Für eine Universitätsstadt fehlt ein klares Profil
Salzburg möchte eine Stadt für Studierende sein. Die Anstrengungen dafür reichen aber seit Jahren nicht aus. Mit mehr Gemeinsamkeit könnte es gelingen.
Nach Pfingsten starten die Hearings für die Rektorswahl an der Universität Salzburg und damit eine entscheidende Phase. Das dichte und renommierte Bewerberfeld lässt diesmal darauf hoffen, dass die Wahlmisere samt Machtkämpfen ein Ende findet.
Für Aufsehen sorgt auch eine Entscheidung des Senats der Universität Mozarteum. Ausgerechnet jener Rektorin, die das Mozarteum in den vergangenen sechs Jahren prägte und zur Ruhe kommen ließ, wird eine dritte Amtszeit verwehrt. Substanz für all jene, die das Funktionieren von Unisenaten infrage stellen und für die Abschaffung des Gremiums samt Einführung einer unternehmerischen Struktur eintreten. Die Rektorin hingegen akzeptiert die Senatsentscheidung und stellt das Wohl der Universität in den Vordergrund – mit Haltung und Demut.
Rektorinnen und Rektoren sind die Repräsentanten für Forschung, Lehre und zugleich eine Visitenkarte für Salzburg als Wissenschaftsstandort. Eine Verantwortung, die in Salzburg unrühmlicherweise immer noch mit Aufbauarbeit verbunden ist. Was das Mozarteum geschafft hat, nämlich sich international einen Namen zu machen und ein Magnet für junge Menschen aus aller Welt zu sein, gelingt der Paris-Lodron-Universität, immerhin Alma Mater für rund 18.000 Studierende, seit Jahren nicht. Das Profil Salzburgs als Stadt der Wissenschaft, Forschung und des intellektuellen Diskurses ist unscharf und taugt nur zum regionalen Dienstleister. Spitzenleistungen, die es auch gibt, werden kaum wahrgenommen.
Handlungsbedarf besteht vor allem innerhalb der Unis. Eine kleine Universitätsstadt wie Salzburg kann internationale Strahlkraft nur erlangen, wenn Nischen besetzt werden, was Studienangebot, Forschungsprojekte und Publikationen betrifft, und darin Exzellenz einzieht. Dabei dürfen nicht die Geisteswissenschaften gegen Naturwissenschaften ausgespielt werden. Nicht die Fachhochschule gegen die Uni. In Salzburg hat beides Platz, sofern es gelingt, das Profil in den Fachbereichen zu schärfen. Studierende und Wissenschafter wissen vielfach nämlich nicht, wofür der Forschungsstandort steht. Was kein Anziehungspunkt für junge Forscher und Studierende ist, um aus dem europäischen Raum und darüber hinaus nach Salzburg zu kommen. Schlechte Voraussetzungen in einer Zeit, die aufgrund des demografischen Wandels auch zu sinkenden Studierendenzahlen führt und zu einem strengen Wettbewerb der Hochschulen untereinander.
Das Agieren innerhalb der Universität mit Leistungsgeldern des Bundes ist aber nur ein Puzzlestück, wenn auch eines mit vielen Verbindungen. Als überschaubar darf das Arbeitsübereinkommen der neuen Stadtregierung bezeichnet werden, was den Universitätsstandort betrifft. Unter dem Titel „Salzburg: eine Stadt für Studierende“finden sich gerade einmal 43 Wörter. Konkretes findet sich freilich nicht, aber zumindest sollen „Maßnahmen entwickelt und umgesetzt werden, die die Stadt als lebendige Studierenden-Stadt attraktiv“machen. Eine strebsame, ambitionierte Mitarbeit der Stadtpolitik am Unistandort gab es in den vergangenen Legislaturen schon nicht – und droht auch nun nicht
Einzug zu halten. Schade. Werkzeuge hätte die Stadt: Es beginnt bei gestützten Mieten für Studierende und junge Akademikerinnen und Akademiker – bevorzugt auch in der Altstadt. Wird fortgeführt bei der Förderung von einem Freizeit- und Veranstaltungsangebot, das auf die Bedürfnisse der jungen Menschen zielt. Inkludiert ein leistbares gastronomisches Angebot in der Stadt, samt Plätzen ohne Konsumzwang. Und endet bei der Mitfinanzierung von Brückenprofessuren und Forschungsprojekten, wie es das Land schon forciert.
Nur wenn Stadt, Land, Bund und die Universitäten samt der Fachhochschule ihren Beitrag leisten und das Gemeinsame vor Individual- und Parteiinteressen stellen, kann in Salzburg auch universitäres Flair spürbar und lebendig werden. Einer kulturellen Weltstadt steht die Wissenschaft samt exzellenter Lehre nämlich ausgezeichnet.