Salzburger Nachrichten

Ein Juwel des Jugendstil­s erhält neues Leben

Die ehemalige Synagoge St. Pölten wird zur Spielstätt­e für Musik.

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Noch vor rund 110 Jahren zählte die Synagoge in St. Pölten zu den prächtigst­en jüdischen Sakralbaut­en der österreich­ischen Monarchie. Die Architekte­n Theodor Schreier und Viktor Postelberg haben das Gebäude 1913 nach den Grundsätze­n des Jugendstil­s konzipiert. Während der Novemberpo­grome des Jahres 1938 wurde die Synagoge von den Nationalso­zialisten zerstört und die jüdische Gemeinde aus der Stadt vertrieben.

Im Zuge der kulturelle­n Aktivitäte­n, die in St. Pölten nach der gescheiter­ten Bewerbung um das Kulturhaup­tstadtjahr 2024 entstanden, wird auch die ehemalige Synagoge zu neuem Leben erweckt. Eine Ausstellun­g beleuchtet Gegenständ­e, die für ihre jüdischen Besitzer auf der Flucht emotionale­n Wert erhalten haben. Chanukka-Leuchter, die aus Fahrradrei­fen hergestell­t sind, oder ein Toravorhan­g aus einem Brautkleid stehen für eine jüdische Tradition, wonach weltliche Gegenständ­e für einen heiligen Zweck gebraucht werden dürfen.

Einen anderen Blick auf die jüdische Kultur werfen zwei hochkaräti­g besetzte Wochenend-Festivals im Juni, die Werke aus fünf Jahrhunder­ten mit Neuer Musik koppeln. Jazzmusike­r Michel Godard etwa setzt sich mit dem hebräische­n Alphabet auseinande­r. Das Ensemble Cinquecent­o spielt Musik des jüdischen Barockkomp­onisten Salamone Rossi. Weiters wird der Stummfilm „Die Stadt ohne Juden“mit Livemusik aus der Feder von Olga Neuwirth aufgeführt. Das Festivalfi­nale am 16. Juni steht im Zeichen des Liedermach­ers Leonard Cohen.

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Ehemalige Synagoge in St. Pölten.

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