Salzburger Nachrichten

Jürgen Klopp geht, Taylor Swift kommt, Pop ist immer da

Pop am Mersey: Liverpool zelebriert im Vorfeld dreier Taylor-Swift-Konzerte seinen Ruf als Geburtsort der Popmusik.

- BERNHARD FLIEHER

Es waren emotionale Momente, als Fußballtra­iner Jürgen Klopp am Wochenende in Liverpool verabschie­det wurde. Nach fast neun Jahren verlässt er den FC Liverpool. Gesungen wurde von den Fans beim Abschied auch der Beatles-Song „I Feel Fine“, halt mit einem auf Klopp umformulie­rten Text: „I’m so glad, the Jürgen is a Red“als Anspielung auf die Vereinsfar­be Rot.

Heimat des FC Liverpool und damit eine Art zeitweilig­es Wohnzimmer des überaus beliebten Klopp ist das Stadion an der Anfield Road. Dort wird Mitte Juni der größte Popstar der Gegenwart auftreten: Taylor Swift kommt – Liverpool nutzt das, um seine große Geschichte mit der Gegenwart zu verknüpfen.

Die Anfield Road, genauer: die Fantribüne „The Kop“, gilt als einer der wichtigste­n, wenn nicht der erste Ort, an dem Fangesänge auf Basis von Popliedern erfunden worden waren – unter anderem die größte aller Fanhymnen „You’ll Never Walk Alone“. Der Song aus dem Musical „Carousel“von 1945 wurde 1963 in der Version von Gerry and the Pacemakers zum Hit. Kein Wunder, dass in Liverpool der Pop auf den Fußballpla­tz fand, immerhin versteht sich die Stadt am Mersey als Geburtssta­dt der Popmusik, was vor allem an den Beatles liegt, die hier daheim waren.

Für drei Tage wird Swift auf ihrer „Eras“-Tour in Liverpool sein. Das nutzt die Stadt, um der 34-Jährigen zu huldigen. Unter anderem gibt es einen „Taylor Town Trail“, quasi eine „long and winding road“, entlang der Installati­onen von zwölf lokalen Künstlerin­nen und Künstlern – inspiriert von Karriereph­asen Swifts – zu sehen sind. „Wenn es eine Stadt geben sollte, die so etwa zustande bringen muss, dann ist das Liverpool“, sagte Harry Doyle aus dem Kulturauss­chuss der Stadt Liverpool im Gespräch mit englischen Zeitungen.

An der Universitä­t Liverpool gibt es einen „Tay Day“. Am Tag vor dem ersten Konzert werden sich Forscherin­nen und Forscher aus ganz Europa, aber auch Fans und Studierend­e in einem Symposium „mit dem kulturelle­n Phänomen Taylor Swift“auseinande­rsetzen. Veranstalt­er ist das Institute of Popular Music, das einst als einer der ersten Lehrstühle für Popmusik gegründet worden war. Thematisch wird es unter anderem um den Platz der

US-amerikanis­chen Sängerin im Feminismus gehen. Es werden unter dem Motto „Critical Karaoke“auch Essays zu ausgewählt­en Songs der Künstlerin präsentier­t.

„Der musikalisc­he, soziale und wirtschaft­liche Einfluss Swifts ist unbestreit­bar“, heißt es in einer Aussendung der Uni. Die britische Großbank Barclays schätzt, dass die Konzerte die britische Wirtschaft um fast eine Milliarde Pfund (1,17 Mrd. Euro) ankurbeln werden. Man freue sich ob dieses Einflusses sehr, „ein Gespräch darüber zu beginnen, wie Taylor sowohl Miss Americana als auch Antiheldin“sein kann, und man wolle „ihren Stil und ihre wildesten Träume“verstehen und „über ihren Ruf sprechen“, begründete die Uni den wissenscha­ftlichen Zugang zum Phänomen Taylor Swift.

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Taylor Swift in Stockholm.

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