Das Rote Gold besticht mit hellem Glanz
Das Bergbau- und Gotikmuseum Leogang bietet heuer eine Weltpremiere.
Der Traum ist so alt wie die Menschheit selbst, nämlich Mittel und Wege zu finden, um Gold herzustellen – etwa durch die Verwandlung von Eisen, wie es Alchemisten vergebens versucht haben.
„Goldene Träume“trieben in den österreichisch-ungarischen Bergbaugebieten auch die Gewerken und Bergleute an. Gewerken sind Besitzer von Minen oder Inhaber von Schürfrechten. Wohl daher leitet sich der Name des Ortes Špania Dolina ab, auf Deutsch wird dazu „Herrengrund“gesagt. Die kleine Gemeinde liegt in der Mitte der Slowakei. Schon vor Jahrhunderten wurden Eisen und Kupfer abgebaut.
Historisch nachweisbar ist der Kupferabbau hier ab dem 13. Jahrhundert. Alten Bergleuten fiel auf, dass sich ihr Werkzeug veränderte, weil aus Eisen an der Oberfläche Kupfer wurde, wenn es im Bergwasser zu liegen kam. Auslöser war das Wasser, das hier aus dem Gebirge floss und sogenannten Zementkupfer enthielt. Bald war die Rede vom „Wunder von Herrengrund“.
Das in Herrengrund gewonnene Kupfer wurde weiteren Wandlungen unterzogen. Dank großer Handwerkskunst entstanden Kupferschalen, die ihresgleichen suchen – reichlich verzierte und veredelte Trinkgefäße, feuervergoldet. Bei der Feuervergoldung handelt es sich um eine seit der Antike angewendete Technik. Goldamalgam lässt dabei einen Goldüberzug entstehen, auch auf Kupfer.
All das ist der technische Bereich, zugleich aber der Ausgangspunkt: Fußend auf diesem Material und beflügelt durch den Spruch „Eisen war ich, Kupfer bin ich, Silber trag ich, Gold bedeckt mich“entstanden atemberaubend schöne Kunstgegenstände. 120 davon sind in der Sonderausstellung „Rotes Gold – Das Wunder von Herrengrund“ab 23. Mai auf 120 Quadratmetern Ausstellungsfläche im Bergbau- und Gotikmuseum Leogang zu sehen.
Um es sportlich auszudrücken: Leogang und sein Museum sind in der Champions League angelangt.
Denn diese Ausstellung entstand gemeinsam mit dem Grünen Gewölbe Dresden und der Slowakischen Nationalgalerie Bratislava. Leihgaben kommen von zehn namhaften europäischen Museen.
Entstanden ist die Idee – wie könnte es in Leogang anders sein – durch das Zutun der gotischen Madonnen. Bei der ersten Ausstellung 2019 arbeitete das Leoganger Bergbauund Gotikmuseum mit Marius Winzeler zusammen. Dieser wurde 2021 zum Direktor des Grünen Gewölbes
bestellt. Der gute Kontakt mündete in dem, was Andreas Herzog, er ist Hermann Mayrhofers umtriebiger Nachfolger als Kustos, als eine Art Ritterschlag empfindet: „Das Grüne Gewölbe stellt hier bei uns erstmals auf Salzburger Boden aus.“Nachsatz: „Das Haus in Dresden gilt als der Louvre Deutschlands.“
Ein weiterer glücklicher Umstand ist die Verbindung zum deutschen Mäzen Achim Middelschulte. Dessen opulente Sammlung an Herrengrunder Gefäßen ist Kern der neuen Ausstellung und sie übersiedeln als Dauerleihgaben nach Leogang. Die Freude darüber ist riesig.
Die Ausstellung bietet eine weitere Besonderheit, die sogenannten Handsteine. Ein besonderes Exemplar wurde kürzlich im Metropolitan Museum in New York präsentiert.
Jetzt steht es in Leogang, in einer der 14 Vitrinen der Sonderausstellung. Was ist eigentlich ein Handstein? Andreas Herzog erläutert: „Der Begriff stammt aus der Mineralogie. Er bezeichnet besonders schön kristallisierte Erzstufen oder Mineralstufen. Also handgroße Schätze, die von Bergmännern per Hand hinauf ins Licht getragen wurden.“Juweliere haben diese Kunstwerke der Natur ab dem 16. Jahrhundert aufwendig veredelt. Sie dienten den Besitzern als Prestigeobjekte. Auf versilberten oder vergoldeten Sockeln stehend wurden religiöse Motive, vor allem aber Bergwerksszenen dargestellt.
„Da es sich um fragile Kunstgegenstände handelt, gab es noch nie eine Sonderausstellung, wie wir sie jetzt in Leogang zeigen können. Wir erleben eine Weltpremiere“, sagt
Andreas Herzog. Für den Transport seien neue Maßstäbe im Bereich der Sicherheit gesetzt worden.
Wesentlich ist den Organisatoren der Ausstellung auch, auf die Umweltverschmutzung hinzuweisen, die es damals in enormem Ausmaß gegeben habe. Bei Kupferzementierung seien Tausende Liter Schmutzwasser in die Bäche geleitet worden. Folge: Schäden an der Natur. Menschen seien erkrankt. Tiere seien verendet. Die Feuervergoldung wiederum gelte zwar als schönste Form der Vergoldung, sei aber die lebensfeindlichste und giftigste Form. Oft hätten diese Arbeiten verurteilte Straftäter übernehmen müssen.
Leogang spielt in der Champions League
Ausstellung: „Rotes Gold – Das Wunder von Herrengrund“, Bergbau- und Gotikmuseum Leogang, ab 23. Mai.