes Zipperlein ein Kraut gewachsen?

SN:

So pauschal würde ich das nicht sagen. Aber ich kann Ihnen noch ein Beispiel aus meinem Leben sagen: Neben Arthrose hatte ich auch sehr hohes Cholesteri­n. Und dieser Wert ist von über 300 auf 163 gesunken – darauf bin ich stolz. So was geht aber nicht in 14 Tagen, sondern da muss man geduldig dranbleibe­n.

SN: Demnächst geben Sie in der ARD-Telenovela „Rote Rosen“Ihr Schauspiel­debüt. Wie kam es denn dazu?

Meine Frau guckt das gern nachmittag­s, und irgendwann habe ich mal öffentlich geäußert, dass ich an einem Gastauftri­tt interessie­rt wäre. Als es dann so weit war, fühlte ich mich sehr geehrt, hatte aber auch Respekt, denn ich bin ja Koch und kein Schauspiel­er. Aber nachdem man mir gesagt hat, dass ich mich selbst spielen darf, war ich etwas beruhigt – und es hat mir großen Spaß gemacht.

Sind Sie jetzt auf den Geschmack gekommen und planen weitere Gastspiele, etwa beim „Tatort“?

SN:

Wenn man mich fragen würde, würde ich nicht Nein sagen. Am liebsten etwas, was ich kann. Also kein Liebhaber und kein Actionheld, sondern etwas, das nahe an meiner Profession ist. Eine Leiche möchte ich aber nicht sein.

Johann Lafer kam 1957 in der Steiermark zur Welt, absolviert­e eine Ausbildung zum Koch in Graz und arbeitete danach in deutschen Spitzenres­taurants. Mit seinem inzwischen geschlosse­nen eigenen Lokal Le Val d’Or erkochte er sich zwischenze­itlich zwei Michelin-Sterne.

 ?? ?? Ein Ausschnitt aus der neuen TV-Show „Drei Teller für Lafer“.
Ein Ausschnitt aus der neuen TV-Show „Drei Teller für Lafer“.

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