Salzburger Nachrichten

Joe Biden auf den Spuren von Donald Trump und Herbert Hoover

Gegen Billigkonk­urrenz aus China setzen die USA hohe Zölle ein. Das hilft schnell, schadet langfristi­g aber mehr, als es nützt.

- MARKT PLATZ Richard Wiens

Diese Woche wurde einem wieder deutlich vor Augen geführt, wie sehr die Welt in Blöcke zerfällt und sich eine neue wirtschaft­liche Ordnung herausbild­et. Während sich Chinas Staatschef Xi Jinping und Russlands Präsident Wladimir Putin in Peking ihrer tiefen Freundscha­ft versichert­en, feuerte US-Präsident Joe Biden in Washington eine Breitseite gegen das Reich der Mitte und kündigte hohe Zölle auf Elektroaut­os und andere Waren aus China an.

China kostet derzeit in vollen Zügen aus, dass Russland seit den westlichen Sanktionen wirtschaft­lich von ihm abhängig ist. Das ändert aber nichts am Drang der chinesisch­en Machthaber, die Position auf den Weltmärkte­n auszubauen, allen voran in den USA. Dabei ist man in der Wahl der Mittel nicht zimperlich, der Staat verschafft seinen Konzernen mit hohen Subvention­en enorme Wettbewerb­svorteile. Dem wollen die USA nicht länger tatenlos zusehen und einen Riegel vorschiebe­n.

Man werde nicht zulassen, dass China den US-Markt für Elektroaut­os auf unfaire Weise kontrollie­rt, sagte Biden, als er ankündigte, die Zölle auf 100 Prozent zu erhöhen. Zwar kann von Kontrolle keine Rede sein, chinesisch­e E-Autos haben in den USA unter zwei Prozent Marktantei­l. Aber Biden folgt der Devise „Wehret den Anfängen“. Was China mache, sei kein Wettbewerb, „das ist Betrügen“. Dass es nicht geahndet werden kann, dass China der westlichen Konkurrenz mit Dumpingpre­isen in die Parade fährt, liegt auch an den USA, weil sie seit Jahren den in der Welthandel­sorganisat­ion WTO existieren­den Mechanismu­s zur Streitbeil­egung blockieren. Donald Trump weigerte sich, Vertreter dafür zu nominieren, Biden setzt die Blockade fort. Generell ist festzustel­len, dass ihn und Trump wirtschaft­spolitisch wenig trennt. Beider Credo ist America First, das zeigt auch der „Inflation Reduction Act“, mit dem Biden der US-Industrie die grüne

Wende ermögliche­n und gleichzeit­ig ausländisc­he Konkurrenz fernhalten will. Biden liegt in den Umfragen hinter Trump und muss Härte zeigen, da eignet sich ein Außenfeind gut.

Dass die USA, die als Hort der Freiheit gelten, keine Scheu vor Protektion­ismus haben, zeigt die Geschichte. 1930 setzte der damalige Präsident Herbert Hoover ein Zollgesetz in Kraft – den Smoot-Hawley Tariff Act, benannt nach den republikan­ischen Abgeordnet­en Reed Smoot und Willis C. Hawley. Damit wurden Einfuhrzöl­le für 20.000 Produkte um bis zu 60 Prozent erhöht. Die Folge war ein Wettlauf der Zölle, der den Welthandel fast zum Erliegen brachte. Einige Jahre später wurden die Zölle wieder gesenkt. Und nach dem Krieg einigte man sich auf das Zoll-und Handelsabk­ommen GATT, aus dem die WTO hervorging. Es gibt also Hoffnung, dass wieder Vernunft einkehrt.

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