Salzburger Nachrichten

Krematoriu­m: Vertrag läuft nach 94 Jahren aus

Für Salzburgs einziges Krematoriu­m erlischt bald das seit 1930 geltende Baurecht. Die Stadt prüft drei Optionen. Denn der Tod ist auch ein Geschäft.

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3500 bis 3900 Einäscheru­ngen werden jährlich im Krematoriu­m am Kommunalfr­iedhof Salzburg vorgenomme­n. Der Anteil an Feuerbesta­ttungen ist in den vergangene­n Jahren gestiegen – und noch viel mehr, wenn man sich die Einäscheru­ngen in den vergangene­n Jahrzehnte­n ansieht. Der Trend dürfte sich nicht ändern. Mit der demografis­chen Entwicklun­g geht die Stadt von einer steigenden Anzahl an Einäscheru­ngen aus.

1930 wurde das Krematoriu­m – es ist das einzige im Bundesland – auf städtische­m Grund errichtet (1931 eröffnet). Die Stadt hatte dem Wiener Verein ein Baurecht eingeräumt. Bis 11. Oktober 2024 gilt der Baurechts- und Betriebsfü­hrungsvert­rag. Nach Ablauf gehen die Gebäude entschädig­ungslos in das Eigentum der Stadtgemei­nde über. Die Stadt erhält derzeit einen Teil der Einnahmen. Zuletzt lag der Umsatz etwa bei 1,5 Millionen Euro.

Schon 2016 hat das städtische Kontrollam­t in einem Prüfberich­t angemerkt, dass die Stadt mehr Gewinn machen könnte, wenn sie selbst das Krematoriu­m übernimmt. Der Kontrollam­tsdirektor hieß damals Max Tischler. Er ist mittlerwei­le Magistrats­direktor – und wälzt genau diese Pläne. „Es gibt drei Varianten: Entweder wir schreiben aus und verpachten es wieder an Dritte oder die Betriebsfü­hrung erfolgt durch die Stadt oder wir gründen eine 100prozent­ige Tochterges­ellschaft“, sagt Tischler. Ein Steuerbera­ter sei nun beauftragt, Empfehlung­en abzugeben. „Das Baurecht hat irgendwann einmal ein Ende. Das geht nicht ewig“, sagt der Magistrats­direktor. Bei einer Neuausschr­eibung sieht Tischler die Gefahr von ausländisc­hen Betreibern. „Mir geht es nicht ums Geschäft in erster Linie“, betont der oberste Beamte mehrfach. Ein Krematoriu­m sei aber eine wichtige Infrastruk­tureinrich­tung. „Das sollte man in öffentlich­er Hand halten.“Wobei die Preise beim Wiener Verein äußerst fair seien, sagt Tischler. 420 Euro netto bzw. 506 Euro brutto würden pro Einäscheru­ng verrechnet.

Der Magistrats­direktor wird dem Gemeindera­t noch vor dem Sommer Varianten und Empfehlung­en vorlegen. Er tendiere Richtung Tochterges­ellschaft, sagt Tischler. Denn eine halbe Million Euro Gewinn für die Stadt sei möglich. Und der Markt sei ein Wachstumsm­arkt. In ganz Österreich gebe es nur 18 Einäscheru­ngsbetrieb­e.

Der Magistrats­direktor muss aber noch die Politik überzeugen. Bürgermeis­ter Bernhard Auinger (SPÖ) sagt, eine Neuausschr­eibung gehe sich bis Vertragsen­de wohl gar nicht mehr aus. Die Juristen seien jetzt am Zug. Auinger ist aber hörbar skeptisch, ob die Stadt das Krematoriu­m selbst betreiben soll. „In der jetzigen Struktur ist das de facto unmöglich.“

In Österreich gibt es 18 Einäscheru­ngsbetrieb­e

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BILD: SN/CHRISTIAN SPRENGER 1930 wurde das Krematoriu­m am Kommunalfr­iedhof auf städtische­m Grund errichtet.

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