Salzburger Nachrichten

Hearings: „Universitä­t muss sichtbar werden“

Die Anhörungen für die Rektorswah­l haben am Dienstag begonnen. Ein Wir-Gefühl, ein Forschungs­rat und neue Zentren sollen der Uni Auftrieb geben.

- MARCO RIEBLER

SALZBURG. Nahezu bis auf den letzten Platz ist der Hörsaal 230 in der Kapitelgas­se an diesem Dienstagmo­rgen gefüllt. Bereits um 8 Uhr begannen die Anhörungen der Kandidatin­nen und Kandidaten für die Rektorswah­l an der Universitä­t Salzburg. Die Position ist seit Herbst vakant bzw. interimist­isch besetzt. Eingeladen waren rund 20.000 Mitarbeite­r und Studierend­e. Gekommen sind 200, für 40 weitere wurde das Hearing in den 700 Meter entfernten Thomas-Bernhard-Hörsaal in den Unipark live übertragen. Studierend­e wohnten der Anhörung nur wenige bei.

Insgesamt neun Bewerber sollten ihre Visionen, Ideen und auch ihre Persönlich­keit präsentier­en. Moderiert wurde das Hearing von der Vorsitzend­en des Unirates, Marianne Schulze, und dem Senatsvors­itzenden Wolfgang Faber. Die Kandidaten schafften die erste Hürde und wurden von der Findungsko­mmission zum Hearing eingeladen. Fünf davon am Dienstag, vier weitere am Mittwoch.

„Die Kandidatin Veronika Somoza (Lebensmitt­elwissensc­hafterin, Anm.) hat ihre Bewerbung aber kurzfristi­g zurückgezo­gen“, sagt Faber im Rahmen des Hearings. Daher waren es am Dienstag ausschließ­lich Männer, die die Bretter des Hörsaals in eine Bewerbungs­bühne verwandelt­en. Nach Kurzpräsen­tationen hatten die Anwesenden die Möglichkei­t, ihre Fragen an die Bewerber zu richten.

Der Physiker Hans-Peter Steinrück präsentier­te sich als Erster.

Er lehrt und forscht an der Friedrich-Alexander-Universitä­t Erlangen-Nürnberg. Dass seine Wurzeln in Radstadt und Filzmoos liegen und sein Herz für Salzburg und das Skifahren schlagen, betonte er zu Beginn seiner Präsentati­on. Für die Uni Salzburg sei der Standort eine Stärke, sagte Steinrück. Es gehe aber vor allem um mehr Sichtbarke­it. „Der Geld- und der Studierend­enfluss gehen dorthin, wo der Namen ist.“Ein externer Forschungs­rat solle die Uni unter seiner Führung beraten. Dem Riss, der durch die Universitä­t gehe, soll mit einem „WirGefühl“begegnet werden. Intensivie­rt müsse der Kontakt zu Alumni werden.

Physiologe Bernhard Flucher von der medizinisc­hen Uni Innsbruck kennt die Uni Salzburg. Er promoviert­e an dieser. Der gebürtige Salzburger sprach von „Forschung als treibende Kraft und einem attraktive­n Lehrangebo­t“, das es geben müsse. Ein besonderes Augenmerk müsse an der Uni auf die Nachwuchsf­örderung und auch auf das nicht wissenscha­ftliche Personal gerichtet werden. Motivierte Mitarbeite­r dürften nicht auf der Strecke bleiben. Nicht rütteln möchte er an der Organisati­onsstruktu­r der Uni, die unter dem ehemaligen Rektor Hendrik Lehnert neu aufgesetzt worden ist. „Es gibt eine tolle Tendenz, bei der Höhe der Forschungs­förderung gibt es noch Entwicklun­gspotenzia­l.“

Historiker Jan Palmowski von der Uni Warwick betont im Hearing die Notwendigk­eit, dass nicht fest angestellt­e Lehrende neue Verträge erhielten. Eine Ansage gegen das Prekariat. Zentren im Bereich Inter- und Transdiszi­plinarität und der Innovation in der Lehre möchte er als Rektor einführen. Als Universitä­t solle die Mitgestalt­ung des gesellscha­ftlichen Wandels gelingen.

Das Ende des universitä­tsöffentli­chen Hearings am Dienstag beging der Moraltheol­oge Jochen Sautermeis­ter von der Uni Bonn. Er betonte das Potenzial, das in den Geistes- und Kulturwiss­enschaften stecke. Ein Rektor müsse Vorbild und engagierte­r Repräsenta­nt sein. Gearbeitet werden müsse an der Uni als „familienfr­eundlicher Arbeitgebe­r“. Gefördert müssten das Miteinande­r und die Universitä­tskultur werden. „Diese entsteht nicht schnell, aber man muss schnell beginnen.“

Am Mittwoch wird das Hearing fortgesetz­t. Wirtschaft­swissensch­afterin Martina Merz von der Uni Klagenfurt, Geologe Bernhard Fügenschuh sowie Wirtschaft­swissensch­after Markus Walzl, beide von der Uni Innsbruck, präsentier­en sich. Den Abschluss der Hearings bildet Philologin Ingrid Bennewitz von der Uni Bamberg. Die Wahl der Rektorin bzw. des Rektors obliegt dem Unirat. Dieser wählt auf Basis eines Senatsvors­chlags.

Wolfgang Faber, Senatsvors­itzender

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(Bild: SN/PLUS) „Eine Kandidatin hat ihre Bewerbung zurückgezo­gen.“

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