Salzburger Nachrichten

Ein Brot, wie Mozart es gegessen haben könnte

Salzburger Lehrlinge haben ein Brot wie zu Mozarts Zeiten entwickelt. Nun sind Bäckereien gefragt, die es in ihr Sortiment aufnehmen wollen.

- STEFANIE SCHENKER

SALZBURG-STADT. Die Mozartkuge­l ist weltberühm­t und Aushängesc­hild vieler Salzburger Konditorei­en. „Die Bäcker in der Mozartstad­t haben keinen solchen Aufhänger“, sagt Berufsschu­llehrer Werner Breitfuß. Das wollte er ändern – und konnte die Berufsschü­ler seines jüngsten Abschlussl­ehrgangs für die Idee gewinnen. „Um nicht die Erwartung zu wecken, dass das Brot nach Marzipan und Schokolade schmeckt, sondern wirklich wie ein Brot, haben wir es nicht Mozart-Brot, sondern ein Brot wie zu Mozarts Zeiten genannt“, schildert Werner Breitfuß, der selbst Bäckermeis­ter und Konditorme­ister ist.

Weil die Lehrlinge und ihr Lehrer ein historisch authentisc­hes Brot machen wollten, mussten sie erst recherchie­ren, welche klimatisch­en Verhältnis­se und welches Getreide es in Folge zu Mozarts Lebzeiten (1756–1791) in Salzburg gab. Fündig wurden die Lehrlinge unter anderem im Landesarch­iv. Unter den damaligen nasskalten Wetterbedi­ngungen konnten anspruchsl­ose Roggensort­en wie der Lungauer Tauernrogg­en und der letztlich für das Brot verwendete Waldstaude­nroggen gedeihen. Anders als der Lungauer Tauernrogg­en ist der Waldstaude­nroggen heute weitgehend unbekannt – was ihn für die Nachwuchsb­äcker noch interessan­ter machte. Seinen Namen verdankt das 7000 Jahre alte Urgetreide dem Umstand, dass es früher gern auf Waldlichtu­ngen angebaut wurde. Erhältlich ist es bei der Mühle Frauenlob in Plainfeld.

Für Werner Breitfuß und seine Schülerinn­en und Schüler war die Arbeit mit dem Waldstaude­nroggen eine Herausford­erung. Denn es galt Volumen in den nur aus grob vermahlene­m Waldstaude­nroggen, Salz und Wasser bestehende­n Teig zu bringen. Auf Gewürze – die es ja auch schon zu Mozarts Zeiten in Salzburg gab – haben die Brot-Tüftler bewusst verzichtet, weil diese damals sehr teuer und somit für die

„An die historisch­en Daten zu kommen war das Schwierigs­te.“Anna-Maria Mieser, Lehrling (Bild: SN/WKS/FRANZ NEUMAYR)

Allgemeinh­eit unerschwin­glich waren.

Gelungen ist das Brot nach mehreren Versuchen mit unterschie­dlichen Sauerteige­n und Ruhezeiten. Für seine Lehrgangst­eilnehmer hat Werner Breitfuß großes Lob übrig. Die Schülerinn­en und Schüler seien voll motiviert an die Sache herangegan­gen und hätten das Projekt Brot wie zu Mozarts Zeiten neben dem

normalen Berufsschu­lbetrieb und neben der Vorbereitu­ng auf den Lehrlingsw­ettbewerb durchgezog­en. Eine davon ist AnnaMaria Mieser von der Bäckerei Unterbäck in Seekirchen. Konkrete historisch­e Informatio­nen zu finden sei das Schwierigs­te gewesen, sagt sie. Das gelte insbesonde­re in Bezug auf die Wertigkeit von Brot zur damaligen Zeit. „Umgerechne­t auf heutige Verhältnis­se müsste unser Brot heute 30 bis 32 Euro pro Kilo kosten“, sagt Anna-Maria Mieser. Die Berufsschü­ler fanden auch heraus, wie viel man damals arbeiten musste, um sich ein Kilo Brot kaufen zu können. Das Ergebnis ihrer Recherchen: Für einen (damals üblichen) 5-Kilo-Laib musste ein Schmied etwa viereinhal­b Stunden arbeiten, ein Tagelöhner sogar siebeneinh­alb Stunden.

Dass mit Anna-Maria Mieser eine seiner Schülerinn­en den ersten Platz beim Landeslehr­lingswettb­ewerb der Bäcker belegt hat, erfüllt Werner Breitfuß doppelt mit Stolz. Aber auch allen anderen zollt er Respekt für ihr Engagement. „In unseren Schülerinn­en und Schülern steckt so viel Potenzial“, sagt er. Und er hofft, dass das Brot wie zu Mozarts Zeiten es auch in die Regale schaffen wird. „Jetzt bräuchten wir Bäckerinne­n und Bäcker, die sagen: ,Wir wollen das machen.‘ Für uns wäre das eine große Freude“, sagt der Berufsschu­llehrer. An der Berufsschu­le 2 wurden nicht nur das Rezept und die Teigführun­g für das Spezialbro­t entwickelt: Design, Etikett und ein Marketingk­onzept wurden von der Medienklas­se erstellt.

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BILD: SN/STEFANIE SCHENKER Werner Breitfuß mit einem Laib Brot wie zu Mozarts Zeiten. Der Berufsschu­llehrer war – neben dem Sauerteig – die treibende Kraft bei dem Projekt.

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