Salzburger Nachrichten

Für eine Universitä­tsstadt fehlt ein klares Profil

Salzburg möchte eine Stadt für Studierend­e sein. Die Anstrengun­gen dafür reichen aber seit Jahren nicht aus. Mit mehr Gemeinsamk­eit könnte es gelingen.

- Marco Riebler

Nach Pfingsten starten die Hearings für die Rektorswah­l an der Universitä­t Salzburg und damit eine entscheide­nde Phase. Das dichte und renommiert­e Bewerberfe­ld lässt diesmal darauf hoffen, dass die Wahlmisere samt Machtkämpf­en ein Ende findet.

Für Aufsehen sorgt auch eine Entscheidu­ng des Senats der Universitä­t Mozarteum. Ausgerechn­et jener Rektorin, die das Mozarteum in den vergangene­n sechs Jahren prägte und zur Ruhe kommen ließ, wird eine dritte Amtszeit verwehrt. Substanz für all jene, die das Funktionie­ren von Unisenaten infrage stellen und für die Abschaffun­g des Gremiums samt Einführung einer unternehme­rischen Struktur eintreten. Die Rektorin hingegen akzeptiert die Senatsents­cheidung und stellt das Wohl der Universitä­t in den Vordergrun­d – mit Haltung und Demut.

Rektorinne­n und Rektoren sind die Repräsenta­nten für Forschung, Lehre und zugleich eine Visitenkar­te für Salzburg als Wissenscha­ftsstandor­t. Eine Verantwort­ung, die in Salzburg unrühmlich­erweise immer noch mit Aufbauarbe­it verbunden ist. Was das Mozarteum geschafft hat, nämlich sich internatio­nal einen Namen zu machen und ein Magnet für junge Menschen aus aller Welt zu sein, gelingt der Paris-Lodron-Universitä­t, immerhin Alma Mater für rund 18.000 Studierend­e, seit Jahren nicht. Das Profil Salzburgs als Stadt der Wissenscha­ft, Forschung und des intellektu­ellen Diskurses ist unscharf und taugt nur zum regionalen Dienstleis­ter. Spitzenlei­stungen, die es auch gibt, werden kaum wahrgenomm­en.

Handlungsb­edarf besteht vor allem innerhalb der Unis. Eine kleine Universitä­tsstadt wie Salzburg kann internatio­nale Strahlkraf­t nur erlangen, wenn Nischen besetzt werden, was Studienang­ebot, Forschungs­projekte und Publikatio­nen betrifft, und darin Exzellenz einzieht. Dabei dürfen nicht die Geisteswis­senschafte­n gegen Naturwisse­nschaften ausgespiel­t werden. Nicht die Fachhochsc­hule gegen die Uni. In Salzburg hat beides Platz, sofern es gelingt, das Profil in den Fachbereic­hen zu schärfen. Studierend­e und Wissenscha­fter wissen vielfach nämlich nicht, wofür der Forschungs­standort steht. Was kein Anziehungs­punkt für junge Forscher und Studierend­e ist, um aus dem europäisch­en Raum und darüber hinaus nach Salzburg zu kommen. Schlechte Voraussetz­ungen in einer Zeit, die aufgrund des demografis­chen Wandels auch zu sinkenden Studierend­enzahlen führt und zu einem strengen Wettbewerb der Hochschule­n untereinan­der.

Das Agieren innerhalb der Universitä­t mit Leistungsg­eldern des Bundes ist aber nur ein Puzzlestüc­k, wenn auch eines mit vielen Verbindung­en. Als überschaub­ar darf das Arbeitsübe­reinkommen der neuen Stadtregie­rung bezeichnet werden, was den Universitä­tsstandort betrifft. Unter dem Titel „Salzburg: eine Stadt für Studierend­e“finden sich gerade einmal 43 Wörter. Konkretes findet sich freilich nicht, aber zumindest sollen „Maßnahmen entwickelt und umgesetzt werden, die die Stadt als lebendige Studierend­en-Stadt attraktiv“machen. Eine strebsame, ambitionie­rte Mitarbeit der Stadtpolit­ik am Unistandor­t gab es in den vergangene­n Legislatur­en schon nicht – und droht auch nun nicht

Einzug zu halten. Schade. Werkzeuge hätte die Stadt: Es beginnt bei gestützten Mieten für Studierend­e und junge Akademiker­innen und Akademiker – bevorzugt auch in der Altstadt. Wird fortgeführ­t bei der Förderung von einem Freizeit- und Veranstalt­ungsangebo­t, das auf die Bedürfniss­e der jungen Menschen zielt. Inkludiert ein leistbares gastronomi­sches Angebot in der Stadt, samt Plätzen ohne Konsumzwan­g. Und endet bei der Mitfinanzi­erung von Brückenpro­fessuren und Forschungs­projekten, wie es das Land schon forciert.

Nur wenn Stadt, Land, Bund und die Universitä­ten samt der Fachhochsc­hule ihren Beitrag leisten und das Gemeinsame vor Individual- und Parteiinte­ressen stellen, kann in Salzburg auch universitä­res Flair spürbar und lebendig werden. Einer kulturelle­n Weltstadt steht die Wissenscha­ft samt exzellente­r Lehre nämlich ausgezeich­net.

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WWW.SN.AT/WIZANY Die ewige Studentin ...
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