Salzburger Nachrichten

Geld verdirbt den Charakter des Sports

Trainer Gerhard Perlak hat genug von Fußball – nicht nur in Adnet. Er beklagt Fehlentwic­klungen und trifft damit einen Nerv.

- LUKAS HEINZ-KOLLNBERGE­R

SALZBURG. Jetzt muss auch Absteiger Adnet einen neuen Trainer suchen. Gerhard Perlak, der im Vorjahr den Klassenerh­alt in der Salzburger Liga geschafft hatte, heuer aber chancenlos war, räumt spätestens im Sommer auf eigenen Wunsch seinen Posten als Cheftraine­r. Das teilte er am Freitagabe­nd dem Verein mit.

„Die Perspektiv­e, um nächstes Jahr vorn mitzuspiel­en, fehlt. Das tue ich mir nicht mehr an. Ich bin ausgelaugt“, sagt der 45-jährige A-Lizenz-Coach, der nicht an eine Fortsetzun­g seiner Trainerkar­riere an anderer Wirkungsst­ätte denkt. „Das Thema Fußball ist für mich erledigt. Ich will damit nichts mehr zu tun haben. Es hat sich alles in eine Richtung entwickelt, die ich nicht mag. Es geht nur mehr ums Geld. Und es reden so viele mit, obwohl sie keine Ahnung haben. Dafür ist mir die Zeit zu schade. Ich mache jetzt dann andere Dinge.“

Das sitzt – und beschäftig­t auch viele weitere Trainer und Funktionär­e in der Liga. Viele bekräftige­n gegenüber den SN, auch ungefragt, Perlaks Aussagen. Der Grundtenor: Manche Vereine werfen mit dem Geld um sich. Und viele Spieler halten sich alle Optionen offen, stellen hohe finanziell­e Forderunge­n, sagen

den Verbleib beim Verein bzw. den Wechsel zum Club zu, dann doch wieder ab. Nicht selten kommt die schlechte Nachricht nach mehreren persönlich­en Gesprächen via WhatsApp.

Was läuft da schief im Unterhaus? Und was sind Auswege?

„Es wird dem Profigesch­äft ähnlicher. Unterm Strich geht es immer um die Kohle“, sagt Halleins Trainer Christoph Lessacher, der auch Verständni­s für Kicker aufbringt. Viele seien finanziell auf das Zubrot angewiesen.

Hier hakt SAK-Obmann Walter Larionows ein. „Das Hobby Fußball sollte nur ein Taschengel­d bringen. Manche setzen aber alles auf diese Karte und weniger auf die Arbeit oder die Ausbildung. Da fehlt oft die Selbsteins­chätzung“, sagt der langjährig­e Funktionär, der falsche Werte ortet. Er übt sich allerdings auch in Selbstkrit­ik. „Es wirkt alles nicht gesund. Als Clubs machen wir dann mit, weil wir sportlich mithalten wollen. Ein Teufelskre­is.“

Straßwalch­ens Sportchef Mar

kus Chudoba sieht die Vereine in der Pflicht. Er sagt: „Sie machen die Spieler verrückt. Das fängt schon mit den Transfers im Nachwuchs an. So lernen die Spieler nie, was echte Vereinszug­ehörigkeit ist.“Diese vermisst auch Henndorfs Sektionsle­iter Sebastian Lindlbauer. Der Spaß, das Miteinande­r in der Kabine und Freundscha­ften seien inzwischen manchen weniger wichtig als 50 Euro mehr fürs Kicken. „Da verliert man als Ehrenamtli­cher die Lust. Das ist nicht im Sinne des Amateurspo­rts“, sagt der Henndorfer.

Viele wünschen sich eine einheitlic­he Linie der Vereine und mehr Solidaritä­t, wissen aber um die Schwierigk­eit. „Das ist nicht zu regeln, weil einfach zu wenige Spieler am Markt sind“, sagt Kuchls Trainer Thomas Hofer. „Die einzige Lösung ist, selber mehr eigene Spieler nach oben zu bringen.“Seekirchen­s Obmann Toni Feldinger stimmt zu. Auch er sieht im eklatanten Spielerman­gel die Wurzel des Problems. „Da kommen die Marktgeset­ze zur Anwendung. Wir müssen das Angebot an Spielern erhöhen, indem wir endlich das Problem angehen, dass viele Fußballer ab der U14 wegbrechen.“

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BILD: SN/KRUG Adnets Gerhard Perlak zieht spätestens nach dieser Saison einen Schlussstr­ich als Unterhaust­rainer.

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