Es lief vom ersten Tag an nicht rund
Red Bull Salzburg musste schon vor dem Start der Fußball-Bundesliga einen Rückschlag verkraften. Die Bullen präsentierten sich nicht wie eine verschworene Einheit – und es fehlte auch eine starke Hand.
Red Bull Salzburg hat alle Saisonziele nicht erreicht. Die Bullen-Bosse, Geschäftsführer Stephan Reiter und Sportdirektor Bernhard Seonbuchner, werden die Saison aufarbeiten. Zu besprechen gibt es viel. Die SN zeigen einige Gründe auf, warum die Spielzeit nicht nach Wunsch verlaufen ist.
Es mangelte an Qualität
Nach den Abgängen der Führungsspieler Nicolas Seiwald, Philipp Köhn, Noah Okafor und Benjamin Šeško vor Saisonbeginn musste Neo-Trainer Gerhard Struber eine neue Mannschaft formen. Dies gelang ihm nicht wirklich. Zwar starteten die Bullen perfekt mit einem Sieg in Lissabon in der Champions League, aber je länger die Saison dauerte, desto schwächer wurden die Leistungen. Vor allem in der Defensive leistete sich der Serienmeister in den entscheidenden Partien einfach zu viele Fehler. Und es fehlte der jungen Mannschaft ein Antreiber, der in schwierigen Situationen voranging. Goalgetter Karim Konaté kam erst nach dem Trainerwechsel, als es fast schon zu spät war, auf Touren. Zudem erfüllten einige vermeintliche Stars, wie zum
Beispiel Lucas GournaDouath oder Oumar Solet, die Erwartungen nur äußerst selten.
Es fehlte eine Führungsperson
Nach dem überraschenden Abgang von Sportdirektor Christoph Freund, der in der Vergangenheit in schwierigen Phasen immer die richtigen Worte sagte, fand sich in der Bullen-Chefetage kein adäquater Ersatz, der den Verlust sofort hätte ersetzen können. Nachfolger Bernhard Seonbuchner musste eine Mannschaft übernehmen, die dem Vernehmen nach in Grüppchen zersplittert war. Erst als der Club die Reißleine zog und Struber durch Onur Cinel ersetzte, ging es leicht bergauf. Aber auch unter Cinel gelang der Turnaround nicht sofort, weil sich die Bullen gegen Klagenfurt und Rapid Wien nicht richtig gegen die Pleiten stemmten. Seonbuchner muss nun zeigen, dass er den Kader erfolgreich umbauen und danach führen kann. Es wird auch Spieler brauchen, die wieder mehr Biss, Leidenschaft und Einsatzwillen zeigen und sich in den Dienst der Mannschaft stellen. Der Kader der vergangenen Saison war augenscheinlich zu jung und charakterlich wahrscheinlich zu schwach.
Verletzungspech bremste
Es zog sich wie ein roter Faden durch die Saison. Kaum einer der insgesamt vier Trainer konnte ein Mal aus dem Vollen schöpfen. Über viele Wochen fehlten immer wieder wichtige Schlüsselspieler. Zum Saisonende gegen den LASK musste Trainer Cinel auf Alexander Schlager, Andreas Ulmer, Amar Dedić, Maurits Kjaergaard, Nicolás Capaldo, Fernando und Mads Bidstrup verzichten. Ein Großteil dieser Kicker fehlte in der entscheidenden Meisterschaftsphase über viele Wochen. Obwohl der Kader noch immer über den von Sturm zu stellen ist, konnten die Ausfälle nicht gleichwertig ersetzt werden.
Unruhe von Beginn an
Die Saison begann mit einem negativen Paukenschlag. Trainer Matthias Jaissle verabschiedete sich kurz vor dem Liga-Start überraschend Richtung Saudi-Arabien. Gerhard Struber übernahm kurzfristig einen Kader, den er nicht zusammengestellt hatte, und scheiterte. Der Salzburger soll nie den richtigen Draht zum Team gefunden haben und konnte Disziplinlosigkeiten nicht unterbinden. Dazu fehlte ihm bei den Fans der Rückhalt. Auch nach der Wintervorbereitung verbesserten sich die Leistungen der Bullen nicht und die Salzburger verloren immer mehr an Souveränität und Attraktivität im Spiel. Man sah keine Einheit auf dem Platz. Neben dem Trainer mussten die Bullen im vergangenen Sommer auch Mastermind Christoph Freund, der wie aus dem Nichts zu Bayern wechselte, ziehen lassen. Salzburg stand im Sommer plötzlich ohne Trainer und Sportdirektor, die im Vorjahr noch den Titel holten, da. Dass dies alles andere als gute Vorzeichen waren, steht außer Frage.