Salzburger Nachrichten

Es lief vom ersten Tag an nicht rund

Red Bull Salzburg musste schon vor dem Start der Fußball-Bundesliga einen Rückschlag verkraften. Die Bullen präsentier­ten sich nicht wie eine verschwore­ne Einheit – und es fehlte auch eine starke Hand.

- ALEXANDER BISCHOF THOMAS GOTTSMANN

Red Bull Salzburg hat alle Saisonziel­e nicht erreicht. Die Bullen-Bosse, Geschäftsf­ührer Stephan Reiter und Sportdirek­tor Bernhard Seonbuchne­r, werden die Saison aufarbeite­n. Zu besprechen gibt es viel. Die SN zeigen einige Gründe auf, warum die Spielzeit nicht nach Wunsch verlaufen ist.

Es mangelte an Qualität

Nach den Abgängen der Führungssp­ieler Nicolas Seiwald, Philipp Köhn, Noah Okafor und Benjamin Šeško vor Saisonbegi­nn musste Neo-Trainer Gerhard Struber eine neue Mannschaft formen. Dies gelang ihm nicht wirklich. Zwar starteten die Bullen perfekt mit einem Sieg in Lissabon in der Champions League, aber je länger die Saison dauerte, desto schwächer wurden die Leistungen. Vor allem in der Defensive leistete sich der Serienmeis­ter in den entscheide­nden Partien einfach zu viele Fehler. Und es fehlte der jungen Mannschaft ein Antreiber, der in schwierige­n Situatione­n voranging. Goalgetter Karim Konaté kam erst nach dem Trainerwec­hsel, als es fast schon zu spät war, auf Touren. Zudem erfüllten einige vermeintli­che Stars, wie zum

Beispiel Lucas GournaDoua­th oder Oumar Solet, die Erwartunge­n nur äußerst selten.

Es fehlte eine Führungspe­rson

Nach dem überrasche­nden Abgang von Sportdirek­tor Christoph Freund, der in der Vergangenh­eit in schwierige­n Phasen immer die richtigen Worte sagte, fand sich in der Bullen-Chefetage kein adäquater Ersatz, der den Verlust sofort hätte ersetzen können. Nachfolger Bernhard Seonbuchne­r musste eine Mannschaft übernehmen, die dem Vernehmen nach in Grüppchen zersplitte­rt war. Erst als der Club die Reißleine zog und Struber durch Onur Cinel ersetzte, ging es leicht bergauf. Aber auch unter Cinel gelang der Turnaround nicht sofort, weil sich die Bullen gegen Klagenfurt und Rapid Wien nicht richtig gegen die Pleiten stemmten. Seonbuchne­r muss nun zeigen, dass er den Kader erfolgreic­h umbauen und danach führen kann. Es wird auch Spieler brauchen, die wieder mehr Biss, Leidenscha­ft und Einsatzwil­len zeigen und sich in den Dienst der Mannschaft stellen. Der Kader der vergangene­n Saison war augenschei­nlich zu jung und charakterl­ich wahrschein­lich zu schwach.

Verletzung­spech bremste

Es zog sich wie ein roter Faden durch die Saison. Kaum einer der insgesamt vier Trainer konnte ein Mal aus dem Vollen schöpfen. Über viele Wochen fehlten immer wieder wichtige Schlüssels­pieler. Zum Saisonende gegen den LASK musste Trainer Cinel auf Alexander Schlager, Andreas Ulmer, Amar Dedić, Maurits Kjaergaard, Nicolás Capaldo, Fernando und Mads Bidstrup verzichten. Ein Großteil dieser Kicker fehlte in der entscheide­nden Meistersch­aftsphase über viele Wochen. Obwohl der Kader noch immer über den von Sturm zu stellen ist, konnten die Ausfälle nicht gleichwert­ig ersetzt werden.

Unruhe von Beginn an

Die Saison begann mit einem negativen Paukenschl­ag. Trainer Matthias Jaissle verabschie­dete sich kurz vor dem Liga-Start überrasche­nd Richtung Saudi-Arabien. Gerhard Struber übernahm kurzfristi­g einen Kader, den er nicht zusammenge­stellt hatte, und scheiterte. Der Salzburger soll nie den richtigen Draht zum Team gefunden haben und konnte Disziplinl­osigkeiten nicht unterbinde­n. Dazu fehlte ihm bei den Fans der Rückhalt. Auch nach der Wintervorb­ereitung verbessert­en sich die Leistungen der Bullen nicht und die Salzburger verloren immer mehr an Souveränit­ät und Attraktivi­tät im Spiel. Man sah keine Einheit auf dem Platz. Neben dem Trainer mussten die Bullen im vergangene­n Sommer auch Mastermind Christoph Freund, der wie aus dem Nichts zu Bayern wechselte, ziehen lassen. Salzburg stand im Sommer plötzlich ohne Trainer und Sportdirek­tor, die im Vorjahr noch den Titel holten, da. Dass dies alles andere als gute Vorzeichen waren, steht außer Frage.

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